laut.de-Kritik
Traditionsbewusster als Giant Sand oder die Fleet Foxes.
Review von Martin LeuteFür die Beschreibung der Musik dieses amerikanischen Sextetts wurden bereits Begriffe wie Country-Grunge oder Indie-Americana verwendet. Auch wenn man noch Prog Rock hinzufügen müsste und die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, spricht es für Blitzen Trapper, sich mit stilistischer Vielseitigkeit einer eindeutigen Kategorisierung zu entziehen.
Über die Ästhetik des runenartig gezeichnete Bandlogos lässt sich streiten - der auf Holz geschnitzte Kopf eines aggressiven Bären auf der Cover-Rückseite wird dem Sound schon gerecht.
Mit dem Opener "Sleepy Time In The Western World" dröhnt feiner Country-Rock aus den Boxen. Eine großartige Melodielinie bahnt sich mit raffinierten Brüchen ihren Weg, instrumentiert von fiependen Keyboards, Drums, E-Gitarren, Bass und diversen Soundeffekten.
Lässt das atmosphärisch noch an Bands wie The Byrds, Grateful Dead oder frühe Wilco-Alben denken, suggeriert das dynamischer arrangierte "Gold For Bread" mit sexy Glam-Appeal, dass es sich auch um eine Synthese aus Supergrass, Super Furry Animals und T.Rex handeln könnte. Da geht offensichtlich einiges.
Dann folgt mit dem Titeltrack "Furr" plötzlich flauschiger Folk zur geschlagenen Akustischen, Mundharmonika und weichen Percussions. Diesem sich an der amerikanischen Musiktradition orientierendem Stück schließen sich weitere zur Gitarre vorgetragene Nummern wie das famose "Black River", das countryeske, von säuselnder Lap Steel begleitete "Stolen Shoes And A Riffle" und "Lady On The Water" an.
Hervorzuheben ist der sympathisch nasale Gesang des Frontmanns Eric Earley sowie der immer wieder ganz unaufdringlich inszenierte mehrstimmige Gesang, der u.a. demonstriert, warum die Fleet Foxes einst das Vorprogramm von Blitzen Trapper bestritten haben.
Daneben stehen kernige Indierock-Songs wie "Fire And Fast Bullets" und "War On Machines", in denen die Verzerrer effektvoll zur Geltung kommen oder "Love U", das sich zu deprimierendem Arrangement und kreischendem Gesang von der Liebe verabschiedet.
Dann dreht man sich zum grandiosen "Saturday Night" mit Boogie-Klavierakkorden Ukulele- und E-Gitarren-Einlagen und Harmoniegesang gutgelaunt im Kreis, ehe "Not Your Lover", eine schlichte wie schöne Pianoballade samt Mundharmonika-Intermezzo, erklingt, das auch vom exzentrischen Kritiker-Liebling Daniel Johnston stammen könnte. Nicht zu unterschlagen ist das kurze Instrumental "Echo/Always On/EZ Con", das mit lässiger Orgel sanfte psychedelische Züge trägt.
Mit "Furr" haben Blitzen Trapper ein unterhaltsames Werk eingespielt, das sich traditionsbewusster kleidet als Werke angesagter Indiebands wie The Shins, Two Gallants oder den Fleet Foxes. Das Sextett verfolgt einen eigenen Pfad und überzeugt dabei mit tollen Melodien, experimentierfreudigen Arrangements sowie starkem Gesang.
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