laut.de-Kritik

Nach diesem Lifestyle sehnen sich tausende Influencer*innen.

Review von

Brant Bjork ist eine f***ing Legende. Punkt. Legenden dürfen grundsätzlich machen, was sie wollen, zumindest musikalisch gesehen. Ich hätte es verstanden, würde der gute Mann mit seinem frisch gegründeten Brant Bjork Trio einen neuen Weg einschlagen. Mal was anderes probieren, die Kollegen Ryan Güt an den Drums und Mario Lalli am Bass in ein anderes Genre entführen, vielleicht sogar Jazz - immerhin führt er ja nun ein Trio an.

Die gute Nachricht lautet: Tut er nicht. Stattdessen macht der Kalifornier das, was er am besten kann, nämlich den Desert Rock-Stiefel runterspielen. Dieser Stiefel passt immer noch erstaunlich gut, Innovationen braucht und erwartet hier niemand. Vermutlich hat Bjork seine Schuldigkeit an Neuerungen eh schon getan, saß er doch für zwei (oder gar drei) der einflussreichsten und stilprägendsten Bands des Desert-Genres an den Drums. Er macht Musik für Menschen, deren Lebenstraum es gewesen wäre, im Jahr 1973 in einem Chevy Cabrio von Venice nach Vegas zu brettern, Joints in Kette zu rauchen und dabei das braungebrannteste Surfer-Girl auf dem Beifahrersitz zu haben. Dass sogar Bjork für diesen Traum zu jung ist, sollte uns nicht weiter stören. Aus der Zeit gefallen? Natürlich. Jedoch immer noch eine herrliche Hommage an eine Epoche und einen Lifestyle, den tausende Influencer*innen jährlich auf den Burning Mans dieser Welt vergeblich nachzustellen versuchen.

Dass alle drei Beteiligten kaum mehr Erfahrung in Sachen locker groovendem Rock'n'Roll haben könnten, wurde schon auf dem vorab veröffentlichten "Backin' The Daze" deutlich. Brant Bjork selbst schüttelt wie kaum ein anderer simple, aber knusprige Riffs aus dem Handgelenk, Güt und Lalli bilden eine gut geölte Groove-Maschine. Schon beim Opener "U.R. Free" hört man den Einfluss von Bjorks Weggefährten Josh Homme, aber auch an Hendrix fühlt man sich sofort erinnert. Songs wie "Sunshine Is Makin' Love To Your Mind" oder "Astrological Blues / Southern California Girl" könnten ohne Problem im Filmsoundtrack von "Lords Of Dogtown" auftauchen.

Der etwas härteren Gangart in Sachen Stoner-Rock à la Kyuss oder Fu Manchu begegnet man auf "Once Upon A Time In The Desert" dagegen kaum. Allein "Down The Mountain" und "Rock And Roll In The Dirt" stechen in Sachen Eindringlichkeit ein bisschen aus der ansonsten sehr relaxten Scheibe heraus. Brant Bjork und sein Trio bemühen sich eher um die Perfektion der Lässigkeit im Rock'n'Roll. "Higher Lows" oder "Magic Surfer Magazine" finden Ihren Platz eher bei einem kalifornischen BBQ als in einem triefenden Metal-Keller.

Wer lang hat, lässt lang hängen, sagt der Volksmund. Brant Bjork beweist auch mit seinem Trio, dass er wohl das längste Repertoire an gechillten Groove-Hämmern vorzuweisen hat und nach wie vor die erste Adresse ist für Leute, die zwischendrin einfach mal gepflegt abhängen wollen.

Trackliste

  1. 1. U.R.Free
  2. 2. Backin' The Daze
  3. 3. Higher Lows
  4. 4. Down The Mountain
  5. 5. Magic Surfer Magazine
  6. 6. Sunshine Is Makin' Love To Your Mind
  7. 7. Rock And Roll In The Dirt
  8. 8. Astrological Blues / Southern California Girl
  9. 9. Do You Got Some Fire?

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