laut.de-Kritik
Zurück zu alten Tugenden.
Review von Giuliano BenassiWie mag Will Oldham wohl riechen? Seit 2013 produziert die Firma Sanae Intoxicants ein Parfüm mit dem Namen "Bonnie Billy". "Underneath the bouquet of the mukhallat, on a warm, Egyptian jasmine, tobacco night, rocks the ancient, romantic rhythm of the Assam oud. Relish in this mystical, swirling dance. It will light up all who surround you", ist auf der Webseite zu erfahren.
Hört sich recht exotisch an. Das gilt zum Glück nicht für Bonnie 'Prince' Billy vorliegendes Album, auf dem er wieder zu alten Tugenden findet.
Nach "Master & Everyone" (2003) hat er seine Produktion nicht gedrosselt, doch seine Experimentierfreude mündete in eher mühsam, teilweise uninspiriert wirkende Ergebnisse. "Wolfroy Goes To Town" (2011) klang zwar wieder minimalistischer, aber auch lustlos. "What The Brothers Sang" (2013) mit Dawn McCarthy, bestehend aus Stücken der Everly Brothers, bot zumindest den einen oder anderen gelungenen Moment. Im selben Jahr erschien mit "Bonnie 'Prince' Billy" ein selbstproduziertes Album, das er nur in wenigen Exemplaren unters Folk brachte.
Anfang 2014 ging Oldham mit einer Handvoll Musiker in ein Studio in Nashville, um sechs der Tracks aus "Wolfroy" noch einmal aufzunehmen und ein paar neue dazuzupacken. Mit von der Partie waren ganze 13 Musiker, darunter Pedal Steel-Gitarrist Paul Niehaus (Lambchop, Calexico), der auch mitproduzierte. Hinzu kamen unter anderem Banjo, Fiddle, Schlagzeug und weiblicher Hintergrundgesang. Wie so oft stand auch Paul Oldham (Bass) seinem Bruder zur Seite.
Das Ergebnis bewegt sich zwischen Country, Country-Rock und Folk mit einer Prise Gospel. Der direkte Vergleich zeigt, wie viel gelöster die Stimmung diesmal ist. "It's Time To Be Clear" ist hier eine zärtliche Folk-Ballade mit Fiddle-Begleitung, auf "Wolfroy" kommt es mit einer gezupften Akustikgitarre und Begleitstimmen aus und klingt fast schon trostlos.
"I drink without economy / When I go out into the night" heißt es in beiden Versionen von "Night Noises". Dank der Pedal Steel-Einlage von Paul Niehaus hört sich das Stück diesmal aber eher fröhlich als tödlich an. Auch "We Are Unhappy" kommt hier mit Frauenchor wesentlich sanfter rüber als die Originalversion mit einsamer, klagender Frauenbegleitung.
Am düsteren Text hat sich allerdings nichts geändert ("Nothing is better. Nothing is best. We are unhappy. We are unblessed. We are unfound. We are unseen. Nothing is coming. Nothing is clean", heißt es zu Beginn). Auch auf diesem Album berichtet Oldham von der deprimierten Seite des Lebens, doch die Trostlosigkeit der vergangenen Jahre, wenn auch nicht ganz verschwunden, ist hier zumindest ein bisschen gemildert.
Wer übrigens wissen will, wie Oldham gerne riecht, muss tief in die Tasche greifen, denn sein Parfüm kostet 220 US-Dollar plus Versand. Für ein 5ml-Fläschen. Eine kostbare Angelegenheit, also, wie seine Musik. Wenn er, wie bei diesem Mal, inspiriert wirkt.
1 Kommentar
Viel ambitionierter als die letzten Sachen. Mag es richtig gern. Er kann ja wenn er will.