laut.de-Kritik

Die Berliner Techno-Institution entdeckt House.

Review von

Als Techno Anfang der 90er Jahren nach Berlin kommt, hat die neue Musikrichtung im Tresor Club am damals noch unbebauten Potsdamer Platz eines ihrer wichtigsten Zentren. Alle wichtigen DJs aus Detroit bespielen den stickigen Kellerraum. Parallel zum Club entwickelt sich Tresor Records zu einem der bekanntesten Techno Labels. Seither steht der Name Tresor synonym für Techno aus Detroit. Mit der neuen Mix-Serie "Kern Vol. 1" bekommt dieses Image vorsichtig eine neue Facette. Frankreichs DJ Deep mixt ein Set, das seine eigene Vorliebe für House mit einbringt.

Cyril Etienne des Rosaies, wie DJ Deep bürgerlich heißt, gehört seit Jahren zu den wichtigsten DJs und Produzenten aus Frankreich. Aus seinen Releases und DJ-Sets spricht stets eine enorme Hochachtung für die Gründerväter elektronsicher Musik, ganz egal, ob sie nun in Detroit, Chicago oder New York zu Hause waren. In der Rolle des Labels-Chef von Deeply Rooted House hat er während der letzten Dekade eine Reihe von wichtigen Platten veröffentlicht, man denke nur an Ben Klocks Remix des Kerri Chandler-Tracks "Pong".

Für "Kern Vol. 1" begiebt sich DJ Deep zumindest teilweise auf ungewohntes Terrain. Auf seinen bisherigen Compilations bildeten stets klassische House-Tracks den Dreh- und Angelpunkt seiner DJ-Sets. Auf die verzichtet er auch auf "Kern Vol. 1" nicht gänzlich. Armandos "151" landet ziemlich in der Mitte des Mix auf dem Plattenteller. Repräsentativ für das jüngste DJ Deep-Release ist der Acid-House-Klassiker jedoch nicht.

Das können durchweg Tracks für sich beanspruchen, die eine Spur härter zur Sache gehen. Und zwar ganz egal, ob sie nun aus der Techno-Frühphase stammen, wie beispielsweise DJ Hells Track "Allerseelen" im Remix von Jeff Mills oder aber jüngeren Datums sind wie die Produktionen des Argentiniers Jonas Kopp.

Begleitend zum CD-Release der Compilation erscheinen auch zwei Maxis auf Vinyl. Die eine mit dem Titel "The Exclusives" enthält zwei Tracks von Kerri Chandler, die aus derselben Session stammen wie die Tracks seines starken 2008er Albums "Computer Games". Zwei Stücke aus den Studios von Marcelus, einem jungen Talent aus Paris, sowie Maan, einem spanischen Produzenten, die DJ Deep ebenfalls speziell für seinen Mix ausgesucht hat, ergänzen das Vinyl. Ergänzend gibt's noch ein weiteres Vinyl. Die Räritäten stammen unter anderem von den Detroit-Legenden Juan Atkins, Eddie Fowlkes und Santonio.

Trackliste

  1. 1. A.E.S aka Forest / Fowlkes / Santonio – Music In My Head
  2. 2. Santonio – Amnesia
  3. 3. Visions feat. Juan Atkins – Is This Real? (Submission Underground)
  4. 4. Rootstrax – Harlequin (Kerri Chandler Edit)
  5. 5. Maan – Jackin’
  6. 6. Kerri Chandler – Cobal
  7. 7. Phlash – Vaporizer
  8. 8. The Bayara Citizens – Kweyo Electric Dub
  9. 9. Xperiment – Karn Evil #10
  10. 10. Zadig – Maniac Mansion
  11. 11. Will Azada – Easy Does It
  12. 12. Armando – 151
  13. 13. The Traveller – A100
  14. 14. DJ Gregory – Head Talking
  15. 15. Ø Phase – Binary Opposition (Ben Klock Process)
  16. 16. Jonas Kopp – Reforce
  17. 17. Bleak – Noon Shape
  18. 18. DJ Hell – Allerseelen (Jeff Mills Remix)
  19. 19. Truncate – Diffraction (Jonas Kopp Remix)
  20. 20. Skudge – Haste
  21. 21. Marcelus – Y02
  22. 22. Deepside – III

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