laut.de-Kritik
Die Jungs aus dem Reihenhaus sind älter und weiser geworden.
Review von Philipp SchiedelZwei Jahre haben sich die fünf Münchner für ihr neues Album Zeit gelassen. Zwei Jahre in denen die Band unzweifelhaft gereift und erwachsener geworden ist. Zwei Jahre in denen man technisch versierter wurde und seine Beats interessanter gestaltete. Zwei Jahre, die Blumentopf ein gehöriges Stück weiter nach vorne brachten.
Die "Geschichten aus dem Alltag", die einst den Blumentopf-Rap ausmachten, fehlen überraschenderweise auf der Platte, hinterlassen aber keine Leere, die gefüllt werden muss. Die Jungs aus dem Reihenhaus sind älter geworden und haben etwas zu sagen. Das muss jetzt sofort raus, da ist kein Platz für absurde (aber nichtsdestotrotz wahnsinnig witzige) Geschichten mit Feen oder Superheldenkostümen. Die Message ist da und muss unter die Leute gebracht werden. Und endlich, endlich kommt da Einer an und mischt die Hip-Hop-Szene gehörig auf, sagt es geradeaus, dass dort zu oft hohles Zeug ohne jegliche Substanz und ohne jeglichen Sinn den Kids vor den Latz geworfen wird. Endlich kommt jemand aus der eigenen Szene (alle anderen finden das hirnlose Gelaber ja schon lange unerträglich) und prangert das "infantile Schwulengedisse" an und predigt, dass es überhaupt nicht cool ist, den ganzen Tag mit roten Augen in der Schule zu sitzen. Endlich jemand, der gegen zunehmenden Amerikanismus mit dicken Limos und großen Brüsten im deutschen Rap Stellung bezieht und nebenbei seine Sache noch drei Stufen besser abliefert. Das ist der Grund, warum die Münchner im Gegensatz zu ihren meisten Konkurrenten das Recht haben, zu dissen, denn sie sind um Klassen intelligenter und besser als der ganze Müll, der so Hip Hop ist, dass er immer "Yo!" sagt, bevor er anfängt zu reden und nicht "Hallo" sondern "Ey, Allder was geht'n".
Auch DJ Sepalot hat sich enorm weiterentwickelt. Ganz selten hat er es nötig, auf Samples bekannter Hip-Hop-Größen zurückzugreifen, wie es vor allem beim ersten Album vielleicht etwas zu oft der Fall war. Auf "Eins A" zeigt er sich eigenständiger, vielseitiger und vertrackter: nach dem Hau-Raus-Partykracher sucht man vergeblich.
Der T.O.P.F. hat in textlicher und musikalischer Hinsicht sein bisher ausgefeiltestes Album abgeliefert, verliert aber trotzdem nie seine wunderbar selbstironische Art. Die Platte ist ein dankeswerter frischer Wind in die oft arrogante und sich selbst überschätzende Hip Hop-Welt.
9 Kommentare
würde schon fast 4,5/5 geben.
Da oben fehlt irgendwie noch ein Comment von leisetreter.
Doppelposter?
Wir sind ja auch schon darüber hinweg und bei Dr. Octopost inzwischen.
James Bond? Ungläubiger!
http://thejerseycritic.files.wordpress.com…
Meiner meinung nach die beste Platte vom Topf!
Dicht gefolgt von "Kein Zufall" und "Großes Kino"
alle weiteren besitz ich zwar, hör sie jedoch nicht ganz so gern...