laut.de-Kritik

Es ist hart, sein Herz auszuschütten.

Review von

"Rap-Acts können von Sängern oder Songwritern viel über Musik und Melodien lernen. Die meisten Rapper haben davon keine Ahnung. Irgendwer gibt ihnen einen Beat, und sie rappen drüber. Man sollte sich selbst an einem Instrument versuchen, egal wie schlecht man ist. Es gibt einem das Gefühl für Musik", droppte Everlast im laut.de-Interview bereits 2004 kluge Ratschläge wie Profi-Peer beim Turnen.

Heuer wandelt J. Cole auf den Spuren von Pete Rock, Tyler The Creator holt hypnotischen Elektro-Minimalismus aus der Software und Big K.R.I.T.? Big K.R.I.T. misst sich mit den Outkast'schen Musikmagiern von Organized Noize. For Dolo.

Im Opener "Purpose" kreischt und kräht die Gitarre, während in "Serve This Royalty" ein einsames Saxophon mit Cody Chesnutt (Ja. The Seed 2.0!) das Spiel des Lebens spielt. K.R.I.T. mixt auf "REM" nebenbei James Blakes "The Wilhelm Scream" mit Gil Scott-Herons "The Revolution Will Not Be Televised", holt bei "Good2getha" den guten, alten P-Funk aus der George Clinton-Tonne und fegt mit "My Trunk", einem Dirty South-Banger der alten Schule, durch die City.

Einzig "Life Is A Gamble" stammt nicht aus des Meisters Feder. Vielmehr sampelt sich 9th Wonder durch Marvin Gaye und boombapt wie bekannt. Fans dieser ultraentspannt nickenden Kollabo freuen sich auf das kommende Werk der beiden.

"Songwriter sollten dagegen mal die Lyrics der Rapper genauer unter die Lupe nehmen. Die sind der Mittelpunkt von Hip Hop." Auch wenn Everlast Big K.R.I.T. noch nicht kannte, Songwritern schadet ein Ohr in Richtung seiner Lyrics nicht. Im Gegenteil.

"I was born in '86, despite the wolves and rats / Survived the wild and returned with these bear furs on my back / To feed the family, drink the wine / Give thanks to God and watch for signs / The winter's cold / But we was chose to rise above the darkened skies ..." Klassische Struggle-Stay-Strong-Zeilen können platt sein wie Norddeutsch, oder eben Bilder ohne Pinsel malen wie Big in "Purpose".

In der "Banana Clip Theory" spricht seine Knarre zu ihm, und er zitiert Nas' "I Gave You Power"-Story, auf der God's Son aus der Sicht eben jener Waffe rappt. Bei K.R.I.T. liest sich das so: "I heard a gun the other day / It spoke to me and told me power / Was the only thing that we could lose / So don't be afraid to let it shower."

Den Übertrack des Albums hebt sich der Rapper jedoch bis zum Schluss auf. "Multi Til The Sun Die" widmet er seinem Multi-Alumni–Label, Freunden und Familie. "I did it for the people that believe in me / Never shine on my family cause that could breed envy / Friends up and turned foes and I done seen plenty / Cause loyalty is all we had and I believed in it." Mit mächtigen Chören und Violinen geht hier zudem die Sonne auf wie bei Udo Jürgens. Gänsehaut für einen wahren König.

"Chuck D sagte vor langer Zeit schon, es ist nicht hart, hart zu tun. Es ist hart, sein Herz auszuschütten." – Everlast.

Trackliste

  1. 1. Purpose
  2. 2. Shine On feat. Bun B
  3. 3. Talkin Bout Nothing
  4. 4. King Without A Crown
  5. 5. REM
  6. 6. Meditate
  7. 7. Serve This Royalty
  8. 8. Good 2getha feat. Ashton Jones
  9. 9. Just Last Week feat. Future
  10. 10. My Trunk feat. Trinidad James
  11. 11. How U Luv That feat. Big SANT
  12. 12. Only One feat. Wiz Khalifa Smoke DZA
  13. 13. Banana Clip Theory
  14. 14. Life Is A Gamble feat. BJ The Chicago Kid
  15. 15. WTF
  16. 16. Bigger Picture
  17. 17. Multi Til The Sun Die

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2 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    LOL, 1986 geboren allah der soll sich ma lieber die Windeln wechseln lassen und Run DMC checken zu der Zeit hatte ich längst die zweite HipHopwelle in Deutschland im Alleingang etabliert und nebenbei ohne große Mühe landesweit Respekt als krasser skatedude erworben yo!

  • Vor 11 Jahren

    Einer von den ganz Guten, digge diesen Dude schon lange. Empfehlenswert vor allem die alten Mixtapes, aight. Auch für mich als offener Menschen immer wieder was dabei. knowledge is worldwide.