laut.de-Kritik

Neues Soultrio mit sozialkritischen Texten und fetten Wyclef-Beats.

Review von

Wyclef Jean scheint ein ausgeprägtes Gespür für hoffnungsvolle Gesangstalente zu haben. Erst förderte er die Mädels von Destiny's Child zu Beginn deren Karriere, dann entdeckte er das Duo G/B Product, welches sogar den Sprung auf Carlos Santanas Comebackplatte "Supernatural" schaffte. Der dritte Wyclef-Streich ist nun seit Sommer 2001 das Soultrio City High, bestehend aus den singenden Produzenten und Songschreibern Robby Pardlo und Ryan Toby sowie Frontfrau Claudette Ortiz. Nach einer ersten Single "What Would You Do?" mit mitreißendem Refrain, die auch in Deutschland mächtig einschlug, folgt nun im Winter des selben Jahres das Debut "City High". Unterstützt werden die Drei natürlich von Wyclef Jean und dessen Cousin und kongenialen Partner Jerry "Wonder" Duplessis, mit dem Wyclef so ziemlich jedes seiner erfolgreichen Lieder produzierte.

Nimmt man das hochkarätige Team und den angesprochenen Hit zum Maßstab, dann hatte man einiges vom Album zu erwarten. Und diese hohen Erwartungen werden im Großen und Ganzen auch nicht enttäuscht. Klar sind einige Füller auf "City High" vorhanden, man nehme nur mal seichte, drucklose Songs wie "Didn't Ya", "Sists" oder "So Many Things". Doch die schwächeren Tracks sind zum Glück in der absoluten Minderheit, die starken und kraftvollen Tunes überwiegen.

Angeführt vom grandiosen Donnie Hathaway-Cover "Song For You" ziehen eine ganze Handvoll guter Songs in den Kampf um die R'n'B-Fangunst. Als erstes wäre da der deepe, kraftvolle Midtempotrack "Why", auf dem die Drei gesanglich hervorragend harmonieren. Das von Clark Kent (Jay-Z, Rakim) produzierte "15 Will Get You 20" klagt über einen groovenden Hip Hop-Beat ohne schleimigen Violinenballast den oft tot geschwiegenen Missbrauch Minderjähriger an. Selbst Wyclef droppt ein paar Reime.

Bei "Cats And Dogs" zeigt Claudette ihre Rapskillz, was bei dem schleppenden Beat wahrlich nicht einfach ist. Ganz beschwingt dagegen kommt "Caramel" um die Ecke. Die Latin-Rhythmen und Claudettes Gesang erinnern an Frau Lopez, doch die 18-Jährige klingt zum Glück weniger gekünstelt als Superstar J-Lo. Ein ähnlichen Vibe versprüht auch noch das smoothe Ghetto-Märchen "The Only One I Trust", welches mit einer zart gezupften, spanischen Gitarre unterlegt ist.

Abschließend lässt sich sagen, dass sich City High auf Grund ihrer sozialkritischen Texte und der seltenen Zusammenstellung (eine Frau, zwei Männer) vom Souleinheitsbrei abheben. Wyclef gibt dem Sound dann noch den gewissen Kick an musikalischer Tiefe, so dass dem Trio eine rosige Zukunft prophezeit werden kann.

Trackliste

  1. 1. Didn't Ya
  2. 2. Three Way
  3. 3. Why
  4. 4. Song For You
  5. 5. 15 Will Get You 20
  6. 6. Cat And Dogs
  7. 7. Caramel
  8. 8. Best Friends
  9. 9. Sista
  10. 10. What Would You Do
  11. 11. So Many Things
  12. 12. The Only One I Trust
  13. 13. City High Anthem
  14. 14. You Don't Know Me

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