laut.de-Kritik
Tu', was du willst. Aber trau' niemandem.
Review von Franz Tanner"Do whatever you want."*
"But don't trust anybody."**
1979: Punk steht im Zenit, als Blondie ein Album veröffentlichen, das mit der Fuck-You-Attitüde des Genres über sich selbst hinaus wächst. Sie machen einfach nichts so, wie man es zu dieser Zeit von einer typischen New Wave-Band erwartet: eine Frau in der Hauptrolle, Pop in der Melodie und einen Dance-Nummer-eins-Hit in mehreren Ländern. Doch im Herzen bleiben sie dem CBGBs weit mehr verbunden als allen internationalen TV-Shows, die sich nun mit Sängerin Debbie Harry schmücken möchten. Eine Kombination, die "Parallel Lines" über Jahrzehnte hinweg spannend hält.
Schon das Cover zeigt, dass die Band nicht vor ikonischen Gesten zurückschreckt: Vor schwarz-weißen Blockstreifen lacht die Band Boygroup-artig debil, nur Harry steht ernst und entschlossen im weißen Monroe-Dress vor den anderen.
Ein monotones Tuten eröffnet das Album: auch das ein Statement. Dann bricht Debbie Harrys Stimme wie ein Gewitter mit einem Knall in die Erwartungshaltung. Mit "Hanging On The Telephone", einem The Nerves-Cover, kommen Blondie direkt auf den Punkt: volles Energielevel von den ersten Tönen an.
Der neue Producer Mike Chapman sorgt dafür, dass jeder Ton sitzt. Hier soll Pop nicht offensichtlich nach Mainstream klingen. Die Kanten bleiben, sie ließen sich aus einer so stark im New Yorker Punk etablierten Band auch nicht herausschleifen. Genau das macht dieses Album voller Hits aus.
Allein Harrys Stimme reibt sich in den ersten drei Songs vollkommen auf, nur um dann bei "Fade Away And Radiate" zu schmelzen. "Parallel Lines" zieht den Hörer durch Gefühle. Auf den Auf- folgen der Zusammenbruch ("Fade Away.."), die Aufmunterung ("Pretty Baby"), die Verwunderung ("I Know But I Don't Know") und der Tanz ("Heart Of Glass"). Sogar einen perfekten All-American-Girl-Song meint man auf dem Album zu finden ("Sunday Girl").
Ohne seine Kanten, seinen Mut und die Roughness der Band hätte "Parallel Lines" aber nie den Kult-Status erreicht, den es bis heute hat. Eine New Wave-Band muss sich im Jahr 1979 erst einmal trauen, eine lupenreine Dance-Nummer wie "Heart Of Glass" aufzunehmen. Ein Song, der sie in eine komplett andere Liga katapultiert.
Plötzlich gehören Blondie zu den wichtigsten Bands des Jahres, und das in vielen Ländern der Welt. Debbie Harry wird erst zum Vorbild (Madonna sagte einst: "Debbie Harry hat mich stark inspiriert, weil sie sehr entschieden die Kontrolle darüber zu haben schien, was sie tut ... sie war ein role model."), dann zur Kult-Figur, deren Andy-Warhol-Bild sich als billiger Print in Studenten-WGs wiederfindet.
Der Attitüde der Band hat es nicht geschadet. Auch 2018 lauten die wichtigsten Ratschläge:
"Do whatever you want." (*Debbie Harry)
"But don't trust anybody." (**Chris Stein)
In der Rubrik "Meilensteine" stellen wir Albumklassiker vor, die die Musikgeschichte oder zumindest unser Leben nachhaltig verändert haben. Unabhängig von Genre-Zuordnungen soll es sich um Platten handeln, die jeder Musikfan gehört haben muss.
6 Kommentare mit 18 Antworten
Meilenstein, jetzt!
!!!
Morpho sprach wahr.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Pff, jetzt hab ich eure Kommentare nur aufm SMRT-Fon gesehen und dachte, mein Wunsch wäre in Erfüllung gegangen.
Ich sprach wahr.
Das Album hatte noch keinen Meilenstein? Was soll man noch groß hinzufügen? Eine der New Wave-Platten schlechthin.
Der "Mut" wurde ja gut belohnt, hatte also ein Happy End...
