laut.de-Kritik
Die Hype-Blase platzt und führt zu Reizüberflutung.
Review von Alexander AustelHype hier, Hype da, Hype wohin man schaut. Das Wort inflationär zu benutzen, scheint auch so ein Hype zu sein. Hype ist hip, wobei der Hipster-Hype schon wieder ausklingt. Ohnehin stumpft man gegenüber dem Hype ja schnell ab. Chiddy Bang? Spitzenposition bei Hype Machine – ergo ein Hype.
Die Kunst besteht nun darin, sich als Gehypter so lange im Gespräch zu halten, bis man das erste extradicke Ei in Form der Debütplatte legt. Dies gelang den Herren Anamege und Bersin aus Philadelphia. Allerdings richten sie das Frühstück auf Albumlänge zu üppig, überladen und abgespaced an.
Wer sich auf Appetithappen wie den frischen Gassenhauer "Opposite Of Adult" freute oder gar auf weitere eingängige Samples aus 0815-Radiohits hoffte, schaut auf ein leeres Buffet. Die wenigen eingesetzten Samples weichen dem synthetisch angereicherten Elektro-Pop-Soundgerüst von Xaphoon Jones. Lediglich ein paar Vocals von Blondchen Ellie Goulding verirren sich auf "Out 2 Space", das klingt wie wenn es hinterm Mond gleich rechts Richtung Kid CuDi abgebogen wäre.
Dabei gerät der Auftakt mit dem Albumtitel noch vielversprechend. Das Weißbrot nimmt sich in seiner facettenreichen Produktion zurück und lässt Chiddy den Vortritt, der zwischen einem Vorzeige-Flow und leicht nasalen Anleihen hin und her wechselt. Nach ähnlichem Rezept funktioniert auch "Handclaps & Guitars", wobei auch da echte Gitarren keinen Abbruch getan hätten.
"Mind Your Manners" und "Ray Charles" biedern sich fast schon prostituierend dem Mainstream an und hüpfen von Vergänglichkeit zu oberflächlicher Unterhaltung. Die aalglatte Produktion tut sowieso niemandem weh. Poppiger Soul mit Synthie-Geklimper schmiegt sich an einen Frauenchor oder Klingelgeräusche im Hintergrund.
Die Schmerzgrenze überschreiten die zwei College-Absolventen spätestens mit "Run It Back": Ein durchgeknallter Super-Mario springt auf Speed mit einem wuchtigen Bass im Rucksack durchs Level. Die kreischenden Synthie-Höhen geben dem Hörvergnügen den Rest. Das letzte Leben krallt sich aber der Endgegner "Baby Roulette": Game Over! Dahingestreckt durch vollkommene Reizüberflutung.
Der Mann hinter dem Mic sollte sich schnellstens einen neuen Beatbastler besorgen oder seinen aktuellen wieder auf den Boden zurückholen. Die Mixtapes der Vergangenheit haben bewiesen, dass das Spaß-Duo durchaus kurzweilig und mit einer gewissen Party-Attitüde über den Atlantik zu rudern vermag. Auch wenn Chiddy nicht wirklich viel erzählt, kann man ihm ein größeres Talent als Hype-Kollege Mac Miller zusprechen. Der wiederum wirft die besseren Beats in den Ring.
"Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages", erklärt Chidera großspurig. Wenn dieses schon nicht flüssig runtergeht und schwer im Magen liegt, vergeht mir beim Gedanken ans Mittagessen jetzt schon der Appetit.
6 Kommentare
Eine Frechheit, dass mit keinem Wort "Talking to myself" erwähnt wird. Definitiv der beste Track des Albums.
Eine Frechheit, dass mit keinem Wort "Talking to myself" erwähnt wird. Definitiv der beste Track des Albums.
diesen track mit dem kids sample fand ich gut
pff, was ne review.
album is gut und lockerer indie geprägter rap.
sicher nich DER überhammer, aber eine reizüberflutung kann ich nun wirklich nich nachvollziehen. anscheinend hörste sonst nur jürgen drews und tokio hotel.
handclaps guitars ohne zweifel der beste track. unfassbar geiler flow.
bei mir läufts rauf und runter. sehr gutes Album, wie schon bei ihrer EP ist auch hier kein schlechter Song zu finden.
Also Reizüberflutung ist definitv übertrieben. Wer die vorangegangenen Mixtapes gehört hat wird auch von diesem Album nicht enttäuscht sein, weil es mMn noch immer der typische Chiddy Bang Sound ist (Warum daran was ändern?). Dass nicht jeder Track ein Hit sein kann wie "The opposite of adults" ist glaub ich klar.
Handclaps Guitars klingt mMn übrigends sehr stark nach B.o.B.