laut.de-Kritik

Das famose Comeback klingt wie ein verschollenes Greatest Hits-Werk.

Review von

Wenn Endsechziger zwei Jahrzehnte nach dem großen Midlife Crisis-Knatsch wieder Blut lecken, ist nicht selten Vorsicht geboten. Nicht so bei diesem kanadischen Duo. Diese Platte besteht vorwiegend aus neuem Wein in traditionellen Schläuchen. Die Rezeptur geht auf. Beide Rock-Recken haben nichts verlernt. Sie erwecken den alten BTO-Zauber ebenso lässig wie elegant.

Die Zutaten sind im Wesentlichen unverändert. Knorriger White Man Blues, eingängige Hooks und Riffs, rau-kehliger Gesang von Bachman; famos geschriene Vocals von Turner. Das führt zu einem sehr homogen gestrickten Album, das insgesamt klingt wie eine Art verschollenes Greatest Hits-Werk.

"Moonlight Rider" rockt dem letzten Skeptiker mit großartiger Hook und Turners Geschrei den Boden unter den Füßen weg; ebenso "I've Seen the Light". Gut gebrüllt, Löwe! "Waiting Game" schmirgelt sich als Short Story schleppend, aber zerspanend im Zeitlupentempo in die Ohren.

Das fette "Can't Go Back To Memphis" versprüht enorme urwüchsige Energie, dabei ist wirklich eine Kunst, das etwas abgedroschene Rockblues-Genre so kraftvoll ohne jeden Anflug von routinierter Langeweile zu zelebrieren. "I did my best to beat the System!" verkünden sie dort, das ist ihnen in der Tat gelungen.

Ein paar neue Gewürze finden sich auch im wiedervereinigten BT-Laden. "That's What It Is" jongliert smart mit 70er Showbiz-Funk. Das achtminütige laid back Juwel "Traffic Jam" glänzt erstmals mit leicht jazzigem Touch an Bachmans Gitarre. Damit versprüht er genau jene entspannte Energie, die Eric Clapton zuletzt vermissen lässt.

"Slave To The Rhythm" oder "Rock And Roll Is The Only Way Out" wirken zwar wie peinliche Rockismus Ausrutscher im tumben Holzfällerstil. Dennoch ist das Album eine echte Weiterentwicklung der BTO-Tradition. Wer nach der BTO-Trademarke "You Ain't Seen Nothing Yet" sucht, ist mehr als gut bedient. Genau genommen klingen die hervorgehobenen Tracks allesamt sogar besser im Sinne von gereifter als die alten Gassenhauer.

Man kann getrost jedes 70er-Album der Band gegen dieses austauschen. Wer mir da jetzt Legendenschändung vorwerfen möchte, nur zu.

Trackliste

  1. 1. Rollin' Along
  2. 2. That's What It Is
  3. 3. Moonlight Rider
  4. 4. Find Some Love
  5. 5. Slave To The Rhythm
  6. 6. Waiting Game
  7. 7. I've Seen the Light
  8. 8. Can't Go Back to Memphis
  9. 9. Rock and Roll is the Only Way Out
  10. 10. Neutral Zone
  11. 11. Traffic Jam
  12. 12. Repo Man

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