laut.de-Kritik

Deftones, Mastodon und The Dillinger Escape Plan vereint.

Review von

Sowas sieht man bei jungen Progressive Rock-Kapellen nicht alle Tage: Debütalbum via Majorlabel Sony, Supportslots beim Who-is-Who der Rock/Metal-Elite (u.a. System Of A Down, Deftones, Prophets Of Rage) und nun die Zusammenarbeit mit einem zweifachen Grammy-Gewinner, Produzent Adrian Bushby (Muse, Foo Fighters). Wer jetzt meint, Black Peaks würden eine gefällige Mainstream-Mischung spielen, um möglichst früh in ihrer Karriere ins Raster eines Majors zu rutschen, irrt: Weder auf dem Debüt noch auf dem nun via Rise Records vertriebenen "All That Divides" sparen die Briten an Härte und Experiment – haben aber trotzdem verdammt griffige Hooks auf dem Kasten.

"Meine alte Prog Metal-Band schmiss mich raus, weil ich nicht singen konnte", erzählt Sänger Will Gardner. Entweder schwindelte er in dem Moment, oder hat sich seitdem extrem ins Zeug gelegt. Denn eins der stärksten Dinge an "All That Divides" sind zweifellos seine Vocals. Bezirzende, an Agent Fresco und Leprous erinnernde Cleans ("Across The Great Divide", "Aether") meistert der Mann ebenso souverän wie von Greg Puciato (The Dillinger Escape Plan) inspirierte Shouts ("The Midnight Sun") und smoothe Alternative Rock-Melodien ("Home"). Zwischen diesen Ausdrucksformen wechselt Gardner spielerisch, alle bekommen ungefähr dieselbe Aufmerksamkeit.

Die Instrumentenfraktion spielt sich durch ein ähnlich breites Spektrum. Während sie Groove à la Deftones und Punk-Energie mit technisch wie rhythmisch anspruchsvoller, moderner Prog-Komposition verknüpfen, orientieren sie sich merklich an Mastodon. "Eternal Light" mit seinen in atemlose Arpeggios aufgebrochenen Akkorden und Gardners majestätischem Gesang könnten Troy Sanders und Co. stellenweise einfach für ihr nächstes Album copy/pasten. Black Peaks gesellen zu diesen Parts allerdings noch einige (Post-)Hardcore-Ausbrüche.

Adrian Bushby hebt mit seiner sehr klaren, modernen, aber nicht zu glatten Produktion die vielen Nuancen im Spiel der Band hervor. Auch hier dienten Mastodon wohl als Vorbild, insbesondere in der dynamischen Abstimmung zwischen Gitarren und Schlagzeug. Dazu experimentiert die Band mit Sounds, rückt zum Beispiel in "Fate I & II" die Trommeln mittels Klangfilter erst weiter nach hinten, um sie dann umso kraftvoller vorpreschen zu lassen.

Wem The Butterfly Effect oder The Dillinger Escape Plans "One Of Us Is The Killer" ein Begriff sind, der kann sich ungefähr ausmalen, wie es klingt, wenn Black Peaks unter diese manchmal fast schizophrene Mischung unverschämt eingängige Refrains mischen. Das beginnt schon beim Opener "Can't Sleep", bei dem die mit Schreien durchsetzte Strophe zunächst entfernt an Tool gemahnt, bevor die Band gen Thrice abbiegt und Gardner über vergleichsweise simplem Gitarrenpattern einen weiten Melodiebogen spannt.

Umgekehrt verfahren die Briten in "Slow Seas", der Quasi-Ballade des Albums. Sie beginnt mit unschuldigem Engelsgesang und Akustikgitarre, doch je weiter der Song voranschreitet, desto mehr bricht sich die Wut über das besungene Flüchtlingssterben Bahn und äußert sich in donnernden Gitarren- und Schlagzeugwänden. Anfänglich leise Trauer ("How could they down in our waters? / Stop drawing borders / Start building bridges of hope") wird zur Anklage: "Look at what you've broken / Fear eats from within".

Die Lyrics runden "All That Divides" ab. Gardner beschäftigt sich mit aktuellen Ereignissen, mit Fokus auf - wie es der Titel nahelegt - alles Trennende. Frei von Plattitüden besingt er den Optimismus, den Wandel trotzdem zu schaffen, selbst wenn der Weg dorthin genauso unberechenbar bleibt wie die Musik seiner Band.

Trackliste

  1. 1. Can't Sleep
  2. 2. The Midnight Sun
  3. 3. Electric Fires
  4. 4. Aether
  5. 5. Across The Great Divide
  6. 6. Home
  7. 7. Eternal Light
  8. 8. Slow Seas
  9. 9. Fate I & II

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LAUT.DE-PORTRÄT Black Peaks

The Dillinger Escape Plan, Mastodon, Deftones – diese Bands gibt Will Gardner gerne an, wenn man ihn nach Einflüssen seiner Band Black Peaks fragt.

5 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Der Schnauzbart behindert ihn nicht beim singen, soviel steht fest. Klingt interessant und Album wird gecheckt.

  • Vor 6 Jahren

    3 mögliche Outcomes:

    - der Gesang nervt mich
    - die Jungs* wollen zu viel, überheben sich und es wird eine meh/5
    - es ist eine 4.5/5 und wird meine nächste große Metal-Liebe

    • Vor 6 Jahren

      Es ist irgendwie ein bisschen von allem.

      Die Shouts gefallen meist deutlich besser als der Klargesang, welcher im Nervpotenzial schon fast an das eines Einar Solberg heranreicht, was aber glücklicherweise durch die ausgezeichnete Produktion kompensiert wird.

      Midnight Sun ist für mich das Highlight des Albums, glänzt mit Dramatik, Atmosphäre UND gemeinem Groove.

      Fate I bietet einen Abriss vom feinsten und auch die orchestralen Tupfer z.B. in Aether und Fate II lösen anerkennendes Nicken aus.

      Dazwischen aber leider zu viel Thrice, zu viel Hardcore Einerlei und zu wenig Virtuosität um mich wirklich zu beistern.

      Vielleicht kriegen sie mich bei einem zweiten Durchlauf.

    • Vor 6 Jahren

      Hat mich gar nicht getoucht, Riverside verstrahlt im Moment. Das wird wohl auch noch ein paar Tage andauern, selten so eine Bandbreite gehört.

  • Vor 6 Jahren

    Der Sänger soll mal weniger Sucuk naschen. Seine Schwabbeltitten sind ja widerlich.

  • Vor 6 Jahren

    Allein die Nennung von DEP sollte doch eine Einschätzung des Doc Souli rechtfertigen, oder?

    • Vor 6 Jahren

      Kam noch nicht dazu, bin gerade an der Riverside (Danke, @Para) und ob der anhaltenden Verweigerung gegenüber Spotify und Konsorten für so etwas "leider" auf die Wochenenden und den Plattenladen meines Vertrauens angewiesen...

      ...es sei denn, ein mit meinem Gewissen vereinbarer YT-Stream, bspw. vom Labvel selbst, existiert..? Gleich mal schauen.

      Aber klar, Review und besonders auch deine erste Einschätzung von oben drüber haben aufhorchen lassen und Interesse geweckt!

  • Vor 6 Jahren

    Ganz großartige Scheibe! Laut, leise, sanft und voll auffe Fresse! Growls mag ich nicht immer, aber hier sind die Anteile genau richtig, und er hat es drauf dass man merkt, dass es vom Hääze kommt! Dieses Jahr leider live verpasst...das passiert mir nicht noch einmal!