laut.de-Kritik

Harmlose Chimären aus R'n'B und Reggae.

Review von

Muss Liebe schön sein! So schön, dass man ein komplettes Album mit Schmachtfetzen bestreiten möchte - eine Absicht, die jeder beliebige R'n'B-Künstler mit jeden beliebigen R'n'B-Album zu verfolgen scheint. Kombiniert mit Hip Hop-Beats sprechen die Urheber dann - warum auch immer - gerne von "The Best Of Both Worlds".

Dass Schmuse-Hybriden nicht nur Bastarde von R'n'B und Hip Hop, sondern auch Chimären aus R'n'B und Reggae sein können, bedeutet nun wirklich nicht um die Neuerfindung des Rades. Das beherrschte bereits Terry Linen aus dem FF, und war dabei noch nicht einmal Pionier auf diesem Gebiet.

Da'Ville kompiliert auf "On My Mind" Balladen, mit denen er bereits einige Erfolge verzeichnete, mit frischen Jaul-Nummern. Allein die Lektüre der Trackliste lässt Schlimmstes vermuten. "I'm In Love With You", "And So I Will Wait For You". "All My Life", "My Heart", "Give It Up For My Baby". "Can't Get Over You". Heimatland, sollten die Tunes auch nur ansatzweise so originell sein wie ihre Titel, dann Gute Nacht. "Have You Ever Been In Love?" Ich frage mich langsam auch. Das kann doch nicht wirklich die neue Generation des Lovers Rock sein ...

Der Opener stimmt allerdings gleich ein wenig milder. Zwar wird, wie befürchtet, arg dick aufgetragen. Die hübsche Akustikgitarre geht zwar neben der Dominanz der beiden Stimmen beinahe unter, und doch harmonieren Da'Villes klare Gesangsstimme und Sean Pauls unverwechselbare Art zu toasten vortrefflich, ebenso passen Da'Villes und Marcia Griffiths Vocals in "All My Life" wunderbar Seite an Seite.

Exzellent produziert: "Give It Up For My Baby". Auch, wenn ich langsam aber sicher eine Allergie gegen den Klang von Chimes ausbrüte, gefällt der (ebenfalls auf akustischen Gitarren basierende) Dancehallbeat außerordentlich gut. Ebenso pluckert der Sound von "My Heart" prima ins Gehör. Nicht weiter überraschend, hier Sly Dunbar unter den Musikanten anzutreffen. Zudem verbuche ich "My Grade" auf der Haben-Seite: Auf dem traditionsreichen World-A-Music-Riddim wagt sich Da'Ville ausnahmsweise einmal weg von Liebesfreud und -leid und serviert einen netten Ganja-Tune. Mehr von dieser Sorte: Ich wäre entzückt.

Zweifellos eignet sich Da'Villes Organ bestens zur Interpretation gefühlstriefender Songs: Süß genug, eigen genug und tragfähig genug, um auch ausdauernde Herzensqual durchzustehen, präsentiert sich sein Gesang in "Can't Get Over You". Allerdings - wohlgemerkt befinden wir uns im zweiten Track - beschleicht mich hier bereits maßlose Langeweile. "Missing you like crazy", "how will I get through this" ... und die wenig einfallsreiche Produktion trägt nicht gerade dazu bei, über die tausendfach gehörten Phrasen hinweg zu trösten, die einem hier als "Lyrics" untergejubelt werden.

"Give Thanks For What You've Got": Auch bei diesem lobenswerten Versuch, ein wenig sozialkritisch rüberzukommen, fällt es schwer, der Aufforderung zu folgen. Gar zu glatt präsentiert sich der musikalische Unterbau und raubt dem Text somit jeglichen Biss. Die traurige Tatsache, dass eine ganze Menge Leute kein Abendessen bekommen werden, wurde von anderen schon weitaus berührender vorgetragen.

Inhaltlich flacher als die platteste Flunder schmachtet sich Da'Ville durch das klassische Entschuldigungsszenario von "This Time I Promise", in dem die Gitarren im Schmalz versinken. "And So I Will Wait For You", eine zuckrige, getragene Pianoballade, bietet so dermaßen wenig Neues, dass sie geradezu erschreckend vertraut anmutet. Ich stelle dennoch fest, dass mich das hier demonstrierte Abgleiten in poppigen R'n'B weniger stört als die zuvor zelebrierte Banalisierung von Reggae-Rhythmen.

Dabei bin ich gerade äußerst gnädiger Stimmung: Gebt mir einen pfiffigen Love-Song, und Ihr habt mich. So lange allerdings nur mit Allgemeinplätzen geworfen wird, muss der Harfenspieler der Ying Yang Twins keine Konkurrenz um seinen Platz in meinem Schlafzimmer fürchten.

Trackliste

  1. 1. Always On My Mind (Reprise)
  2. 2. Can't Get Over You
  3. 3. All My Life
  4. 4. I'm In Love With You
  5. 5. And So I Will Wait For You
  6. 6. This Time I Promise
  7. 7. Give Thanks For What You've Got
  8. 8. My Grade
  9. 9. Give It Up For My Baby
  10. 10. Yesterday
  11. 11. Have You Ever Been In Love?
  12. 12. My Heart
  13. 13. Dancehall Lovers Rock
  14. 14. Always On My Mind

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Der Autor des Artikels hat offensichtlich nicht verstanden, dass das Album gewollt kitschig und schmalzig ist, wie das bei der Musikgattung des Lovers Rock schon seit Jahrzehnten ist.
    Da'Ville liefert hier eine sehr gute Leistung ab und es wird hier auch nirgendwo Reggaemusik "banalisiert" (Hier fände ich interessant, was der Autor darunter versteht). Wenn man mit dem Künstler oder der Thematik eines Albums Probleme hat, sollte man eine andere Person, die sich auch darauf einlassen kann um eine Rezension bitten, anstatt einen Verriss zu verfassen. Mir ist völlig bewusst, dass jede Albumkritik stark subjektiv ist, aber durch eure Redaktions-Wertung erweckt ihr doch einen objektiven Eindruck. Aus diesem Grund solltet ihr zumindest mit Interesse an eine Kritik herangehen um solchen Unfug zukünftig zu vermeiden.