laut.de-Kritik

Folk und Americana treffen auf Kommerz-Melodien.

Review von

Es ist ungewöhnlich wie sympathisch, dass sich diese fünf Jungs aus der westfälischen Provinz entgegen jedweder musikalischen Trends seit 2002 dem Folk und Country widmen. Genres also, die gerade deren Eltern erfreuen dürften, die vermutlich mit Referenzgrößen wie Neil Young oder Jackson Browne sozialisiert wurden.

Ergänzt man die Referenzliste um Ryan Adams und Holmes, und packt man eine ordentliche Menge Pop zwischen Melodieseligkeit und maßvoller Melancholie drauf, landet man bei Black Rust. Dass Chris Eckman von den Walkabouts sich als Fan dieser Formation offenbart hat, überrascht da kaum; dass Sophia-Frontmann Robin Proper-Sheppard als Produzent gelistet ist, schon eher.

Die schöne Melodielinie im Opener Opener "Everything's Fading" wird getragen von der Rhythmusgitarre, markanter Basslinie und flächigem Keyboard und führt zu einem eingängigen, zweistimmig vorgetragenem Refrain.

Im sonnigen "Heartache Now!" perlt das Piano zu Mandoline, Kontrabass, kernigen Drums und Mundharmonika, und charmante Textzeilen stecken das Feld zwischen Liebes- und Lebenswirren gekonnt ab. Dieser wärmende Optimismus wiederholt sich nicht nur in "Actually Yours".

Solchen dezent gutlaunigen Momente werden Stücke wie "Overdose" zur Seite gestellt, das sich mit der gezupften Gitarre, Streichern und Piano melodramatisch bis pathetisch ausbreitet und ausklingt mit einem furiosen Finale, das Neil Young und Ben Folds zur Synthese bringt.

Während das treibende "New Year's Day" diese aufgedrehte Dynamik noch aufnimmt, dominiert in "Empty Park. Empty Street" und "Marlene" die atmosphärische Ruhe. Daneben finden sich geschmeidige Midtempo-Nummern wie das zum Pop eines Joshua Kadison tendierende "Lonely Child's Poem" oder das folkpoppige "It's Alright, Girl (I'm Only Lying)", das mit Akkordeon-Beitrag und süßlichem Intermezzo einer spanisch klingenden Gitarre aufwartet.

"Medicine & Metaphors" ist ein komplexes, hübsch arrangiertes und glatt produziertes Album, das kommerzielle Verwertbarkeit mit der Leidenschaft für amerikanische Musiktraditionen verbindet. Eine durchaus ambivalente Sache. Denn während die einen vom zeitlosen Sound schwärmen werden, dürfte sich die Begeisterung unter Indiehörern angesichts einer Popularisierung von Folk und Americana in Grenzen halten.

Trackliste

  1. 1. Everything's Fading
  2. 2. Heartache Now!
  3. 3. Overdose
  4. 4. New Year's Day
  5. 5. Actually Yours
  6. 6. Empty Park. Empty Street
  7. 7. Lonely Child's Poem
  8. 8. Silent Lament
  9. 9. It's Alright, Girl (I'm Only Lying)
  10. 10. Song From The Edge Of Bed
  11. 11. Bottom Of The Glass
  12. 12. We Don't Live Here Anymore
  13. 13. Marlene

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1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    "Denn während die einen vom zeitlosen Sound schwärmen werden, dürfte sich die Begeisterung unter Indiehörern angesichts einer Popularisierung von Folk und Americana in Grenzen halten."

    Was soll denn das wieder heissen? "Popularisierung" ist doch kein ernsthafter Grund etwas nicht gut zu finden...