laut.de-Kritik

Der Nobelpreis für Literatur liegt in weiter Ferne.

Review von

Ciara ist eine alte Bekannte im harten, oft kurzlebigen Showgeschäft. Seit mittlerweile 15 Jahren produziert sie Songs, die sich in einem Dunstkreis aus R'n'B und amerikanischem Kommerz-Hip Hop bewegen. Ihr letztes Album "Jackie" erschien 2015 bei Epic Records und platzierte sich in den amerikanischen R'n'B-Charts auf dem zweiten Platz.

2018 gründete sie, nachdem sie Epic den Rücken gekehrt hatte, ihr eigenes Label Beauty Marks Entertainment: Auf "Beauty Marks" bleibt musikalisch allerdings alles beim Alten. Das zeigt schon der erste Song "I Love Myself" mit Macklemore, der einige Raps beisteuert. Ciara besingt in selbstbewussten Versen wie "The best thing I could ever do for is move myself" das Ende eines langen Kampfes mit sich selbst. Ruhige Midtempo-Beats und getragene Melodien bilden das Grundgerüst.

Ähnliche Kost bietet das tanzbare "Trust Myself": Bitte wackeln Sie auf dem Dancefloor mit ihrem Hintern! Die dazu passenden Disco-Vibes liefert sie in "Thinkin' Bout You". Ciaras Oeuvre zeichnet sich dabei durch betont einfach gehaltene Texte aus. Über ihre Lyrics äußerte sie sich in der Vergangenheit folgendermaßen: "Ich stehe auf Texte, die jeder nachvollziehen kann". Das setzt sie in "Na Na" auch konsequent um. Der über Latin-Beats gelegte Text besteht im Kern aus 108 "Nas und 51 Yeahs" - ein Nobelpreis für Literatur scheint da in weiter Ferne.

An der musikalischen Gleichförmigkeit ändern auch die beiden anderen auf der Platte vertretenen Gastmusiker nichts. Im Duett "Freak Me" mit dem nigerianischen R'n'B-Sänger Tkno gibt es eine Prise Afrobeat, der mit den weichen und voluminösen Klängen einer Mbira (ein Fingerklavier) im Tanztempel für etwas Strandbar-Feeling sorgt.

Kelly Rowland (Destiny's Child) ist das prominenteste Feature des Albums. In "Girl Gang" vertreten die Lyrics inhaltlich zwar ein löbliches Anliegen, musikalisch regiert hingegen wieder Langeweile. Der Track ist eine bouncy Aufforderung an die Frauenwelt, sich selbst zu feiern und sich der eigenen Stärke und Unabhängigkeit bewusst zu sein.

Im finalen und balladesken "Beauty Marks" stellt Ciara mit "What did I do to deserve someone to hold me like you do?" über einer Standard-Klavierkadenz eine Frage, die man sich angesichts der vertonten Monotonie in der Tat stellen kann. Bei aller Kritik: Ciara ist mit einer guten Stimme gesegnet, die sie im abschließenden Titeltrack auch ausspielt.

Alles in allem ist "Beauty Marks" ein Album ohne große Spannungsbögen und Höhepunkte. Die Eintönigkeit regiert. Auf dem Dancefloor dürfte Ciara mit der neuen Scheibe allerdings trotzdem Freunde finden.

Trackliste

  1. 1. I Love Myself
  2. 2. Level Up
  3. 3. Set
  4. 4. Thinkin' Bout You
  5. 5. Trust Myself
  6. 6. Girl Gang
  7. 7. Dose
  8. 8. Na Na
  9. 9. Freak Me
  10. 10. Greatest Love
  11. 11. Beauty Marks

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