laut.de-Kritik
Wie Premo und Alchemist in Personalunion.
Review von Max Brandl"Über Musik zu reden (bzw. zu schreiben) ist wie zu Architektur zu tanzen", lautet ein Spruch aus der Zitatenkiste. Soll heißen, dass es ein Ding der Unmöglichkeit, zumindest aber müßig sei. Ich habe zwei vortreffliche Gründe zu widersprechen.
Erstens ist es ein Job und zweitens lässt einem DJ Babu mit "Duck Season Vol. 3" gar keine andere Wahl – womit wir schon beim Thema wären: Dieses Album ist wie ein formidabler Beat für einen Rapper: Man muss einfach drüber sprechen.
Soviel sei vorausgeschickt: Wer die Mixtape-Vorgänger Vol. 1 und 2 gefeiert hat, kann, ach was: muss! hier bedenkenlos zugreifen. Nicht einen Nanometer entfernt sich der renommierte Beatjunkie von seinem mehrfach ausgezeichneten Geschick in Sachen Platten cutten und Arrangement.
Im Gegenteil: Auch für die gesamte Produktion der dritten Entenjagd zeichnet das Dilated Peoples-Backbone diesmal höchstselbst verantwortlich. Das Multitalent liefert dabei Beats ab, die einem Premo und Alchemist in Personalunion zur Ehre gereichen und die gefeatureten MCs so nahtlos fitten wie ihre eigene Haut.
Makellos ist selbstredend auch sein Wirken als DJ: Sampling, Juggling und Übergänge könnten perfekter und zeitgleich unterhaltender nicht sein. Dieses Album ist ein 70 Minuten währender Moment der Klarheit darüber, was die hohe Kunst guter Jockey-Arbeit abseits technischer Demonstrationen zu leisten vermag.
Rrrriiii-Bchhhh: Auch sie lässt er uns nicht missen, die obligatorisch-billigen Babu-Trademark-FX. Zusätzlich zu seiner charismatischen Handschrift schafft er es, einem Kaleidoskop gleich, mit wiederkehrenden Elementen neue, spannende Muster zu entwerfen. Ob er nun den Veteranen M.O.P. einen Satz Bläser und Marschtrommeln zur Seite stellt, dem Duo Doom/Price schwelendes 80er-Derivat aufdampft oder einen gebremst die Szene beklagenden Bishop Lamont am Saloon-Klavier begleitet: Keine Schlagart, die der Maestro nicht grandios beherrscht.
Obwohl "Duck Season 3" bestmöglich am Stück genossen wird, seien doch noch ein paar Nummern besonders hervorgehoben: Düster vertonte Straßenpoesie liefern Chace Infinite und Sick Jacken mit "Black & Brown Army", während es einem Termanology schwer macht, den Kopf beim funky Banger "Guns Gon' Blow" stillzuhalten.
Meine persönlichen Highlights sind zum einen das von Bandkollege Evidence fast schon episch vorgetragene "For Whatever It's Worth", zum anderen Likwit-Buddy Defari auf "That Ain't Gangsta", das Babu als hinterlistigen Cartoon-Anschleicher präsentiert.
Wem strikter Hip Hop, frei von saisonalen Trends, vorgetragen von amtlich beglaubigten dope MCs und produziert sowie veredelt von einem der Größten seiner Zunft am Herzen liegt, greift hier zu. Jeder andere ebenso.
Oder um es an das Eingangszitat anzulehnen: Diese Platte nicht in den Himmel zu loben, käme der Behauptung gleich, das World Trade Center stünde noch.
14 Kommentare
größtenteils: Wort!
höchstwertung wird sicherlich wieder kritisiert
... and rightly so.
die meisten mcs sind soo enttäuschend uninspiriert.
holt euch lieber die ersten beiden teile!
trotzdem schön, dass leute wie babu hier noch ne plattform finden, nachdem mittelklassige dancehall-artists alles einzunehmen scheinen.
Eyy voorsicht Lupay. Wer was gegen Lee "Scratch" Perry sagt oder ihn gar als mittelklassigen Dancehall Artist abtut findet hier bald keine Plattform mehr
ich glaube nicht, dass sich große Kritik hier auftun wird an der höchstwertung, dafür hat das Album bzw. Laut.de nicht das richtige Zielpublikum^^.
Wo wir schon bei Dancehall Artists sind:
Im Übrigen beantrage ich, dass eine Reggae Rubrik geschaffen wird!
nochmals babu: http://taki183.wordpress.com/2008/11/20/dj…
Ist ein gutes Album. Einige Höhen, wenige Tiefen. 4/5 wäre meine Wertung.
momentan wieder duck season 1 in der playlist bei mir... und ich muss festellen dass es klar das dopeste teil ist...