laut.de-Kritik
Die heilige Dreifaltigkeit aus Gwalla, Girls und Gras.
Review von Philipp KopkaKaum ein halbes Jahr ist vergangen, seit Crack Ignaz mit "Kirsch" den zuckersüßen Soundtrack zum Sommer lieferte. Statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, schließt sich der König der Alpen lieber mit Kumpel Wandl in dessen Wiener Crib ein und serviert den nächsten Beweis: Österreich hat die Freshness gepachtet.
Wer erwartet, dass der Salzburger nach den berechtigten Lobeshymnen einfach einen lauen Aufguss des Altbekannten liefert, unterschätzt den Blondschopf. Denn "Geld Leben" ist alles, was "Kirsch" nicht war: Mies gelaunt, raw und dreckig. "Leut sind schon beleidigt, wenn i den Raum betritt / Weil i ihr Ego schon alleinig mit dem Outfit fick’" ("Moch Cash").
Ignaz bewahrt sich zwar immer das Lächeln auf den Lippen, ist aber lange nicht mehr nur Austrias Sweetheart: "I häng mit Killern, ned mit Hipsterkindern / Fake-Image, und oll die ondren Hipsterdinger / AMK, i rasier di wirklich mit der Klinge / Du kriegst Angst, wenn die Hawas an der Haustür klingeln".
Aggression erweitert die Figur Crack Ignaz um eine weitere Facette, die man so vom Österreicher bisher nicht kannte. Trotzdem bewahrt sich Pretty Falco die Stärken, die ihn im letzten Jahr zu einem der heißesten Newcomer machten. Thematisch dreht sich immer noch alles um die heilige Dreifaltigkeit aus Gwalla, Girls und Gras. "Schau i work die Pussy, bis sie nimma gehen konn' / Bis sie glaubt, dass sie ohne mi nimma leben konn' / Exotische oder die, die aus der Gegend san' / Ich schwör da Ignaz liebt jede, Mann."
Die Lässigkeit, mit der Ignaz wahlweise die Damenwelt bezirzt, Szene-Fuckboys beiseite wischt oder auf dem Sofa lila Weed harzt, verleiht "Geld Leben" großen Unterhaltungswert. Wenn "jeder Realkeep-Schwachmat" missachtet wird, kommt man auch mit Vergleichen à la "Hab die Haa' neu so wie Vietnam" durch.
Die grundlegendste Veränderung zu "Kirsch" findet aber nicht hinterm Mic, sondern an Wandls Drumcomputer statt. Nach Synthie-Bangern à la "Grüne Dächer" sucht man vergeblich. Der Wiener bastelt lieber zusammengefrickelte Beatskizzen, die vor Kreativität und Ideenreichtum förmlich überquillen.
Ignazius nutzt die Gelegenheit, in neuem Licht zu glänzen und flowt auch über die Sample lastigeren Beats völlig mühelos. Dass der junge Österreicher rappen kann, ist keine Überraschung. Wie verdammt talentiert und vielseitig sein Producer-Buddy ist allerdings schon.
Mal gräbt Wandl für "James Dean" oder "Zwei Null Neun" wunderschöne Laid-Back-Samples aus, mal prägen bitterböse Drums das düstere Bild ("Zähne & Augen"). Die Platte nimmt sich sogar die Zeit, das Scheinwerferlicht mit reinen Instrumentals ("Fenster", "Aeroplane") freistehend auf Wandl zu richten.
Der Wiener hat es sich redlich verdient auf "Geld Leben" als Interpret auf dem Cover zu prangen, trägt er doch mindestens genauso großen Anteil an der Großartigkeit der Platte, wie ihr charmanter Protagonist.
Anfangs mag "Geld Leben" noch vor den Kopf stoßen. Der soundtechnische Sprung zu "Kirsch" kam zu unerwartet, um sofort in Ekstase zu verfallen. Macht man sich jedoch frei von allen Erwartungen, wächst die Erkenntnis, dass den beiden "Gödlife Pretty Boys" momentan fast alles gelingt.
Sie schaffen nach "Kirsch" den nötigen Freiraum, um sich auf neuem Terrain auszutoben. Ignaz erweitert dabei nicht nur sein musikalisches Sprektrum. "Geld Leben" verleiht seiner Figur eine Unberechenbarkeit, dank derer er mit einem lockeren Schulterzucken Nischen sprengt, wenn es ihm denn gerade so in den Kram passt.
6 Kommentare mit 29 Antworten
Ich fahr mim benz duach die citi, hello kitty.
Beste Vibes. Homogenstes Stück Deutschsprachiger Rapmusik seit, böp. Saugeile Scheibe. Punkt
"Leut sind schon beleidigt, wenn i den Raum betritt"
BETRETE!
