laut.de-Kritik
Klassisch, nach vorne prügelnd: Ska.
Review von Dani Fromm"Bluekilla never was a ska band." Wie bitte? Da muss ich wohl etwas missverstanden haben. "But we've been playin' ska for the last 25 years." Ah, so. Gut, dann sind sie eben keine Ska-Band, die Herren aus der bayerischen Hauptstadt. So lange sie derart mitreißenden, laune-hebenden, klassisch nach vorn prügelnden Ska kredenzen: Mir doch egal.
"We used to play rock and disco pop." Angesichts der musikalischen Bandbreite, die "Never Was A Ska Band" auffährt, möchte man das beinahe glauben - auch wenn es zweifellos in grauer Vorzeit gewesen sein muss.
Gerät "Shit Stirring" noch ein wenig gefällig, drehen die Mannen um Sänger Dr. Deadlock spätestens bei der dritten Nummer gnadenlos auf. Unverrückbar verwurzelt im Ska, strecken sie dennoch ihre Tentakel in alle verfügbaren Genre-Schubladen.
"Girl U Want" wirkt in seiner rauen Hemdsärmeligkeit beinahe wie ein Stück Rock'n'Roll. "Brizzle" setzt den eingeschlagenen, rockig-rotzigen Weg munter fort, obwohl die Vielschichtigkeit der musikalischen Ausgestaltung gut von einer Revue-Bigband stammen könnte. Gegen Ende fönen noch jazzig angehauchte Bläser durchs Bild: Engstirnigkeit klingt anders.
Gemeinsam mit den Gästen Prince Flo und King Django huldigen Bluekilla den vergangenen Tagen von Rub-a-Dub und Rocksteady. In "Only Ska" schwingt eine Spur Calypso mit, während "Shot By Both Sides" eine unverkennbare Synthiepop-Note trägt. In "Cann River Café" gelingt schließlich noch das Kunststück, dem Dub wundervoll lässig das Walzertanzen beizubringen, Mariachi-taugliche Trompete inklusive.
"But we only can play the ska!" Wer soll das denn bitte noch glauben? Spätestens nach dieser Platte werden sich Bluekilla mit dieser fadenscheinigen Ausrede nicht mehr rauswinden können. Glatt gelogen! Also: "Play the skinhead reggae" - ach, oder spielt doch, worauf Ihr Lust habt. Hauptsache, Ihr lasst Euch bis zur nächsten Platte nicht wieder sieben Jahre Zeit.
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