laut.de-Kritik
Wenn diese Band 'clean' klingt, stimmt was nicht.
Review von Vicky ButscherEnde Januar 2008 traten die Babyshambles in Berlin auf. Etwas wurde dabei offensichtlich - zumindest für diesen Abend, weiter darf man im Doherty-Kosmos wohl nicht denken: aus einem shambolic Chaos war eine überzeugend tighte Rockband geworden.
Auch der Einzug auf die Bühne in Glasgow - etwa zwei Monate vor ihrem Berlin-Gig - lässt auf einen unterhaltsamen, aber nicht zu chaotischen DVD-Abend hoffen. Leider offenbaren sich schon im Opener die ersten Stolpersteine: Die Kameraeinstellungen sind ambitioniert, aber immer wieder unprofessionell. Wieso eine Handkamera aus dem Publikum? Wieso ragen bei Nahaufnahmen immer mal wieder die Köpfe des Publikums ins Bild?
Den unprofessionellen Eindruck vertreibt auch der sehr passend gewählte Sepia-Ton nicht, der die meiste Zeit auf den Aufnahmen liegt. Wenn dann noch auf einen Ausschnitt des Mikrofon-Ständers gezoomt wird, ist das Fragezeichen in meinem Gesicht perfekt.
Der Sound legt sich wie eine Mischung aus Roboter-Moves und grauem Schleier über die Brillanz der Songs, die Spuren scheinen nebeneinander aufgereiht. Hier versucht jemand, eine Band clean klingen zu lassen, die zuallerletzt den Anspruch darauf hätte.
Setzt der Bass ein, wird die Gitarre plötzlich komplett unangemessen zurückgenommen. Die Dynamik der Songs geht dabei verloren. Bei so viel Künstlichkeit im Sound muss man aufpassen, dass man den ekstatischen Beifall des Publikums nicht auffasst wie das eingespielte Lachen in einer Sitcom.
Vor "Beg, Steal or Borrow" fasst Pete das eigentliche Drama der Band zusammen: "I never thought we'd make it ... But here we are anyway". Wenn man sie dabei leibhaftig erlebt, ist es ein großes Fest und bei diesem Song, "Side Of The Road" oder "Killamangiro" erhascht man bei den aufbrausenden Stellen auch immer mal wieder für einen Moment eine Ahnung des Gefühls und des Sturms, der einen bei einem Live-Konzert dieser wunderbaren Band mitreißt.
Die Ansagen und Petes "Zwischensinger" kommen emotionaler rüber als die Songs. Und Gott sei Dank gibt es auch die kleinen, schönen Momente. Wie etwa Petes Solo-Version des Libertines-Klassikers "Good Old Days" oder die Jazz-Version von "There She Goes" mit Kontrabass, Besen-Sticks und rundem Klang.
Am wunderbarsten sind jedoch die Stellen, in denen dirty Pete seinen Charme spielen lässt. Keine Spur von Verpeiltheit, nur ein einziges großes, offenes Herz.
Die Extras gestalten sich eher mau: Es gibt eine Sammlung einiger - wirklich wunderschöner - Babyshambles-Videos zu sehen, von denen vor allem das zu "The Blinding" einen Platz in der Musikvideo-Historie verdient hat.
Leider vermittelt der Konzertmitschnitt kaum einen Eindruck von der einnehmenden Stimmung bei den Auftritten der Babyshambles. Doch wenigstens zeigt uns dieses Dokument trotz aller optischer und soundtechnischer Schwächen: Am Ende geht es bei der Band um die Musik, und sobald sie auf der Bühne stehen sind sie Eins.
Tight for the sake of music. Hinter der Bühne darf dann wieder alles in sich zusammenbrechen. Ein kleines heilloses Durcheinander - Babyshambles - eben!
1 Kommentar
also die tour soll ja nich so dolle gewesen sein... oder???