laut.de-Kritik

Geht nicht nur unter die Haut, sondern direkt in die Magengrube.

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Vor fast genau einem Jahr wurde mein Plattenregal von einer wuchtigen Neuigkeit erschüttert: Zwischen Jex Toth, The Stooges und Coven steht mitten im Sommerloch das Debüt einer jungen britischen Band im Regal: Black Moth. Nach dem vielversprechenden "The Killing Jar" wurde es jedoch ruhig um Jim Swainson (Gitarre), Dave Vachon (Bass), Dom McCready (Drums) und Harriet Bevan (Gesang). Lediglich ein kleiner Wind weht vor gut einem Jahr mit "Savage Dancer" durch die Doomszene Englands, worauf Black Moth erstmal wieder in der Versenkung verschwinden.

Und, sieh einer an: das erste Stück des zweiten Langspielers geht schon komplett in die richtige Richtung. Als dickes Brett schließt es scheinbar nahtlos an den Erstling an. Lediglich doomigere Riffs liegen schwermütig über dem Albumauftakt, wo beim Debüt nur brutales Geschmetter anzutreffen war. Auch textlich haben sich die Jungs und das Mädel richtig was ausgedacht. "Tumbleweave" ist daher auch für den Liebhaber sinnvollen Inhalts interessant. Bevans Stimme klingt mal lüstern, mal zart und vielleicht auch ein wenig arrogant.

Zackiger wird es in "Set Yourself Alight". Schneller, spannender und eingängiger entfacht Song Nummer zwei die einst aus heiterem Himmel entflammte Liebe für den "Mothic Horror". Während sich die letzten Takte noch in kreischenden Gitarren und hypnotischem Schlagzeug verheddern, stehen auch schon "Looner" und "The Undead King Of Rock'n'Roll" mit saftigen Hooks und Heavy Metal-Spielereien ins Haus. Dabei verfransen sich Black Moth nie in übertrieben neumodischen Genrespielereien inklusive uferloser Soli. Viel mehr machen sie es sich auf einer kleinen Auswahl althergebrachter Musik mit Hand und Fuß bequem, ohne sich gleich auszuruhen.

"Condemned To Hope" geht tief - nicht nur unter die Haut, sondern direkt in die Magengrube. "The Last Maze" brummt vor sich hin, während Swainson und Bevan an Gitarre und Mikrofon die Tonleitern emporklettern. "White Lies" das jüngste Lebenszeichen im Zuge der Black Moth'schen Albumankündigung. Schnelle Tempowechsel, akzentuierter Gesang und eine Hookline, die sich gewaschen hat. Herrlich. Wenn Harriet Bevan einem ihr langezogenes"Talk is cheap" aus der Tiefe ihrer Kehle entgegengurgelt, kriecht es einem schaurig in den Nacken.

Beim nächsten Track namens "Red Ink" kehrt zum ersten Mal Ruhe ein. Neben Geschichten erzählenden Versen, schwingt im Hintergrund ein leiser Gothic-Wave-Hauch mit. diese Verschnaufpause gewährt uns die Band aber nur kurz. "Room 13" teilt mit höherer Geschwindigkeit wieder gut aus und trabt dabei im Schweinsgalopp durch schwere Stonergitarren. Das Video dazu ist passend blutig, dezent verstörend und wirr. Noch tiefer in die Stonerkiste greifen die Engländer bei "Stinkhorn", wenn zwischen ruhigen Parts ein langgezogenes Riff zum Höhepunkt führt und sich behände auf das wabernde "Slumber With The Worm" zubewegt. Mit "I don't believe in time, just a psychic, pendulous pulsation. Measured by the beat of your heart.", schlängelt sich der Song mit tarantineskem Flair in Richtung finalem Titeltrack.

"Condemned To Hope" bewegt sich in schwindelerregenden Höhen auf das Ende zu und lässt mit verzwirbelten Gitarren und einer teilweise jauchzenden Bevan allen Grund zu Hoffnung, dass die Band diesmal nicht so schnell wieder in Vergessenheit gerät.

Trackliste

  1. 1. Tumbleweave
  2. 2. Set Yourself Alight
  3. 3. Looner
  4. 4. The Undead King Of Rock'n'Roll
  5. 5. The Last Maze
  6. 6. White Lies
  7. 7. Red Ink
  8. 8. Room 13
  9. 9. Stinkhorn
  10. 10. Slumber With The Worm
  11. 11. Condemned To Hope

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LAUT.DE-PORTRÄT Black Moth

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5 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    das ding ist mal wirklich geil geworden, definitiv eins der albumhighlights des jahres.wenn das nicht auf den vorderen plätzen des jahrspolls auftaucht,fall ich vom glauben ab.

  • Vor 10 Jahren

    Bin begeistert! Geiler Sound, Geile Riffs und grandiose Frontfrau, was ja im Doom-Metal-Bereich nicht als selbstverständlich gilt!

  • Vor 10 Jahren

    Bisher einzige mir bekannte Neuentdeckung dieses Jahrzehnts, die ich furchtbar gern selber mitgegründet hätte.

  • Vor 10 Jahren

    Ballert! Mal wieder eine gute Nachfolgeplatte. Wer The Killing Jar ned kennt, reinhören!

  • Vor 10 Jahren

    Jo, auch songwriterisch eine eindeutige Steigerung zu "The Killing Jar". Bin ziemlich begeistert, kommt nach meinem Gefühl echt selten vor dieser Tage, dass eine Newcomer-Band eine so nachvollziehbare musikalische Steigerung vom ersten zum zweiten Album hinlegt.

    Damals war es bei vielen wohl die freudige Überraschung, mal eine Riffwand-Band mit Frauengesang zu hören, die nicht von Anfang an auf Radio-Airplay und ausverkaufte Hallen schielt. Sie hatten Potential und jetzt haben sie auch ne Platte mit fast ausschließlich guten Songs. Gerade noch rechtzeitig vorm Herbst gekommen, um noch diverse Einrichtungsgegenstände zur Beschallung mit der Platte zu zerlegen!