laut.de-Kritik
Die Nachfolger von A Tribe Called Quest im neuen Jahrtausend.
Review von Stefan JohannesbergDer Aufschrei ist groß aber einkalkuliert, als Beatbastler Chief Xcel und Rapper The Gift Of Gab alias Blackalicious für ihr neues Album zum Majorlabel MCA wechseln. Das Duo aus dem Westcoast-Underground galt bis dato zusammen mit ihrer Quannum-Posse (u.a. DJ Shadow) als eine Art Institution der Hip Hop-Independentszene. Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich Blackalicious aber auch mit "Blazing Arrow" wieder auf ihre Stärken besonnen und sind dabei kreativ und künstlerisch keinen Zentimeter vom 1995 mit der EP "Melodica" eingeschlagenen Weg abgewichen. Alte Soulideale treffen auf groovende Funk und Jazz-Samples im ATCQ-Stile. Live-Drumsounds a la The Roots schauen um die Ecke, und abstrakte Reimskillz paaren sich mit anspruchsvoller Lyrik.
Doch nur mit einer einfachen Kopie ihrer bisherigen Meisterwerke "A2G" und "Nia" geben sich die beiden Bay Area-Jungs noch längst nicht zufrieden. Schon nach den ersten vier Stücken ist klar, hier wurde Großes geschaffen. Der Track "Blazing Arrow" allein ist das Geld wert. Der Beat pumpt zuerst heftigst aus den Boxen, nur um dann im Refrain mit poppigen Beatles-Harmonien aufzuwarten. Wahnsinn. Auch das folgende "Sky Is Faling" ist ein wahres Kleinod. Textlich wird im Majestix-Style (... der Himmel auf den Kopf fallen ...) die Situation des Weltuntergangs heraufbeschworen und dann musikalisch mit dramatischen Streichern sowie Frauenchor im Blind Guardian-Gewande umgesetzt. Als Krönung dieser atemberaubenden Auftaktsphase wird im "First In Flight" mit Gil Scott-Heron dem 70er Discosoul gefrönt. Puuh, Hammer.
Ihr seht der Autor ist ganz schön aus der Puste geraten, ganz im Gegensatz zu Heribert Fassbender, der auch beim gerade laufenden Spiel Südkorea gegen Italien einmal mehr über seinen geringen Sprachsatz stolpert. Nach dieser kurzen Verschnaufpause jedoch wieder zurück zum Thema. Natürlich ist klar, dass auch Genies wie Blackalicious dieses fast unmenschliche Tempo nicht über die gesamte Spieldauer halten können. Doch für ein paar Golden Goals reicht es dicke. So sind bei den tropischen Temperaturen besonders die relaxten Tunes mit Ben Harper ("Brain Washers") und Jaguar Wright ("Aural Pleasure") erwähnenswert. Genau der richtige Sound für die schwülwarmen Sommernächte auf der Couch im dunklen Kellerstudio.
2 Kommentare
vor ein paar tagen wieder entdeckt beim ausstöbern von nem alten umzugskarton... schlichtweg gigantisches teil !
Macht eure Hausaufgaben.