laut.de-Kritik
Kürbisgott Corgan wendet sich von der Rockgitarre ab ...
Review von Stefan FriedrichKürbisgott Billy Corgan hat es endlich getan: Sein Solodebüt veröffentlicht. Wer von den noch immer zahlreichen Fans jedoch auf ein Gitarrenbrett gehofft hat, der wird enttäuscht werden. Denn Corgan zelebriert auf "The Future Embrace" eine eigenwillige Mischung aus kalten elektronischen Sounds, verzerrten, poppigen Elementen und 80er-Ästhetik.
Schon der Opener "All Things Change" lässt verstört zurück. Hinter Corgans Gesang raschelt und zirpt es an jeder Ecke, alles klingt hier künstlich, selbst die Gitarre dröhnt entfremdet im Hintergrund. So weit nicht schlimm, allerdings fehlt die ganz große und mitreißende Melodie leider. "Mina Loy (M.O.H.)" punktet erst nach einigen Durchläufen, genau wie "The Cameraeye". Zwar stehen noch immer frickelige Elektro-Skizzen auf dem Spielplan, doch Corgan füllt sie mit wesentlich mehr Leben als den Opener.
Das Bee Gees-Cover "To Love Somebody" funktioniert hingegen nicht wirklich, auch wenn sich Corgan noch Robert Smith als Duettpartner ins Studio geholt hat. Die Kombination klingt ähnlich absurd, wie sie auf dem Papier wirkt.
"A100" bringt dann das Grundproblem der Platte sehr schön auf den Punkt. Sounds wie diese hat Corgan vor ein paar Jahren schon mal produziert, Ende der 90er. Doch während damals Knaller wie "Pug" oder "Eye" entstanden, so fehlt dieses Mal das druckvolle Etwas, das die Songs in Hits verwandelte.
Somit plätschert "The Future Embrace" insgesamt doch ein wenig belanglos dahin. In guten Momenten zaubert Corgan ein "Walking Shade" hervor, in weniger guten gelingt ihm nur ein "Sorrows (In Blue)". Ausbrüche nach oben oder unten gibt es keine. Die Hoffnung auf den großen Wurf aufgeben sollte man trotzdem nicht. Denn wie Billy Corgan selbst sagt, experimentiert er momentan, um ein besserer (Rock-)Songwriter zu werden!
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