laut.de-Kritik
So muss sich ein Trip anfühlen.
Review von Lena BayerWer noch keine Erfahrung mit Halluzinogenen oder ähnlichen Substanzen gemacht hat, kann das getrost bleiben lassen. Die Alternative: "It's Dangerous To Go Alone! Take This." von Boy Omega. Das Album versetzt in eine Art schläfrigen Zustand, auch wenn sich der Schwede betont experimentierfreudig gibt.
Schon das Intro "Enter" macht nicht allzu große Hoffnung: Irgendwo zwischen Trancezustand und purer Langeweile. Da gibt es direkt "Tired Eyes", wobei die müden Augen hier zumindest wieder auf Halbmast gelangen: Der Synthie-Sound klingt modern und erreicht gegen Ende seinen leicht rockigen Höhepunkt.
In welchem Zustand Boy Omega wohl gewesen sein muss, als er folgende Line schrieb? "I could be your monkey, if you want to" will nicht recht zum filmisch angelegten Sound von "Monkey" passen. Fragwürdig scheint auch, an welchen Stellen Boy Omega ins Schwedische wechselt. Wie auch immer, die lässigen Gitarrenriffs machen den Song zu einem der stärksten der Platte. Deutlich weniger aufregend hört sich "Kids" an. Der leicht melancholische Track bleibt in Slow-Mo und endet bei dreieinhalb Minuten gefühlt trotzdem nie. Das weihnachtliche Zwischeninstrumental "Bells" hält, was es verspricht: lames Glockengebimmel.
Bei "In Love But Out Of Sight" wiederum ließ sich Boy Omega von Springsteens "Streets Of Philadelphia" inspirieren. "Ich hoffe, Bruce wäre stolz darauf", sagt er über den Trennungssong. Die Zuneigung bleibt bis 1:20 Minuten erst mal außer Sichtweite, dann gesellt sich Sängerin Maja Milner (Makthaverskan) zu dem Schweden und gemeinsam schluchzt man weiter. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid.
"Wavebreaker" erfüllt seine Aufgabe als musikalischer Wellenbrecher nicht, der Track plätschert dafür zu sehr vor sich hin. Das dritte Instrumental "Infinity" klingt nach Abenteuerfilm und geht fließend in "Push It" über, das viel Autotune im Gesang liefert. Wer bis dato immer noch auf dem Trip ist, bekommt nun die volle Ladung Experiment ab.
Bei "Nyll" und "Daniel" ploppen vor allem Fragen auf: An welcher Stelle singt Boy Omega in seiner Landessprache? Und wer ist eigentlich Daniel? Ansonsten geben sich beide Nummern eher schläfrig und verträumt. Beim vorletzten Track "Chase The Rabbit" bleibt zu hoffen, dass die süßen Tierchen beim abschließenden und vierten Instrumental nicht draufgehen: "Isolation" lässt einen nach endlosen vier Minuten total benommen zurück.
Während man Boy Omega musikalisch einen experimentierfreudigen Vibe attestieren muss - elektronische Beats gepaart mit Loops, Streichern, Tonbändern und jeder Menge Undefinierbarem, liefert die Platte atmosphärisch und textlich nicht den erhofften Kick.
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