laut.de-Kritik
Deutschrap in Beton gegossen.
Review von Alexander EngelenDie Frage 2004: Wer ist hier der Bozz? Die Antwort kam prompt beim handgreiflichen "Mein Block"-Battle mit dem Resultat einer verbeulten Maske. Dann 2005 mal kurz mit Savas die Charts im Sturm genommen und das beste Kollabo-Album Hip Hop-Deutschlands gezaubert. Und 2006?
"Game Over"! Keine Kompromisse und, laut Eigenaussage, "das größte Werk, das er je geschaffen hat". Auf "Monstershit", dem ersten Track des "One"-Albums, hat es Azad bereits angesagt. Jetzt macht er es wahr: "Armageddon im Beton"!
Denn dort findet Azads Rap statt. Im Beton. Deswegen nennt er sich Betonpoet und "Sohn des Betons" und repräsentiert damit nicht den ultraharten Gangster aus einer imaginären Ghettorealität, sondern den "kaputten Kopf" eines in sich gekehrten, aber scheiß-harten Typen, der sich auf den Straßen behaupten muss. Die Straße gilt im Genre seit jeher sowohl als Sprungbrett, als auch als tonnenschwere Fußkette für die eigene Entwicklung. Für Azad ist die Straße vor allem eines: rau und kalt.
Aggro Berlin findet im Leben im Block noch die Inspirationen für Jux und Dollerein, schafft den Week End-Soundtrack für feierwütige Schüler des Gymnasiums: super, "endlich Wochenende, endlich wieder Drogen nehmen." Zu Azad jedoch ballen sich die Fäuste in der Neuköllner Rütli-Schule. Allerdings weckt Azad auch Hoffnung für diesen Teil der Generation, der seine Zukunftsängste nicht in Alkopops ertränkt, sondern sie sich gegenseitig aus den Köpfen prügelt.
Schmerz und Hoffnung - Azads Ying und Yang über allem. Musikalisch wie inhaltlich. Eine Faust schlägt in die Fresse des Gegners, eine Träne fließt beim Kampf um das Sorgerecht für die eigene Tochter, und eine "weiße Taube" fliegt über Krisengebiete in Azads Heimatland Kurdistan. Ein Klavier untermalt beklemmend Azads Seelenstrip ("Eines Tages"), Synthiebässe krachen unvermittelt auf den Hörer nieder und der kurdische Sänger Sivan Perwer treibt Klagelieder über die Skyline Frankfurts. Alles in sich geschlossen, alles wahr. Ying und Yang.
Ohne nur einmal das kontroverse Attribut "real" in den Mund zu nehmen, schmettert Azad seine knallharten Reime wie Köpfe auf den Asphalt. Dabei ist seine Stimme so überzeugend, sind seine Erzählstränge so stringent, dass man nach wahr oder echt nicht mehr fragen braucht. Auf "Game Over" öffnet Azad sein Herz. Ein Herz, das "vor Schmerz stirbt". Ein Herz, das nach Hoffnung schreit. Und ein Herz, das hasst. Alles noch intensiver als auf dem Erstlingswerk "Leben", an dem sich der Rapper seit jeher zu messen hatte.
Selten zuvor hat sich Emotionalität auf so hohem Rap-Niveau auf einem deutschen Hip Hop-Album verdichtet. Musik erzeugt Gefühle! Azad liefert mit "Game Over" endgültig den nicht leicht verdaubaren Beweis dafür, dass auch Rap es kann.
47 Kommentare, davon 27 auf Unterseiten
Das Album ist einfach geil. Period.
ich halte das Album für eine Katastrophe... Azad war noch nie so schwach. Bei manchen Songs gibt es Strophen in denen sich kein Wort reimt, ungelogen... Bei "Der Bozz" ging mir das extreme militante Gebaren schon auf den Senkel, aber wenigstens hat er da noch geil gerappt... Hoffentlich wird "Azphalt Inferno" wieder besser...
definitv war früher bei azad vieles besser.
wenn ich mich an leben zurückerinner...ein großartiges album.
battlemäßig wärmt der junge für meinen geschmack eh nur noch alte kamellen auf.
@Versacker (« Ey hier meint doch keiner das es Azad net draufhätt. »):
meint auch keiner, nur seine alben sind nach der bozz einfach alle schlecht gewesen.
naja so schlecht wie das album hier gemacht wird, find ich es nicht. auch wenn einige beats meiner meinung nach hart an der grenze sind.
finde aber gut, dass auf blockschrift mehr deepe sachen sind, da die mir mehr gefallen als seine battlesachen.
@Rower (« Das Album ist einfach geil. Period. »):
hat sich nach dem 3ten hördurchgang geändert.