23. September 2004

Bloß nicht zu viel nachdenken und trinken ...

Interview geführt von

Im vergangenen Jahr war es endlich an der Zeit, dass sich Chris auch Solo einen Namen macht. Zusammen mit Basser Dave Z, Drummer Jeff Plate und Keyboarder Paul Morris spielt er zusammen das Doppelalbum "Faces/God Damn War" ein. Darauf übernimmt er nicht nur sämtliche Gitarren, sondern auch den Gesang. Grund genug, nach Chris' weiteren Solo-Ambitionen zu fragen.

Chris, du hast mit "Faces/God Damn War" nicht nur eine CD veröffentlicht, sondern gleich zwei. Während andere gerade mal ein oder zwei Bonussongs mit drauf packen, gibt's bei dir eine ganze Bonus-CD, das klingt ganz schön fair.

Danke, aber in einer Zeit, wo sich die Leute ihre Musik einfach aus dem Internet klauen, denke ich ist es sinnvoller, mit einer Bonus-CD einen weiteren Anreiz zu geben, die CD zu kaufen. Ich bezahle schließlich aus meiner eigenen Tasche für die Aufnahmen, also kann ich auch selbst entscheiden, für was ich Geld verlange und was ich umsonst verteile.

Ursprünglich sollten ja sogar zwölf Songs auf "God Damn War" stehen. War das also eigentlich als ein eigene Veröffentlichung geplant?

Nein, das sollte schon von Anfang an eine Bonus-CD sein, aber jeder hat mir andauernd erzählt, dass das viel zu lang wäre. Letztendlich hab ich mich auf neun Songs runterhandeln lassen. Die anderen gibt's als Bonus-Bonus und Internet-Downloads. Vielleicht gibt's die Scheibe aber auch noc hmal als einzelne CD aber dann mit einer Menge neuer Songs, an denen ich gerade schreibe.

Hast du von Anfang an geplant, dass du den Gesang selber übernimmst? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für dich ein Problem gewesen wäre, einen geeigneten und willigen Sänger zu finden.

Das hat sich so ergeben. Ich habe mich irgendwann entschlossen, einfach mal zu verschwinden und eine Platte auszuarbeiten. Als ich dann auch begann, zu den Songs meine Texte zu singen, war schnell klar, dass ich derjenige sein würde, der diese Lieder singt. Es gab zwar einige, die zunächst nicht sonderlich von der Idee überzeugt waren, aber das hat mich nicht gestört.

Gab es bestimmte Sänger, die dich beeinflusst haben? "Mold" erinnert mich beispielsweise sehr an den ehemaligen Metal Church Sänger David Wayne.

Er ist ein ziemlich cooler Sänger, aber es gab einige andere, die mich mehr beeinflusst haben. Beispielsweise Jon (Oliva von Savatage), Ray Gillen (Ex-Black Sabbath, Ex-Badlands), Ozzy, Alice Cooper, Bruce Dickinson ... Man sollte sich einfach an den Besten orientieren.

Was ist schwieriger für dich? Eine Gitarrenmelodie zu schreiben, oder eine Gesangsmelodie?

Wenn du die eine erst mal wirklich ausgearbeitet hast, kommt die anderen normalerweise wie von selbst. Es macht mir jede Menge Spaß, Riffs zu schreiben, über die ich keinen Gesang lege, und coole Melodylines zu entwickeln, die ich dann über weniger komplexe Musik singen kann.

Ist es ein Problem für dich, gegen den Anschlag, bzw. den Rhythmus zu singen und gleichzeitig Gitarre zu spielen?

Zum Teil schon, deswegen versuche ich die Riffs auch relativ simpel zu halten, wenn ich singe. Einige Sachen sind dennoch ganz schön schwierig, aber wenn ich sie erst ein paar mal live gespielt habe, werde ich mich daran gewöhnt haben. Aber, wie alles andere auch, ist das ein ganz schön hartes Stück Arbeit.

Welcher der Songs macht dir live am meisten Spaß? Ich tippe mal auf eine Sache wie "Pisses Me Off".

Die Sachen vom "God Damn War"-Album machen alle jede Menge Spaß, weil sie so aggressiv sind. Ich stehe, vor allem live, eher auf die härteren Sachen.

In einem anderen Interview hat mir Blitz (Sänger von Overkill) erzählt, dass ihr zusammen ein paar Songs geschrieben habt. Wie sieht es damit denn aus?

Wir haben etwa acht Songs zusammen geschrieben, und ich hoffe, dass wir eines Tages noch mehr machen. Eine CD wäre schon cool, denn der Kerl ist der Hammer!

Inwiefern hat sich das Songwriting für diese beiden Scheiben von dem für Savatage-Alben unterschieden?

Bei meinen eigenen Sachen achte ich nicht im Geringsten darauf, wie kompliziert oder abgefahren ein Riff ist. Ich muss niemanden beeindrucken, wenn ein Riff simpel ist, spielt das keine große Rolle, ich mache einfach damit weiter und sehe, was dabei heraus kommt. Es ging mir mehr um den Song, als um möglichst beeindruckende Arrangements. Es war alles wesentlich relaxter, und was am wichtigsten ist: Ich hatte das letzte Wort.

Wie viele Stunden hat dein Tag eigentlich? Es ist ja unglaublich, wo du überall deine Finger im Spiel hast, Savatage, Trans Sibirian Orchestra, Doctor Butcher, Solo-Sachen usw.. In unserer Welt gibt es tatsächlich Leute, die hin und wieder schlafen. Wie läuft das auf deinem Planeten?

Ich versuche einfach, mich so viel wie möglich zu beschäftigen, denn ansonsten gibt es zwei Dinge, für die ich zu viel Zeit haben könnte: Nachdenken und Trinken.

Gibt es Pläne, die Songs auch live irgendwo mit Band zu spielen oder ist das eine reine Studio-Sache?

Ich will auf jeden Fall auf die Bühne und die Songs live spielen. Das ist fast die Hauptsache, warum ich die CDs gemacht habe. Ich kann es kaum erwarten, wieder on the road zu sein und das Zeug durch die Boxen zu blasen. Ich hoffe, ich seh euch da draußen.

Das Interview führte Michael Edele

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