Außerdem ist schon seine Herzchenbrille dermaßen hipster, da braucht der mir nix zu erzählen!!
ich vergebe sogar 5/5
soundtechnisch ein gewaltiger unterschied und schritt zum vorgänger. mit dem angesagten cloud-rap samt herzchenbrillen und co hat das nichts zu tun, stattdessen dominieren verspielte, nostalgisch angehauchte produktionen, die absolut hochwertig sind.
das album trägt den produzenten nicht umsonst auf dem cover, ein sehr eigener, in sich stimmiger sound, der sich manchen wohl erst bei mehrmaligem hören erschließt, gerade weil der vorgänger eine ganz andere schiene fuhr.
raptechnisch präsentiert es sich souverän, mit zurückgefahrenen slang und mehr als ernst zu nehmend. einige unnötige skits, in denen im gegensatz zu den instrumentals nichts passiert, stören den fluss ein wenig, der ganze rest ist sehr erfrischend und eines der ersten großen highlights im deutschsprachigen rap in diesem jahr.
Mochtest du eigentlich "Ned gscheid"? Das hatte nämlich auch schon alles, was du jetzt als so positiv siehtst.
ja, das ist auch gut
garret bester
Bei Kirsch haben noch alle gehatet…
Zu recht.
Kirsch war ziemlich scheiße und hat einen Eindruck vermittelt, den er selbst (so wie es seinen Aussagen nach aussieht) absolut nicht vermitteln wollte.
Vielleicht kriegt er wirklich noch die Kurve - das Ding mit Goony klang schon nicht schlecht - werde mir beides bald ausgiebiger geben.
ne lass ma bist 1 husi und deine meinung juckt niemanden.
Kirsch ist super und war es auch schon immer.
Niemals.
Wie auch immer, bin froh, dass er den Kurs angepasst hat, macht einen potentiellen Künstler mehr im Deutschrapzirkus.
Und dann auch noch gleich zwei Outputs fast parallel.
Hört hier jemand Keith Ape, Yung Lean oder Spooky Black (:D)?
Nein, Nein, Ja. Spooky Black ballert, aber Bones tötet alles. Immer und überall.
Yung Lean ist genial. Hoover rasiert alles, um mal den Fachterminus anzuwenden. Von Keith Ape kenn ich nur den "It G Ma" Remix.. ist auch ganz geil.
Macht Olivander jetzt etwa einen auf First Mover?
Also ich brauchte erst die Kollabo mit LGoony, um auf den Geschmack zu kommen. "Kirsch" finde ich aber mittlerweile ziemlich geil. Mal sehen, ob das auch auf den wohl ganz anders gelagerten Nachfolger zutrifft.
dürfte dir auch gefallen. klingt einfach frisch alles
Iz kla - das hatten wir hier ja schon geklärt. @Affe
Wobei ich SKINNY und GARBAGE immer noch am besten finde.
Von Keith Ape höre ich eigentlich fast nur das MixtAPE #1, aber da sind einfach ein paar übertriebene Tracks drauf.
Hoert ihr mal ruhig eure Krocha-Musik hier, ich pumpe lieber den Plusmacher, der hier NICHT MAL REZENSIERT wird.
sollte wirklich jetzt mal kommen
Ist ja auch kein gutes Albung... 8)
Die Review muss kommen, sonst wird hier alles auseinandergenommen, nuffsaid.
Craze: Ja, klar, weil Kanye wird der shit. :laugh:
der große craze darf doch nur abfeiern, was vorher schon von der allgood-trend polizei abgenickt wurde
Die 3 von der Tankstelle am Start hier. Wichst ihr ruhig im Kreis auf wacke Deutschrap-Alben, ich drück lieber weiter Purple Reign und Ignaz K.
Obacht! Der lautuser stellt schon einen nordafrikanischen Sexmob zusammen, um dich durch Stuggi zu jagen.
@craze
vorallem der lautuser
Plusis letztes war besser. Hier verschwimmt alles zu einem Brei.
Diese deutlichen Zeichen sprechen für sich, immer wieder aufs neue.
Craze, macht es dich betroffen, dass wir momentan genau die gleiche Musik hören?
Betroffen ist garkein Ausdruck...
a propos austria-rap
schon 2009 kam einer der songs des jahres aus der alpenregion
https://www.youtube.com/watch?v=66h6sFnBXds
Die Vamummtn-Free HipHop
überbeat, krasse stimmung
ist in der gruppe nicht auch ansa drin ?
ja
Achtung, feier das nicht zu hart, sonst kommt die Szenepolizei Baudelauthahn vorbei und zerfiKKKt dich!
Oh Gott, was passiert hier.
sodhahn feiert den song auch