laut.de-Kritik

Musik im komatösen Autopilot.

Review von

Wo sind noch mal all die Leute, die Angst haben, Cancel Culture würde ihnen all ihre Lieblingskünstler wegnehmen? Die Angst hatten, sie müssten jetzt auf Morrissey oder Michael Jackson verzichten? Seht an: Chris Brown ist auch noch hier. Der ist nicht nur erwiesenermaßen eine der furchtbarsten Personen der Musikindustrie, der macht sich nach seinem dreistündigen "Heartbreak On A Full Moon"-Streaming-Opus der Langeweile mit zwei Stunden weiterem Filler auf Platz eins der Alben-Charts breit. Also nur mit der Ruhe: Cancel Culture wird die legendären Problembären nicht aus der Popkultur verbannen. Wir werden ja noch nicht einmal die wirklich mittelmäßigen los.

32 Tracks. Das mag neben den 45 Tracks vom Vorgänger akzeptabel aussehen, wenn man sie sich nicht tatsächlich anhören müsste. Frustrierend ist ja, dass Chris hier durchaus das Material für eine ziemlich gute EP versteckt hat. Das Gitarrensolo auf "Red" ist verdammt cool, der Beatwechsel auf "Emerald/Burgundy" kommt in Sachen Produktion wunderbar. Auch "BP/No Judgement" besticht mit schönem Song-Übergang. "Don't Check On Me" mit Justin Bieber ist eine solide Ballade, Titeltrack "Indigo" ein vorzeigbarer Autocrooner.

Man bemerke das Pattern, das die lobenswerten Stellen eigentlich lediglich auf die Produktion zurückzuführen sind. Nehmen wir nochmal exemplarisch das dramaturgisch großartige "Emerald/Burgundy", das mit einem New Orleans-Bounce-orientierten Banger und Gastparts von Juvenile und Juicy J einsteigt, um dann über eine spannende Übergangs-Phase in eine psychedelische Ballade umschlägt. Und Chris Brown? Der nimmt seine übersungenen, Autotune-geschwängerten Vocal-Stil, den einzigen, den er zu haben scheint, und singt: "Ooh, I'm in the stud', just book your time booth / Ooh, now you know why them bitches mad for/".

Wenn Breezy schon auf den inspirierten Momenten der Platte keinen Bock hat, was erwartet dann auf den restlichen eineinhalb Stunden? Bestenfalls gähnende Langeweile. Es entzieht sich jeder Beschreibung, wie schleppend die Tracklist hier durch die Spotify-Anzeige gleiten will. Mondäne Pop- und R'n'B-Produktion, wie man sie schon abertausende Male gehört hat mit einem Sänger mit dem immergleichen Ton.

Man hört zwischendurch nur mal hin, wenn Chris etwas besonders Geschmackloses sagt oder seine Produzenten ein Sample in den Sand setzen. "Sorry Enough" verhunzt "Grindin" von Clipse, und auf "Temporary Lover" wird ein Alicia Meyer-Song mit Unmengen an Potential für ein schlammigen Mix und einen unausstehlich faulen Flip mit verschwendetem Lil Jon-Feature in den Wind geschossen.

Aber immerhin sind diese Tracks schlecht, weil etwas versucht wurde, das sich nicht ausgezahlt hat. Große Teile dieser Platte verstreichen so anonym, als hätte man einen Roboter mit allen R'n'B-Songs der Welt gefüttert. Aber auch ein wirklich uncharismatischer Blechaufsteller wäre noch deutlich weniger unsympathisch als Chris Brown, der zwischen schnulzig, weinerlich und selbstverliebt keinen auch nur halb ausstehlichen Charakterzug an sich zeigt.

"Indigo" ist wie Radio für jemanden klingen muss, der Popmusik nicht mag. Musik im komatösen Autopilot. Es sind immer die gleichen Drumloops, immer die gleichen Synthesizer, Musik mit einem Ethos von so alles überdeckender Uniformität, das die zwischendurch aufblitzenden Momente des Potentials fast wie Provokationen klingen. Seht an, Chris Brown könnte vielleicht sogar solide Musik machen, muss er aber nicht, weil er Streaming-Plattformen einfach mit zwei Stunden monotonem Müll bewerfen kann und es gut genug für ihn funktioniert. Aber in der Zeit, in der man diesen Playlistfüller in Spielfilmlänge hört, könnte man sich auch drei gute Alben anhören. Besser ist das.

Trackliste

  1. 1. Indigo
  2. 2. Back To Love
  3. 3. Come Together (feat. H.E.R.)
  4. 4. Temporary Lover (feat. Lil Jon)
  5. 5. Emerald / Burgundy (feat. Juvenile & Juicy J)
  6. 6. Red
  7. 7. All I Want (feat. Tyga)
  8. 8. Wobble Up (feat. Nicki Minaj & G-Eazy)
  9. 9. Need A Stack (feat. Lil Wayne & Joyner Lucas)
  10. 10. Heat (feat. Gunna)
  11. 11. No Guidance (feat. Drake)
  12. 12. Girl Of My Dreams
  13. 13. Natural Disaster / Aura
  14. 14. Don't Check On Me (feat. Justin Bieber & Ink)
  15. 15. Sorry Enough
  16. 16. Juice
  17. 17. You Like That
  18. 18. Troubled Waters
  19. 19. Take A Risk
  20. 20. Lurkin' (feat. Tory Lanez)
  21. 21. Trust Issues / Act In
  22. 22. Cheetah
  23. 23. Undecided
  24. 24. BP / No Judgement
  25. 25. Side N*gga
  26. 26. Throw It Back
  27. 27. All On Me
  28. 28. Sexy (feat. Rey Songz)
  29. 29. Early 2k (feat. Tank)
  30. 30. Dear God
  31. 31. Part Of The Plan
  32. 32. Play Catch Up