Top Album und Debbie war echt ne saftige
Top Album...aber nicht Over the top... Debbie war immer wichtig für die Geschichte: Frauen in der Musik...meiner Meinung nach sind/waren Blondie aber immer eine Single Band.
Wenn ich jetzt so nachdenke: Ihr solltet die 4 Schweden von ABBA auch mal berücksichtigen...und meiner Meinung nach genau so wie bei Creedence Clearwater Revival...mit der Best of: ABBA - Gold...überhaupt..was ist verwerflich sich eine Best of CD zuzulegen von einer Band/einem Interpreten die/den man sonnst auf Albumlänge niemals hören würde??
Beste 80er Jahre Beispiele:
Duran Duran
Nick Kershaw
Howard Jones
Human League(ja auch die...)
ABC(mit Ausnahme der ersten Platte)
usw
Also hier mal wieder ein Anstoß von mir:
BEST OF ???
Duran Duran nicht auf Albumlänge?
Und ABBA gebührt ein Platz in der Hölle! Direkt neben Queen!
Morgen abend zehn nach neun im Kesselhaus oder was?!
Hab ja überlegt, evtl. vorher noch paar Minuten ...trail of dead im Palais zu schauen, befürchte aber, dass aufgrund Chelseas Popularitätsschub das Kesselhaus sicher schon ne halbe Stunde vor Auftrittsbeginn überquillt...
Habe nur Karte für Donnerstag.....
Bitter! Dann wohl am gleichen Ort einen Abend später ab acht...
Klingt grundsätzlich gut.
Wie erkennen wir uns?
Treffpunkt erste Tränke nach dem Eingang?
Werde wohl mein AvH T-Shirt anhaben.
Sorry, noch bissl stressige Anreise gehabt mit Zwischenstopp in FFM für Limp Bizkit gestern. Wollte eigtl behaupten, dass ich nur wegen meines Bruders mit hin bin, war aber letztlich unterhaltsamer als erwartet und Fritz hatte nen vergleichsweise gelungenen Abend mit ausreichend Atemluft
Erste Tränke nach Eingang Kesselhaus klingt gut, AvH-Shirt aber wahrscheinlich wenig distinktiv an dem Abend. Hab lange Zeit das "Nagelbett"-Cover von Autobahn präferiert, das wird es jetzt aber sehr wahrscheinlich heute Abend bei Chelsea, für morgen dann wohl eher "Too strange to live / too rare to die"...
Versuch mal, ein AvH T-Shirt zu bekommen
Morph hat deine Daten. Bestätige hier mal kurz die Weitergabe.
"Direkt neben Queen!"
Deswegen magst du mich doch so!
@Para
Jo, Morph kann die Kontaktdaten gerne an dich weitergeben!
Heute schon kurzes, aber freundliches Intermezzo mit SK auf dem Gelände und Chelsea war (bis auf den stellenweise bissl dünn abgemischten Gesang - wobei sie da schon häufig wirkte, als wolle sie bewusst gegen ne Wall of Sound ansingen) unfassbar tiefgängig. Hab sie ja zum ersten Mal gesehen, aber es war auch gleich um mich geschehen. Sehr versierte Backing-Band außerdem, Basser mit ner Tonne voll Effekten plus der Verantwortung für die Synthie-Spuren und Elektro-Snippets, Drummerin sehr akzentuiert, kraftvolles Spiel perfekt on Point, Gitarrist hat mehrfach den E-Bow ausgepackt... Kurz: ein rundum stimmiges Konzerterlebnis.
Ach, hier: Wo war eigtl. laut.de am DI bei Limp Bizkit? Hauptsache fett presenten aber dann niemanden von der Red. vorbeischicken!
PS: Gibt praktisch nur eine Tränke im Kesselhaus, und wenn es so wenige AvH-Shirtträger gibt wie von dir angemerkt, dann könnte das sogar ohne Phone funktionieren - war heute ganz sicher auch der einzige Mensch mit nem "Autobahn"-Shirt
Mein Kopf ist rund. *hicks* Chelsea war klasse, Flohio und Mark Ernestus' Ndagga Rhythm Force aber auch.
https://www.facebook.com/100006335881928/p…
PS: Duran Duran haben schon einen Meilenstein.
PS2: Soulburn ist ein Sympathmann.
Danke. Meine allererste selbst gekaufte Platte,nachdem ich `Heart of Glass`im Radio hörte und meine 1.`große Liebe`mit...,nun ja, 11 Jahren.