laut.de-Kritik

Hier treffen Wachstumsschmerzen auf Existenzfragen.

Review von

Nach einem Intro aus Stimmengewirr und Gekruspel schlüpft Mr. Barnes in seine Captain Future-Uniform, startet die Triebwerke und feuert mit dem Titeltrack eine musikalische Hommage an den Serienhelden ab. Er tut das mit einem jubilierenden Gefühl, das Indierock-Hymnen in ihren besten Momenten hervorrufen. In dieser Manier lässt der Endzwanziger mit "Bruising", "One Word Answers" und "Maria" weitere Indierock-Raketen in den Orbit steigen.

Da der Multi-Instrumentalist nicht nur im Himmel heimisch ist, sondern auch die Tiefen bereist, taucht er wie ein Jacques Cousteau in die musikalischen Ozeane und bringt neben den Oden an die Freude auch menschlich-melancholische Momente zur Geltung, wozu er vornehmlich die Tasten bemüht.

Herzstück der Platte ist "The Legacy", das auf wunderbare Weise die beiden Welten miteinander verbindet. Hier treffen Wachstumsschmerzen auf wahre Existenzfragen und bilden die Philosophie der Platte ab. Zudem beweist der Brite Humor, wenn er im Abschluss-Track konstatiert: "Things always change, like the English weather".

Die Einflusssphären sind klar umrissen. Da wären zum einen die Indie Rocker von Bastille zu nennen. Die künstlerische Persönlichkeit von Barnes hat zudem seine Anklänge an Matthew Bellamy von Muse. Klar, Multi-Instrumentalist, ein mehrere Oktaven umspannendes Organ sowie ein extravaganter Kleidungsstil lassen keine Zweifel aufkommen, wer hier die Muse abgibt. Mit Ende Zwanzig hat er aber noch genügend Möglichkeiten, sich freizuschwimmen.

Auch die Produktion fällt makellos aus. Selbst winzige Details wirken geplant. Man muss halt auch mit dem Zeitgeist gehen, um medial Gehör zu finden. Im Vergleich zum Vorgänger "More Stately Mansions" präsentiert sich Barnes wesentlich kompakter.

Die Dichte der Kompositionen nimmt den Geist gefangen. Auch weiß Barnes geschickt mit Spannungsbögen umzugehen. Der lebensbejahende und sein eigenes Schaffen in Demut betrachtende Ansatz ist der große Pluspunkt der Scheibe, fernab von der lediglich auf Bedürfnisorientierung abzielenden "Mir geht es gut, alles andere ist egal"-Mentalität.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Oceanography
  3. 3. Will & Testament
  4. 4. Bruising
  5. 5. Ruins
  6. 6. One Word Answers
  7. 7. The Departure
  8. 8. Legacy
  9. 9. Former Glories
  10. 10. Maria
  11. 11. All I Have
  12. 12. The Weather

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