laut.de-Kritik

Herbstliche Nebelmusik mit rührendem Unterton.

Review von

Die Widmung im Booklet ist so formuliert, dass man sie ohne Vorkenntnisse nicht wirklich ernst nehmen kann. "To Johanna, for being my constant and inexhaustible heart", ist da zu lesen. Im Begleittext zum Album drückt sich Chris Hooson noch deutlicher aus. "Jedes Stück Musik, das ich mache, handelt von meinem Leben mit Johanna. Von der Erkenntnis, dass ich ohne sie verloren bin, von dem Wissen, dass sie mich am Leben hält. Jeden Song, den ich je geschrieben habe, habe ich für sie geschrieben".

Hoosons musikalische Vorlieben liegen nicht in der Volksmusik oder in schnulzigen Balladen, sondern in Klanglandschaften, die schwer zu definieren sind. Eher Ambient als Pop, selten fröhlich, meist düster, auf jeden Fall in den Tiefen des menschlichen Daseins schürfend. "Welchen Sinn hat das alles?" lautet die Frage, die sein Werk durchzieht.

Mit dem französischen Pianisten Quentin Sirjacq hat 2009 eine neue Schaffensphase seines Projektes Dakota Suite begonnen, das schon seit Ende der 90er Jahre regelmäßig Platten mit entrückten Stimmungen und ebensolchen Coverfotos aus der Linse Johanna Hoosons veröffentlicht. Der Vorsatz diesmal bestand darin, die Stille als Bestandteil der Musik mit einzubinden: "Der Gedanke war, nicht zu spielen, wenn wir nicht mussten. Zwei meiner absoluten Helden – Arvo Pärt und Bill Evans – haben mir beigebracht, dass man nur das spielen soll, was wirklich notwenig ist. Die Stille, die Momente zwischen den Tönen – das ist Johanna", erklärt Hooson.

Zwar bleiben er, seine treue Begleitband und Sirjacq in Hinsicht auf die Länge der Stücke dem Radioformat treu, um Songs im eigentlichen Sinne handelt es sich hier aber nicht. Klavier und Streicher bestimmen das Album, auch gezupfte Konzertgitarren kommen zum Einsatz. Hoosons Stimme ist nur gelegentlich zu hören. Wenn, dann ist sie so unaufdringlich, dass sie eher wie ein weiteres Instrument klingt.

In seiner Verletztheit erinnert Hooson an Robin Proper-Sheppard alias Sophia. Bei beiden gibt es kein Selbstmitleid, beide teilen die persönliche Erkenntnis, dass Leben letztendlich Leiden bedeutet. Während bei Sophia auch mal härtere Töne zum Einsatz kommen, geht es hier aber stets ruhig zu. Eher Kammermusik als Pop, ohne Schlagzeug, nur selten mit einem Bass. Herbstliche Nebelmusik, deren Stimmung das Cover in Grautönen gut darstellt.

"Ich schreibe Songs, um Johanna zu sagen, dass ich weiß, was sie für mich tut. Obwohl ich sie so oft verletzt habe und ihr tiefe emotionale Narben zugefügt habe, weil ich den Weg durch das Leben nicht finde. Weil ich glaube, dass ich nicht auf diese Welt gehöre. Obwohl ich jeden Tag leide und kämpfe, lässt sie mich nicht los. Obwohl ich mich selbst hasse und verabscheue, liebt sie mich. Das hält mich am Leben". Wenn man sich mit Hoosons Musik auseinandergesetzt hat, klingen diese Worte nicht schnulzig, sondern rührend.

Trackliste

CD 1

  1. 1. As Long As Forever Is (Part I)
  2. 2. Where The Tears Go
  3. 3. The Side Of Her Inexhaustible Heart (Part I)
  4. 4. The Side Of Her Inexhaustible Heart (Part II)
  5. 5. The Side Of Her Inexhaustible Heart (Part III)
  6. 6. The Side Of Her Inexhaustible Heart (Part IV)
  7. 7. You Will Take All That I Love
  8. 8. Becoming Less And Less

CD 2

  1. 1. Yes We Will Suffer (Part I)
  2. 2. To Make You Whole Again
  3. 3. The Side Of Her Inexhaustible Heart (Part V)
  4. 4. How Safe We Must Seem
  5. 5. Yes We Will Suffer (Part II)
  6. 6. Yes We Will Suffer (Part III)
  7. 7. Yes We Will Suffer (Part IV)
  8. 8. As Long As Forever Is (Part II)

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