laut.de-Kritik
Die Progpoprock-Schotten setzen auf Eingängigkeit.
Review von Matthias MantheDie Progpoprock-Schotten mit den regelmäßig hässlichsten Coverbildern sind wieder da. Wir erinnern uns: Cobain tot, Grohl wechselt vom Schlagzeug an die Alternative Rock-Speerspitze, im fernen Arizona pflanzt die Emojugend um Jim Adkins rührselige Melodien in catchy Collegerock-Hymnen. Drei Insulaner hören was genauer hin und verquickt den kontemporären Gitarren-Spirit von drüben mit einer Vorliebe für Rush.
Dreimal ging das so zuvor schon gut, allerdings eher unbeachtet. Jetzt der Wechsel von Beggars zu Warner. Und mehr denn je könnten sich die Fangeister in bester Ghostbusters-Manier scheiden. Bedeutet dieser Schritt Kommerzialisierung, oder ist "Puzzle" nur das konsequenteste Bekenntnis zum Pop? Eine Frage der Perspektive.
Denn je nach Zugang geben die Biffys ihrem Sound nun den heiß ersehnten Stoß Richtung Indie-Stadion-Rock, oder aber krempeln die Essenz ihrer Musik im Ausmaß eines stumpfen Winkels um. Mach dein Kreuz doch bitte selber.
Objektiv in Zement gießen lässt sich zumindest die Feststellung, dass der bandinterne Schwarze Peter sicher nicht mehr bei Airplay, relevanten Verkaufszahlen, und resoluter Eingängigkeit liegt - falls es diesen Dissens für Simon Neil, James und Ben Johnston tatsächlich je gegeben hat. Episch orchestriert im Stil von Silverchairs "Emotion Sickness" machen Biffy Clyro ihren Hookline-Fachverkauf morgens auf.
Von da an sorgen Jimmy Eat World-Chöre, stadiontaugliche Foo Fighters-Halbballaden und eine mittlere Portion Post-Grungeness für jede Menge Publikumsverkehr. Eingänge in dieses Rock-Sammelsurium gibt es schließlich genug. So viele gar, dass die zweite Albumhälfte mitunter selbst für Radiolandschaften etwas zu berechenbar klingt.
Das ist nicht das ganz große Los für den Teil der Gemeinde, der seine amorösen Schwerpunkte bislang eher in den Katakomben zwischen Schlingerkurs und Schreianfall legte. Das Herz an "Puzzle" zu verschenken scheint mir generell eher schwierig. Aber Gefälligkeit im besten Sinn ist schließlich ebenfalls eine Qualität.
18 Kommentare
"So viele gar, dass die zweite Albumhälfte mitunter selbst für Radiolandschaften etwas zu berechenbar klingt."
Na... die Radiosender möchte ich gerne hören. Unbestritten ist "Puzzle" das bislang zugänglichste Biffy-Album. Auch der ein oder andere Song fällt möglicherweise recht glatt aus, offenbart aber trotzallem auch bei mehrmaligem Hören bislang keine Abnutzungserscheinungen. Den letzten Alben der "Foo Fighters" und von "Jimmy Eat World" ist "Puzzle" meiner Meinung nach jedoch klar überlegen.
Biffy Clyro - Biffy was? So jedenfalls hätte ich noch vor ein paar Tagen gefragt. Nun komme ich eher aus der "alten Zeit", meine Regale sind mit Dylan, Young, Zeppelin, Purpel und Co. gefüllt. Aber seit gut einem Jahr bin ich auf der Suche. Gefunden habe ich Creed, Soundgarten, Nirvana (ja, ja - die hatte ich bis jetzt ignoriert) Pain of Salvtion, Apocalyptica, Mute Math u.ä. Und eben Biffy Clyro. Biffy reiht sich dabei nahtlos in die interessanteren Neuerscheinungen/ Entdeckungen der Jetztzeit ein. Ich kenne die "alten" CDs von Biffy nicht. Aber was soll´s? "Puzzle" ist abwechslungsreich, stellenweise etwas zu gefällig, aber eben größtenteils doch "spannend" komponiert, erstklassig gespielt und gut produziert.
Wow. Schwere Kost für Fans der ersten Stunde.
Die wiederum werden sagen: zu leicht verdaulich. Ich behaupte: Bekömmlich!
Das hier ist ziemlich ausgeglichen. Manche werden sagen: Berechnend.
Knaller im Sinne von "Wave upon ..." sucht man hier vergebens, hier und da kommen tatsächlich FooFighters durch (keine Angst, BC sind noch immer eigenständig) - und ja: Biffy Clyro ist radiotauglich geworden.
Und obwohl ich "Infinity Land" liebe und es gerne mal etwas härter und dreckiger habe, so gestehe ich doch, dass ich ungemeinen Gefallen an dieser Scheibe gefunden habe. Vielleicht liegt es an der Leichtigkeit, die bei den Jungs plötzlich zutage tritt.
Das Album passt eben besser zum Samstag nachmittäglichen abhängen mit Kumpels im Freien als Freitag nacht in der Rockkneipe.
Und so kann ich summa summarum (für mich) das Album auf ein Wort herunterbrechen:
Erfrischend!
@schmeisses (« Ich wär ja dafür, dass sich die laut.de-Review-Autoren von nun an jedes Album mindestens dreimal anhören müssen; gerade bei dieser Scheibe wär das vielleicht von Vorteil gewesen - it grows on you.
»):
Wie mich die immer gleiche Unterstellung langweilt. Woher wisst ihr eigentlich immer wie oft er/sie sich das angehört hat. Nicht meiner Meinung assoziiert Ahnungslosigkeit bzw. mangelnde Quantität bei den Durchläufen. Das ist so ermüdend. Subjektivität die 1000.!!! Es ist zum Verzweifeln!
@Daniel (« Dass ich die auch mal entdecke...
Ich schließe mich scumsurfers Meinung und frage mich erneut, was in Screwball vorging. »):
mein all-time-fav von biffy bleibt "my recovery injection". oder doch die coverversion von "umbrella"?
was eine schwachsinnskritik. kein einziges lied wird besprochen, nur platitüden und vergleiche mit nicht enden wollenden metaphern, die für mich wenig mit dem eigentlichen sinn einer kritik -DER MUSIK- zu tun haben...
biffy hat ein bisschen mehr feingeist verdient!