laut.de-Kritik
Mit Netzstrümpfen, Säge und Mark Lanegan.
Review von Giuliano BenassiDie Schwedin sorgt mit ihren originellen Auftritten weltweit für Aufmerksamkeit. Mit zwei Mikrophonen und einem Sammelsurium an Instrumenten bewappnet, beherrscht sie leise wie laute Töne, jagt ihre Stimme durch einen Verzerrer, kleidet sich verführerisch, lässt ihre blonde Mähne kreisen und begleitet sich mit selbst geschnittenen Schwarzweiß-Sequenzen.
Auf ihrem dritten Album lässt es Christine Owman nicht unbedingt entspannter, auf jeden Fall aber ruhiger angehen. Wie gewohnt hat sie fast alles selber gemacht: Songs geschrieben, Instrumente aufgenommen, Stücke produziert und gemixt. Die Veröffentlichung erfolgt nun aber nicht mehr auf ihrem eigenen Label, sondern über Glitterhouse Records.
Als Gast tritt jemand auf, der sich mit süßen Stimmen und düsteren Atmosphären durchaus auskennt: Mark Lanegan. Nach dem bewährten Spiel mit der Sängerin Isobel Campbell gibt er hier auf zwei Stücken den Rüpel.
"One Of The Folks" überzeugt mit dem gesampelten Atem Owmans als Rhythmusgeber und dem Kontrast der hohen weiblichen und der tief brummenden männlichen Stimme. "Familiar Act" kommt dagegen mit kaum mehr als den Stimmen, einem gezupften und einem gestrichenen Cello aus. "You gotta beat her until she's clean", verkündet das Duo im Refrain.
Effektiver, düsterer Minimalismus, der das gesamte Album prägt. Wobei Owman durchaus auch im Alleingang überzeugt. "Until the fear has left my body / Will you wait here patiently?" bittet sie mit hoher, fast gehauchter Stimme im dritten Stück, begleitet von gelegentlichen Streichergewittern.
"Day 1" klingt mit seiner Akustikgitarre schon fast wie Folk, wobei das Thema dafür ungewöhnlich ist: "No more drugs from today", verspricht eine Frau ihrem ungeborenen Kind. "Deathbed" wartet mit solidem Schlagzeugspiel auf (von einem weiteren Gast, Carolina Carlblom), "I'm Sorry I" dagegen mit gedämpften Beats. Mit dem fast schon zärtlichen "I'd Rather Die Than Play Dead" und seiner heulenden Säge gelingt Owman gegen Ende noch mal ein Höhepunkt.
"Little Beast" braucht etwas Zeit, ist aber ein Album, das unter die Haut geht. Ob mit Lanegan oder ohne: Die Stücke schaffen es, eher mit Stille als mit Lärm zur dunklen Seiten der Existenz zu verführen.
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