laut.de-Kritik
Schlechte Zeiten für Ice Ts Aggro-Vibe.
Review von Kai ButterweckVor ziemlich genau dreißig Jahren erreichte die Crossover-Welle ihren Höhepunkt. Neben düsterer Grunge-Musik dröhnten in jedem Alternative-Club zwischen Kiel und München auch die wilden Sounds von Rage Against The Machine, Biohazard und Dog Eat Dog aus den Boxen. Mittendrin im Klanggetümmel aus Rock, Metal, Punk und Rap waren auch die L.A.-Weirdoz von Body Count. Angeführt von Chefrapper Ice T bekamen seinerzeit nicht nur die Ami-Cops ordentlich verbal was auf die Löffel.
Drei Jahrzehnte später sind zornige Gedanken und Wutanfälle immer noch ständige Begleiter im Leben des mittlerweile 66-jährigen Ogs. Gut, dass die Musik da als Ventil herhalten kann. Mit ihrem neuen Album "Merciless" rammen Body Count schon visuell mit der Tür ins Haus, da ist noch kein einziger Ton gespielt.
Ein blutbesudelter Metzgerarzt wetzt sein Machetenmesser, während sein Opfer im Hintergrund die letzten Atemzüge macht. Das Cover ist natürlich nichts für die Masse. Aber da wollten Body Count auch nie wirklich hin. Sicher, mal Wacken vor 80.000 wild moshenden Metalheadz abreißen – da lässt sich auch ein Ice T nicht zweimal bitten. Aber das eigentliche Territorium der Band befindet sich im Untergrund, dort wo es wirklich sifft, tropft und brodelt.
Ein psychopathisches Intro, in dem der Maestro himself verkündet, dass er ab nun über Leben und Tod entscheide, und dann rappelt es auch schon im Karton. Der Titeltrack schraubt sich wie prophezeit ohne Erbarmen in die Gehörgänge, bis irgendjemand mit einem völlig überzogenen Effekt im Gepäck den Titel ins Mikrofon brüllt. Der nervende Schreckmoment wiederholt sich auch im anschließenden "Purge", einem Song, der sich inhaltlich an der gleichnamigen Horrorfilmreihe orientiert.
Neben dem erwähnten Sound-Gimmick gibt es nicht viel Neues aus Los Angeles zu berichten. Die sich musikalisch immer mal wieder in Richtung Slayer und Konsorten bewegende Band zieht relativ schnörkellos ihren Stiefel durch, während sich ihr Chef am Mikrofon über die Missstände auf der Welt auskotzt.
Auf der Suche nach richtigen Bangern, die an alte Glanzzeiten erinnern, schieben sich noch am ehesten die schleppenden Groover "Do Or Die" und "World War" ins Rampenlicht. Sonst ist nur noch das über sechs Minuten lange "Comfortably Numb" zu erwähnen. Bei gemächlichem Tempo tobt sich hier vor allem Saitenhexer Ernie C aus. Der Großteil von "Merciless" scheppert satt und fett produziert durch die Boxen, hat aber nur wenig Nachhaltiges zu bieten.
So plätschert das Ganze irgendwann vor sich hin, ohne für großes Aufsehen zu sorgen – Aggro-Vibe hin oder her.
3 Kommentare mit einer Antwort
geil! heil dem OG ♥ comfortably numb ist richtig stark geworden. mein aktuelles lieblings metal (non bm) lied
"Sonst ist nur noch das über sechs Minuten lange "Comfortably Numb" zu erwähnen. Bei gemächlichem Tempo tobt sich hier vor allem Saitenhexer Ernie C aus."
Comfortably Numb hervorzuheben, auf Ernie C zu verweisen, den hierbei höchstpersönlich und nicht gerade unerheblich involvierten (das Solo höchstselbst spielenden) David Gilmour allerdings komplett zu unterschlagen, spricht hier nicht gerade für den Rezensenten.
Genauso wenig wie die Aussage Gilmours zu dieser Version und die Tatsache, dass er selbst die Idee hatte das Solo zu spielen, nicht zu erwähnen.
"Body Count’s version of ‘Comfortably Numb’ is quite radical, but the words really struck me,” said Gilmour, 78, in a statement of the new take on one of the emotional centerpiece songs from Pink Floyd’s iconic concept album The Wall. “It astonishes me that a tune I wrote almost 50 years ago is back with this great new approach. They’ve made it relevant again. The initial contact from Ice-T was for permission to use the song, but I thought I might offer to play on it as well. I like the new lyrics, they’re talking about the world we’re living in now, which is quite scary."
Gottlos dem (Pseudo-)Rezensenten die Butter vom Weck genommen. So ist das, wenn man nur selbstgefällig seine immergleichen Phrasen abspult und sich nullkommanull mit der Musik auseinandersetzt.
Das Pink Floyd-Cover ist ja mal richtig beschissen.