laut.de-Kritik
Alles hat ein Ende, nur die ... Diva bittet in die Wortspielhölle.
Review von Kerstin KratochwillDie Kunstfigur Conchita Wurst ist tot, lang lebe Wurst: Unter diesem – in der Tat wenig glamourösen Namen – macht Tom Neuwirth nun Musik und will damit einen musikalischen wie optischen Neuanfang nach seinem Eurovision Song Contest-Triumph im Jahr 2014 starten. Programmatisch geht es los, der Opener heißt "Trash All The Glam" und ist ein überraschend kitschfreier sowie dezenter Electro-Pop-Song.
Diese Disziplin in Sachen Glam-Zerstörung wird aber nicht lange durchgehalten. Bereits in Song zwei dominieren generische Songstrukturen gepaart mit einem Gesang, der hörbar bemüht ist, jeglichen Diven-Drama-Touch zu zähmen, was nur mäßig gelingt.
Immer wieder werden darüber hinaus Effekte im Trip Hop-Modus, soulige Backgroundstimmen oder verzerrte Voices dazu gerührt, um Variabilität zu simulieren. Doch all diese Effekthascherei kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lieder im Prinzip alle nach dem selben Strickmuster gebaut sind.
Und so geht es dann also die zwölf weiteren Tracks eigentlich durch: Aalglatt produzierter Contemporary Discosound fürs Provinzradio. Das große Finale heißt dann wie das Album auch "Truth Over Magnitude" – die Anfangsbuchstaben des Songtitels ergeben T.O.M., also den Vornamen des Musikers und damit ist eine etwas arg konstruierte neue Identitätsbildung abgeschlossen. Angesichts solcher bemühten Botschaften muss man sich Wortspiele zu Wurst wirklich verkneifen, auch wenn das Wort "Egal" immer wieder beim Hören in großen Lettern aufleuchtet.
Authentizität wird hier im Künstlichen verzweifelt gesucht und Radikalität nur vorgespielt: Mit wirklichem Mut hätte hier jedoch ein wirklicher Wechsel stattfinden können wie der stärkste Track auf dem Album zeigt, der in seinem pluckernden Minimalismus an Kylie Minogue erinnert – die schließlich das Spiel mit den verschiedensten Pop-Oberflächen perfekt beherrscht. Sein Titel: "Resign".
5 Kommentare mit 4 Antworten
Absolut zustimmend bei "Trash all the glam" - ein schöner, dezenter ElectropopSong und gemäß 30 Sekunden-Teaser ist für mich auch "Resign" richtig eingängig großartig und aktuelle Nr.1
Ich finde aber auch die tanzbaren Nummern (To the beat, Hit Me, Under the gun) sehr animierend und als Balladenjunkie liebe ich Six und See me Now.
Ich mag Tom Neuwirths absolute wiedererkennbare Stimme.
Ungehört 1/5
Armes Würstchen! Sich aus diesem Image rauszupellen ist halt echt knackig. Alle geben zwangsläufig ihren Senf dazu. Und am Ende des Tages ist es wurscht ob du Wiener oder Frankfurter bist - die Medien verspeisen dich zum Frühstück.
Ist sie denn noch ääh Mitglied?
Keine Ahnung, aber ich verstehe dass sie auf ihre alte Persönlichkeit keine Bockwurst mehr hat. Jetzt zieht sie andere Saitlinge auf! Und richtige Deutschländer kaufen den Mist natürlich, obwohl sie, wenn man mal ehrlich ist, die Wurst nicht mehr vom Teller zieht.
Allein groß "WURST" auf die Platte zu schreiben ist schon relativ feierbar.
Made my day.
Wießt Ihr was Conchita heißt? sucht mal im Netz
1, Als großgeschriebener Vorname ist Conchita ein Verweis auf die Jungfrau Maria und ihre unbefleckte Empfängnis.
2.Als kleingeschriebenes Substantiv ist conchita (in der wörtlichen Bedeutung „Muschelchen“) ein Kosewort für Vulva; concha ist ein Kraftausdruck gleicher Bedeutung.
Und das Conchita Wurst Conchita groß schreibt ... will man uns die Jungfrau Maria geben !