laut.de-Kritik
Mit Deichkind in die nächste Runde.
Review von Mara BruggerAuf dem Partyschiff namens HMS Bonaparte durch 15 Songs schippern, die das Leben ein bisschen besser machen. So kann man sich den neuen Longplayer der Berliner Elektrorocker vorstellen. Es ist das erste 'richtige' Studioalbum von Bonaparte - die vorherigen Platten wurden eher zwischen Autobahn und Bettkante auf einem Laptop aufgenommen.
Jetzt sind alle in Berlin angekommen und glücklich und zufrieden. Das hört man: Genres wie Rock oder Blues kombinieren sie mit urbanen Stilen wie Elektro oder Hip Hop. Bonaparte selbst bezeichnen "Sorry, We're Open" als "rave-punkendes Cyberblues-Album".
Rave-Punk ist auch das Zauberwort beim Titeltrack. Hier ruft die Band zum musikalischen Krieg auf! Folgt den Indierockern in eine Welt, in der sie Instrumente zu Waffen erklären: "My guitar like a Kalashnikov, my bass-drum like a bazooka. Pick up your artillery, in the myth of defeat". Bonaparte sind bereit für alles, was da kommen mag.
Und bei "Alles Schon Gesehen" fragt man sich: Wieso sind die da nicht schon früher drauf gekommen? Deichkind und Bonaparte vereint in einem Track, der an "Leider Geil" erinnert. Sie reihen bizarre Erlebnisse aus Zeiten verstrahlter Afterparties und randalierender Rowdies aneinander: "Pack die Nase in den Schnee. Been There. Done That. Bunjie-Jumping Yippie Yeah. Been There. Done That".
Etwas ruhiger gehts bei "In The Breaks" zu, dem einzigen Lovesong des Albums. Der typische Trennungsschmerz, den man verarbeiten muss - mit tiefgründigen Lyrics: "I could have seen it in your stare, it was hidden in the touch. Enough is already way too much. In the breaks of my heartbeats you'll remain". Ein verzweifelter Mann, der eigentlich hätte sehen müssen, dass er enttäuscht wird.
Im Ohr hängen bleibt auch "High Heels To Hell". Der Song erzählt vom Leben, den Erfahrungen, die man sammelt, um dann festzustellen, dass nichts wirklich real ist. Man geht seinen Weg zwar weiter, doch nicht stark und sicher, sondern eher wacklig auf 10-Zentimeter-Absätzen straight in Richtung Hölle.
"Who needs history, if you can have hype?" Bei "Quick Fix" könnte man anfangs meinen, aus Versehen bei Two Door Cinema Club gelandet zu sein: Die E-Gitarre wird locker und spritzig gezupft. Der Track symbolisiert, dass sich unsere Welt ständig ändert, und die Zukunft immer Neues bringt. Allerdings bleibt mancher technischer Fortschritt für die Menschheit nur eine Scheinlösung - das eigentliche Übel bleibt weiterhin bestehen.
Die erste Singleauskopplung "Quarantine" enttäuscht dagegen. Ein fetter Beat, den Bonaparte DJ Housemeister verdanken. Der Track taugt zum Ausrasten im Club, rauscht aber im Vergleich zu den anderen "Sorry, We're Open"-Tracks irgendwie am Ohr vorbei.
Drei Interludes finden sich außerdem auf der Scheibe, deren Titel in Längen- und Breitengraden angegeben sind. Der erste katapultiert uns nach Hamburg ans Elbufer, der nächste auf die New Yorker Brooklyn Bridge. Und beim letzten nehmen uns Bonaparte auf eine Insel mitten im Ozean mit, um das Leben mit "Bonahula" zu zelebrieren. Eine Hommage an die Leichtigkeit des Seins an einem sonnigen Tag, irgendwo an einem Ort ohne Wut, Chaos und Traurigkeit.
"If you laugh, this life will last so much longer" Bitte wörtlich nehmen! Ein ähnliches Motto steckt hinter Track acht: Schluss mit Arbeit. Tu alles, was du immer tun wolltest und pfeif auf den Rest. In diesem Sinne: "Mañana Forever!"
4 Kommentare
Bonaparte? War das nicht die Band, die mit absolut jedem Track furchtbar genervt hat? Na ja, eine Chance gebe ich ihnen, auch wenn ihr dümmliches Elektrogehampel bis jetzt viel zu gut bewertet wurde hier...
Ja. Ganz schlimm
Der Deichkind Track ist ganz lustig...
das Album ist doch gut geworden
Mir gefällt ihr spezieller Musikstil und ihre noch spezielleren Lyrics, was halt nicht jedem gefällt