laut.de-Kritik

Ein Gourmet-Menü aus Wasser und Brot.

Review von

Der gefeierte Vorgänger "Sometimes I Wish We Were An Eagle" endete mit einer episch anmutenden Verabschiedung von Leben und Materie. Zwei Jahre später reicht uns Bill Callahan, der Meister des Lo-Fi-Minimalismus, die "Apocalypse" nach. Es ist immer wieder faszinierend, wie der 45-jährige Songwriter mit geringstem Aufwand eine derartig raumfüllende Präsenz hervorbringt.

Mit seinem tiefen Bariton, einer Akustikgitarre und vereinzelten Banjo-Klängen im Hintergrund entführt er den Hörer auf dem Opener "Drover" auf direktem Wege in die verstaubte Prärie seiner Heimat. Mit poetischer Sensibilität und einem ausgeprägten Hang für skurrile Bildwelten verschafft er sich Gehör bei allen Amerika-Verdrossenen diesseits und jenseits des Äquators.

Wenn er während des Songs "America!" mit kritischem Augenzwinkern nach Veränderung fleht oder auf "Riding For The Feeling" seinen ganz persönlichen Untergang skizziert, schnürt es einem schon fast die Kehle zu vor so viel geballter Emotion. Die anfängliche Enttäuschung über die geringe Anzahl an Songs auf "Apocalypse" (es sind nur sieben), kipppt spätestens nach dem Schluss-Akkord von "One Fine Morning" in pure Erleichterung um, denn danach müssen die aufgewühlten Gefühle erst einmal sortiert werden. Mit stoischer Ruhe und einem bis aufs Minimum reduzierten musikalischen Background wirft Bill Callahan mit unnachahmlicher Intensität nur so um sich.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Perfektes noch weiter perfektioniert werden kann. Wenn "Sometimes I Wish We Were An Angel" das Tor in eine neue Dimension des Lo-Fi-Folk geöffnet hat, breitet sich "Apocalypse" in dieser flächendeckend aus und hinterlässt nachhaltig seine Spuren.

Unaufgeregt, zeitlos und doch wie ein wilder Tornado fegt das Album seine Subtilität und Ausgereiftheit in die Sphäre, stellt mehr Fragen, als dass es Antworten liefert und begibt sich selbst und seinen Schöpfer in nahezu konkurrenzlose Gefilde. "Apocalypse" ist ein Blockbuster auf Hi-8, ein Gourmet-Menu aus Wasser und Brot und ein emotionaler Krieg ohne jeglichen Einsatz von Waffen. Chapeau, Chapeau, Chapeau!

Trackliste

  1. 1. Drover
  2. 2. Baby's Breath
  3. 3. America!
  4. 4. Universal Applicant
  5. 5. Riding For The Feeling
  6. 6. Free's
  7. 7. One Fine Morning

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