laut.de-Kritik

Beruhigend: Wenn Trump weg ist, werden Clutch noch da sein.

Review von

Bald drei Jahrzehnte brettert die Band aus Germantown, Maryland, die besonders dank Sänger Neil Fallon recht unverwechselbar klingt, über die Highways Amerikas und Europas. In diesem simplen Bild steckt viel drin, was Clutch ausmacht.

Mit der Gewissheit, das Ziel genau zu kennen, rollt das Quartett in die Welt hinaus: Der Stonerrock der frühen Jahre ist heute eher ein Must-have im Sound, als dass er explizit an der Oberfläche ausgestellt würde. Psychedelischer, blues- und funkinfizierter Heavy-Rock beherrscht schon länger die Szenerie. Auf klar identifizierbare Metalriffs ("Pure Rock Fury", 2001) verzichten sie komplett.

2018 bündelt die Band ihre Power: Der unkaputtbare Motor ist so gut eingestellt, dass er bei jedem Tempo präzise die Spur hält - und so durchzieht die Strophen von "Ghoul Wrangler" nicht zum ersten Mal ein Hauch AC/DC. Unaufhaltsam wie Lava fließt zuvor der starke Refrain von "Spirit Of '76" aus den Speakern. Auch ungezügelt wirkende Songs wie das banduntypisch mit hämmerndem R'n'R-Klavier versehene "Vision Quest" oder das fixe "Weird Times" laufen nie aus dem Ruder.

"Hot Bottom Feeder" mit Dan Maines' heftig angezerrtem Bass zitiert dann plötzlich Country. "In Walks Barbarella" klingt mit funky Bläsern dagegen wie der Titelsong einer TV-Krimiserie aus den 70ern. Und einen so sphärisch vernebelten Instrumentalpart wie am Ende von "Emily Dickinson" hört man ebenfalls selten. Mit Produzent Vance Powell (u.a. Jack White, The Raconteurs) holte sich die Band einen neuen Mann an Bord. Gerade letztere Songs befördern den Eindruck, dass Clutch bei aller Kraft etwas filigraner als auf den beiden Vorgängern grooven.

Natürlich bleiben bewährte Uptempo-Rocker ("Gimme The Keys" oder das spöttische, auf den amtierenden US-Präsidenten gemünzte "How To Shake Hands") trotzdem im Programm. Das Beruhigende: Letzterer Song steht wie die komplette, bereits im Januar in Nashville eingespielte Platte stellvertretend für den Clutch-Backkatalog. Dieser groovt seit Karrierebeginn auf hohem Niveau. Und darum dürfte diese Band ziemlich sicher noch da sein, wenn Trump längst gegangen ist.

Das Geheimnis der vier Amis? Clutch bewahren sich eine Art authentische Ursprünglichkeit, die ihnen über die Jahrzehnte eine konstant treue Fanbase beschert hat. Nach zwölf Studioalben und zahllosen Gigs kann der Vierer Fallon zufolge von dem Job, den sein Drummer kürzlich als "den besten der Welt" bezeichnete, auch leben. Das freut.

Trackliste

  1. 1. Gimme The Keys
  2. 2. Spirit Of '76
  3. 3. Book Of Bad Decisions
  4. 4. How To Shake Hands
  5. 5. In Walks Barbarella
  6. 6. Vision Quest
  7. 7. Weird Times
  8. 8. Emily Dickinson
  9. 9. Sonic Counselor
  10. 10. A Good Fire
  11. 11. Ghoul Wrangler
  12. 12. H.B. Is In Control
  13. 13. Hot Bottom Feeder
  14. 14. Paper & Strife
  15. 15. Lorelei

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LAUT.DE-PORTRÄT Clutch

Zu Beginn der 90er Jahre gründen vier junge Burschen, die zuvor dieselbe Highschool in einem Ort namens Germantown, Maryland besuchten, die Band Clutch.

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