laut.de-Kritik
Das Bochumer Hartholz-Urgestein lässt nicht locker.
Review von Kai ButterweckAls Axel Rudi Pell im April 2015 mit seiner über dreistündigen Jubi-Sause "Magic Moments" von der Spitze der deutschen DVD-Charts grüßt, sprechen viele Insider und Fans des Bochumer Metal-Urgesteins über den vermeintlich perfekten Zeitpunkt des Abtretens. Und fürwahr: Es hätte sich wohl niemand beschweren können, hätte er nach 25 Jahren Edelstahl-Dauerstress die Reißleine gezogen. Doch der blonde Saitenhexer denkt gar nicht daran in Rocker-Rente zu gehen. Stattdessen sammelt er direkt im Anschluss an die opulent inszenierten Feierlichkeiten neue Songideen. Diese präsentiert er nun kurz vor dem Einläuten des 27. Businessjahres in Form des mittlerweile 16. ARP-Studioalbums "Game Of Sins".
Ein düster angehauchtes Kirmesorgel-Intro macht den Anfang, ehe Ferdy Doernberg (Keyboards), Volker Krawczak (Bass), Bobby Rondinelli (Drums) sowie der Namensgeber ihre Instrumente einstöpseln und Sänger Johnny Gioeli einen voluminösen Klangteppich zu Füßen legen, auf dem sich der Mann mit dem markanten Heavyrock-Organ mal wieder nach Lust und Laune austoben kann.
Auch die ähnlich gestrickten Nachfolger "Fire" und "Sons In The Night" spielen dem Mann an vorderster Front in die Karten. Ungewohnt harte Rhythmusgitarren, schnurstracks treibende 80s-Drums und lediglich im Background umher flirrende Synthieschwaden erweisen sich als perfekte Begleiter für Giolelis Edelstahlspaziergang durch die letzten vier Hardrock-Jahrzehnte.
Nicht ganz so große Spuren hinterlässt das musikalische Aushängeschild der Band in seichteren Gefilden. Weder der schier nicht enden wollende fast neunminütige Ritt des Titeltracks auf dem Standstreifen, noch die schmachtend vor sich her dümpelnde Halbzeitballade "Lost In Love" wollen so richtig überzeugen. Das liegt aber weniger an Gioelis Gesangsdarbietungen, sondern eher am einschläfernden Background.
Der forsche Melodic-Rocker "The King Of Fools" und der apokalyptische Stampfer "Till The World Says Goodbye" setzen aber schnell wieder neue Energien frei, sodass einem impulsiven Finale mit klassischen Kniefällen vor der eigenen Haustür ("Breaking The Rules"), episch schunkelndem Bombast ("Forever Free") und Grüßen in Richtung Rock'n'Roll-Heaven ("All Along The Watchtower") nichts mehr im Wege steht.
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