laut.de-Kritik
Die Band knallt fett, auch backstage auf der Toilette.
Review von Michael EdeleIm Zuge der noch immer anhaltenden NWOAHM (New Wave of American Heavy Metal) wurden einige gute Bands an die Oberfläche gespült. Auch Chimaira gehören dazu und sind inzwischen wohl auch in der Riege der Besserverdienenden angekommen. Auf der letztjährigen Roadrage Tour (inkl. Ill Nino und Spineshank) filmte die Truppe ein paar Songs mit und bringt diese hiermit unters Volk.
Dabei bin ich mir wirklich nicht sicher, ob sich diese DVD für irgend jemanden lohnt, der sich nicht als beinharter Chimaira-Fan outet. Mit Abstand der größte Teil des Silberlings befasst sich nämlich mit der Band und ihrem Umfeld. Meist aus dem Off heraus erzählen die Musiker und einige Mitarbeiter, wie die Band entstanden ist, was und wer sie antreibt, welche Erwartungen sie an sich selbst haben und das ganze Blabla, was man eben so von Musikern zu hören bekommt. Wirklich sinnlos und langweilig wird es aber, wenn man auch noch das Gefasel der Band zum fertigen Doku-Film einblendet.
Das mag für den Die Hard-Fan 'ne feine Sache sein, wenn er beispielsweise erfährt, wie die Aufnahmen zu "This Present Darkness" abgelaufen sind oder dass eigentlich niemand mit dem Endergebnis der Debüt-EP "This Present Darkness" zufrieden war. Trotzdem wage ich zu bezweifeln, dass es notwendig ist, mitzuerleben, wie Sänger Marc Hunter vor 'nem Gig ins Klo kotzt oder wie sich Basser Jim LaMarca nach dem Gig die Nüsse krault, um danach festzustellen, dass die stinken, wie ein Eimer toter Aale.
Die sieben Livetracks gehen hingegen voll in Ordnung und zeigen, was der Besucher der Raodrage Tour eh schon weiß: die Band knallt ziemlich fett. Vor allem "Cleansation", der Opener des letzten Albums, und das groovende "Eyes Of A Criminal" gehen mächtig ab. Auch für einen älteren Track wie das stark breaklastige "Severed" kann ich mich in der Liveversion erwärmen. Warum Marcs Gesang aber live auf einmal mehrstimmig ist und er alleine gleichzeitig mehrere Gesangslinien singt, muss mir mal einer erklären.
Bei "Down Under" sind die Aufbauten zwar sehenswert und auch recht originell, aber alles in allem geht es wie meistens nur darum, einen Song auch im TV verbraten zu können. Auf eine Umsetzung der jeweiligen Storyline wird leider verzichtet. Als besonderen Bonus gibt es noch die bereits erwähnte Debüt-EP. Das Besondere daran ist, dass die Scheibe komplett neu gemastert wurde und mit "Gag" und "Refuse To See" zwei Songs mit dabei sind, die auf der ursprünglichen EP nicht vorhanden waren. Das macht "The Dehumanizing Process" quasi mit letzter Konsequenz zum Sammlerstück für Chimaira-Fanatiker. Die Songs der EP sind zwar nicht schlecht, reichen als Kaufargument für eine eher mittelmäßige DVD aber nur bedingt.
Noch keine Kommentare