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Chris Brown

Weniger Talent und einflussreiche Freunde hätten Chris Brown wohl schon längst die Karriere gekostet. Statt auf Lebzeiten von der Musikindustrie geächtet …

14 Kommentare mit 34 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

  • Vor 2 Jahren

    Ihr Menschen? Mit Hass erfüllt! Diese Welt ist nicht mehr normal! Warum muss es so ein Beitrag geben, mit solch beleidigende Wörter, die Chris Brown und seine Musik beleidigen.
    Ja ich versteh schon.. Kritik
    ABER dies ist keine Kritik mehr, sondern Hate! was ich ziemlich Niveaulos finde, so ein Beitrag zu schreiben, indem man ein Künstler für seine Musik beleidigt.
    Jede Musik ist ANDERS und sie muss auch nicht jedem gefallen..
    Chris Brown ist ein Talentierter Mann!
    Neben Singen, Rappen und Tanzen ist er auch künstlerisch sehr begabt und auch in der Basketball und Schauspiel Branche ist er hoch Talentiert.
    Ich glaube kein Mensch kann gut reden das er Rihanna verprügelt hat aber jeder Mensch hat eine Zweite Chance verdient:) Wenn du ihn also dafür oder für seine Musik nicht mögen kannst, dann mach dir doch nicht so eine Mühe hier so eine Niveaulose sch**e zu schrieben, jeder kann sich seine eigene Meinung über ihn bilden.

    Wenn er dich also doch sehr interessiert, empfehle ich dir
    Welcome to my life ;)

    • Vor 2 Jahren

      "Ich glaube kein Mensch kann gut reden das er Rihanna verprügelt hat aber jeder Mensch hat eine Zweite Chance verdient:)"

      whut?

    • Vor 2 Jahren

      Ihr Menschen? Mit Hass erfüllt! Diese Welt ist nicht mehr normal! Warum muss es so ein Kommentar geben, mit solch beleidigende Wörter, die Yannik Gölz und seine Rezension beleidigen.
      Ja ich versteh schon.. Kritik
      ABER dies ist keine Kritik mehr, sondern Hate! was ich ziemlich Niveaulos finde, so ein Beitrag zu schreiben, indem man ein Autor für seine Rezension beleidigt.
      Jede Rezension ist ANDERS und sie muss auch nicht jedem gefallen..
      Yannik Gölz ist ein Talentierter Mann!
      Neben Hören, Schreiben und Formulieren ist er auch stilistisch sehr begabt und auch in der Anglizismenspam und Boomerbaiting Branche ist er hoch Talentiert.
      Ich glaube kein Mensch kann gut reden das er Kpop so hart stant aber jeder Mensch hat eine Zweite Chance verdient:) Wenn du ihn also dafür oder für seine Rezensionen nicht mögen kannst, dann mach dir doch nicht so eine Mühe hier so eine Niveaulose sch**e zu schrieben, jeder kann sich seine eigene Meinung über ihn bilden.

      Wenn er dich also doch sehr interessiert, empfehle ich dir
      Welcome to laut.de ;-)

    • Vor 2 Jahren

      Bitte um ein Klein wenig Respekt gegen über meine Meinung bitte!

    • Vor 2 Jahren

      troll detected

    • Vor 2 Jahren

      Ich kannte Chris Brown bisher nicht. Aber danke, Naomi. Einige Elemente seiner Karriere finde ich doch durchaus interessant und auch sehr gut gelungen :D.

    • Vor 2 Jahren

      Eher seine linke oder die rechte Faust?

    • Vor 2 Jahren

      "Bitte um ein Klein wenig Respekt gegen über meine Meinung bitte!"

      Du hast eine Meinung? Haste aber gut versteckt!

      Dein Ansinnen mag ja löblich sein, trotzdem gibt es bei prügelnden Popstars und Sternchen keine zweite Meinung. Der Typ hat in der Öffentlichkeit einfach nichts mehr zu suchen, schon garnicht nach Verständnis für seine Taten, in Form von künstlerischer Anerkennung. Wo leben wir den?

    • Vor 2 Jahren

      "...jeder kann sich seine eigene Meinung über ihn bilden."

      Aber wehe, man schreibt diese Meinung in Form einer Rezension nieder...!

  • Vor 2 Jahren

    Assozial! In jedem zweiten Kommentar liest man das Wort Hurensohn
    Bisschen Respekt haben?!
    Kümmert euch um euer Leben anstatt nur andere Menschen zu verurteilen, die ihr persönlich garnicht kennt!

    Das ist keine konstruktive Kritik.
    Schon lustig wie ihr den Typen hatet.. jeden seins, doch warum verschwendet man dann seine Zeit um über ein Menschen, Assozial zu kommentieren den man eigentlich nicht mag?

    • Vor 2 Jahren

      junGE, bitte vor der Anmeldung den Asperger-Check machen. Kurz vorab schon mal: auch auf laut.de folgen Individuen eher unlogischen Handlungsmustern. Sag bescheid, wenn du den Test absolviert hast, viel Glück!