laut.de-Kritik
Solides Material fürs Genre-Archiv.
Review von Kai ButterweckFernab von konstruierten Hypes, aus dem Boden sprießenden Sub-Genres und panischen Crossover-Verbindungen geht Axel Rudi Pell nun schon seit einem Vierteljahrhundert unbeirrt seinen Weg. Auch auf seinem mittlerweile 15. Studioalbum "Into The Storm" verneigt sich der blondierte Ruhrpöttler mit dem Kneipenbart vor in Hall getränkten AOR-Drums, kratzenden Vokuhila-Gitarren und Gesangsdarbietungen, bei denen sein Mentor Ronnie James Dio auf Wolke 7 begeistert in die Hände klatscht.
Das obligatorische Intro beiseite geschoben, erwartet den Hörer mit "Tower Of Lies" gleich zu Beginn eine rasante Reise in eine Zeit, in der man kunterbunte Band-Shirts noch in die Hosen steckte. Wallende Synthie-Flächen, die sich über schnittige Powerchords legen und eine inbrünstige Stimme an vorderster Front, wecken schöne Erinnerungen.
Mit dem Schaffen von Whitesnake und Journey vor Augen und dem Erbe von Herrn Padavona im Herzen, hält das pellsche Kollektiv auf Songs wie "Long Way To Go", "Burning Chains" und "Touching Heaven" die Heavy-Rock-Fahne hoch. In einem festgeschnürten Kokon aus Leder, Denim und feinem Tuche schüttelt das Quartett haufenweise solide Headbanger-Strukturen aus dem Ärmel, mit denen man bei Wacken-Freunden und Zeche-Dauergästen offene Türen einrennt.
Hinter der taffen Fassade hüpfen in der Regel aber auch schmachtende Emotionen im Dreieck. So auch im Fall von Axel Rudi Pell. Anno 2014 lässt der Bochumer gleich drei pathosgeschwängerte Bündel vom Stapel.
Während die klassische Powerballade "When Truth Hurts" mit reichlich Valium im Gepäck saft- und kraftlos gen Schlafzimmer trottet und sich das zehnminütige Dynamik-Ei "Into The Storm" in einem uninspirierten Wulst aus schleppendem Gestampfe und zähem Geseufze von Sänger Johnny Gioelie in Richtung Niemandsland verabschiedet, überzeugt die Neuinterpretation des Neil Young-Klassikers "Hey Hey My My" hingegen mit dem nötigen Maß an Feingefühl.
Alles in allem fügt sich das Album nahtlos in die bisherige Diskografie des Hartwurst-Nerds aus dem Ruhrpott ein. Dem einen oder anderen Wegwerfprodukt stehen jede Menge grundsolide Heavy-Tracks gegenüber, die das nimmermüde Genre mit Wohlwollen archivieren wird.
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