laut.de-Kritik
Tüte zwischen den Lippen, heiße Braut auf dem Beifahrersitz ...
Review von Adrian MeyerTüte zwischen den Lippen, heiße Braut auf dem Beifahrersitz und den Stoner-Blues von Brant Bjork auf den Boxen des alten Chevys - so sollte man eine nachmittägliche Fahrt auf dem Interstate 15 durch die kalifornische Mojave-Wüste definitiv angehen.
Mit seinem neunten Solowerk liefert Mr. Stoner-Rock Bjork mal wieder den perfekten Soundtrack für den Ride gen Westen: bei sperrangelweit geöffnetem Fenster atmet man den heißen Staub der Wüste ein.
Gleich beim Opener "Dirty Bird" startet der groovige Blues-Motor, in gemächlichem Tempo lässt man sich auf der rechten Lane von allen hektischen Las Vegas-Heimkehrern überholen, lehnt zurück und lauscht wippend den Messages des Meisters: "What you're hearing is exactly what was heard." Word.
Hat man nach der Grenze zu Kalifornien den Mountain-Pass erreicht, ist es Zeit mit "The Future Rock (We Got It)" einen Gang höher zu schalten. Bei der Talfahrt ins Mojave-Wüsten-Becken wird kräftig aufs Wah-Wah-Pedal gedrückt, schließlich sollte die Karre auch mal ordentlich Dampf ablassen.
Im Wüstenkaff Baker angelangt, betritt man zu "Radio Mecca" genüsslich den abgefuckten Diner, bestellt sich ein kühles Bier und lässt bei gebreakten Basslines und gehalltem Gitarrensolo nachtanken. "Lights of the city bleed upon these lonely streets". Zeit, wieder aufzubrechen.
Die 40 Grad heiße Luft setzt hinter Barstow langsam aber sicher zu. Psychedelische Klänge, wummernde Toms und Brants LSD-geschwängerte Solo-Wolken ("Little World") verwandeln die Mittelstreifen zu einem einzigen Farbenschleier. Im Slow-Tempo ("Blowin' Up Shop") erreicht man gerade noch die Höhen des Cajon Passes, die Abendsonne hängt bereits blutrot über Los Angeles.
Kühler Wind vom Pazifik und erfrischendes Up-Tempo ("Good Time Bonnie") inklusive tightem Snarebeat rütteln den Fahrer wieder wach. Auch die attraktive Begleitung drängt auf eine zügige Fahrt hinunter in die Stadt der Lichter. Schließlich sollte man den Sonnenuntergang am Venice Beach nicht verpassen.
Der bassige Chevy-Motor brummelt noch immer locker vor sich hin, während man sich mit "Porto" von einer catchy Hookline im Abendverkehr durchs Straßengewirr von L.A. treiben lässt. Bjork weiß einfach, wie man eine trocken unaufgeregte Line brummen lässt.
Kurz bevor die Sonne untergeht, gesellt man sich schließlich zu den Alt-Hippies von Venice Beach in den Sand, zündet sich eine Kippe an und nimmt seine Angebetete bei "Somewhere Some Woman" in den Arm. Der Song liefert gleichzeitig den Höhe- und Schlusspunkt zu einer abwechslungsreichen Fahrt mitten durch Brant Bjork-Land. Danke für den lässigen Ride.
6 Kommentare
Nice Review, Herr Praktikant!
Absolut lässig.
Gutes Album, sein bisher bestes finde ich.
ich will JETZT nach kalifornien. -.-
neben somera sol seine beste platte bisher. schön geschriebene review.
Er ist der Beste.