laut.de-Kritik
Das Comeback nach dem Comeback nach dem Comeback.
Review von Markus BrandstetterIn Glanz und Gloria will sie wiederkehren, die Spears - nach privaten, von der Boulevardpresse akribisch dokumentierten Tiefpunkten. Früher, da war sie die Größte im Pop: für eine kurze Zeit, aber definitiv. Schulmädchenuniform und Riesensongs, born to make you happy und Konkurrenz nur von Christina Aguilera. Lange her. Spears' Alben klangen seit langem schon völlig unmotiviert: Teure, dem Zeitgeist hinterherhechelnde Designerproduktionen, R'n'B- und Electro-Schmonzetten, die auf verwegen, sexy und verrucht machen, kreative Nullnummern ohne Wiedererkennungswert. Der Tiefpunkt war das Album "Britney Jean", nicht nur das schlechtverkaufteste ihrer Karriere, sondern auch das schlechteste.
Eigentlich bestand Spears Karriere in den letzten zehn Jahren ausschließlich aus Comebackversuchen: die immer wieder versuchte Wiederkehr einer, die im Pop einmal den Laden schmiss, aber schon lange nicht mehr im Jetzt Fuß fassen konnte. "Glory" ist das beste dieser vielen Comebacks, aber besonders viel heißt das alleine noch nicht. Dabei würde man ihr so ein richtiges Comeback irgendwie wünschen.
"Invitation" ist ätherischer R'n'B, in dem man ihre Stimme in den ganz hohen Registern kaum erkennt, erst später kommt dieser immer leicht nölig-nasale Ton raus, der ihrem Organ Wiedererkennungswert verleiht. Nicht, dass hier jetzt irgendetwas unverwechselbar wäre: "Invitation" könnte genau so gut auf einem Beyoncé-oder-sonstwas-Album sein, ein okayer Song und eine Hochglanz-Produktion, auf sexy und 2016 getrimmt.
Electro, ein bisschen Hip Hop, ein bisschen R'n'B: Die Produzenten haben Spears einen anständigen kontemporären Cocktail zurechtgezimmert. Musik, die im Fitnesscenter genauso wenig stört wie beim Autofahren - im Club greift man dann wohl doch eher zu anderen Bangern. "Make Me..." mit G-Eazy funktioniert als erste Single, würde aber auch ohne den Rap-Part auskommen. So richtig nach Britney klingt Britney - also nach singender Cartoon-Figur mit Polypen in der Nase - dann erst bei Song drei, "Private Show".
Bei "Man On The Moon" gehts dann zu recht spärlichem Electro-Pop zurück, "Clumsy" tönt nach atmosphärischem Neo-R'n'B und zwischen diesen beiden Polen changiert dann auch der Großteil von "Glory". Einmal gibts sogar Latino-Flavor von Señorita Spears auf "Change Your Mind (No Seas Cortés). Da haucht sie über Akustikgitarren und Uz-Uz-Beats ein paar Zeilen auf Spanisch. Bei all dem R'n'B-Geräkele und Gesäusle vermisst man jedoch die substanziellen Songs, die fetten, großen Popsongs, solche Dinger wie sie früher hatte.
Es waren ihr auch diesmal keine wirklichen Hits vergönnt, nichts, was einem im Ohr bleiben würde, an das man sich vielleicht in fünf Jahren noch zurückerinnern wird. Es ist ein wohlkonstruierter Soundteppich, auf dem sich Britney - in besserer Form als zuletzt - räkelt. Siebzehn Songs in einer guten Stunde mit anständigem Eleectropop und R&B. Auch dieses mal schmiegt sich alles an den Zeitgeist an, nur eben stimmiger als bei den letzten Malen.
Besser als der Output der letzten Jahre, beinahe des letzten Jahrzehnts, ist "Glory" jedenfalls. Nach der absoluten Beliebigkeit ist aber schon der Durchschnitt ein Fortschritt.
23 Kommentare mit 26 Antworten
Ungehört 5/5. It's Britney, Bitch.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Typisch deutsche Kritik halt!!!Danke Mister Wood - seh ich genauso!
Mal schauen, ob sie nun besser funktioniert im Business ....
Britneys "If I´m Dancing" WTF???? - war das eine verschmähte Demo von Eiffel 65 an Dj Ötzi??