laut.de-Kritik
Schwerelose Elektronik-Klänge und messerscharfe Clicks & Cuts.
Review von Alexander CordasIrgendwo zwischen Mouse On Mars und Autechre würde ich das Duo Boards of Canada ansiedeln, und wo wäre solche "Nicht-Musik" besser aufgehoben als bei Warp Records? Wer seinen Stücken Namen gibt wie "Music Is Math" und "A Is To B As B Is To C", lässt vermuten, dass er sich eher seinen Maschinen als der Akustik-Gitarre verschrieben hat.
Nichts desto trotz wirkt "Geogaddi" nicht wie abgeklärte Elektronik, sondern so melancholisch wie der Soundtrack zu einer tragischen Liebesgeschichte zwischen Androiden. Klingt vielleicht seltsam, aber genau so wirkt die verträumte Kombination aus sphärischen Klängen, spielerischen Melodien, und messerscharfen Clicks & Drums.
Manche Lieder ("In The Annexe", "Dawn Chorus") leiern bis an die Schmerzgrenze, aber man wagt trotzdem nicht, den Skip Knopf zu betätigen, weil die Harmonien trotzdem noch schön sind. Klänge, die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen, gleiten wie ein roter Faden durch dieses schwerelose Album. Die stellenweise eingesetzten Vocoder-Stimmen ("1969") und Verzerrungen ("The Devil Is In The Details") bestärken den Eindruck, hier extraterrestrische Botschaften zu entschlüsseln, nur noch mehr.
Durch seine spärliche Ausstattung entfaltet "Geogaddi" seine volle Pracht und besticht mit Zurückhaltung statt Aufdringlichkeit. Beim ersten Hören wirkt die Leichtigkeit der Songs streckenweise unspannend, aber wenn man sich die Mühe macht, gibt es überall Sound-fitzelchen und -flickereien zu entdecken. Am Ende gibt uns "Magic Window" in 1 Minute 52 Sekunden absoluter Stille die Gelegenheit, runterzukommen und holt uns entspannt wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.
Überirdisch ...
2 Kommentare
Herrausragender Sound, sehr unique, absolut geiles Album, gerade im Herbst.
@lautuser (« Herrausragender Sound, sehr unique, absolut geiles Album, gerade im Herbst. »):
So sieht's aus. Wobei mir die "Music Has The Right To Children" sogar noch einen Tick besser gefällt...