laut.de-Kritik
Pop, Folk und sanfter Rock vom The Black Keys-Chef.
Review von Olaf SchmidtEin unpassenderes Cover hätte sich Dan Auerbach nicht aussuchen können. Denn sein zweites Solo-Album "Waiting On A Song" versprüht nicht den abgebildeten herbstlichen Charme, sondern entspannte Sommerstimmung vom Allerfeinsten. Der Titelsong zu Beginn der Platte gibt die Richtung vor: ein tiefenschmuver 60er-Jahre-Tune schlängelt sich in die Gehörgänge, von fern grüßt fröhlich Onkel Morrison und blickt vielleicht sogar ein wenig neidisch auf diesen Song.
Im Gegensatz zu seiner Hauptband The Black Keys lässt Auerbach den Blues in der Schublade und konzentriert sich auf Pop, etwas Folk und sanften Rock. In "Malibu Man" fabuliert der Barde davon, die Großstadt hinter sich zu lassen und ein Haus an der Küste zu kaufen. Dazu spendiert er ein paar Rodriguez-Gedächtnisgeigen und hübsche Glöckchen, das internationale Erkennungszeichen aller Indie-Musiker. "You and me have always been living in sin" singt der Midwesterner im anschließenden Stück. Die Frage drängt sich auf: Wann? Auf dem Weg vom neuen Anwesen zum Strand?
Glöckchen klingelingeln auch schon wieder durch "Shine On Me", einen Song, der ansonsten mit dem langweiligsten Refrains befremdet, den ich seit langem gehört habe. Andererseits veredelt Ex-Dire-Straits-Mastermind Mark Knopfler das Stück mit seinem unverkennbaren Gitarrenspiel, da kann man nicht böse sein.
Die Sommer-Atmosphäre geht weiter. Selbst, wenn Auerbach sich zum "King Of A One Horse Town" erklärt und von schneebedeckten Bergspitzen und Einsamkeitsgedanken berichtet, hört man immer nur das Rauschen der Wellen am Strand. Im künstlerischen Kontext nennt man das wohl einen gewollten Bruch.
Was man dem Mann aus Akron in Ohio lassen muss: Er versteht etwas von Song-Arrangements. Wie er "Never In My Wildest Dreams" aufbaut, zuerst ganz ruhig, dann mit ein paar gut positionierten Bläsern, das hat schon Klasse. "Cherrybomb" kehrt dann wieder zum gewohnten Sommermelancholie-Gefühl zurück. Dan Auerbach mietet einen roten Sportwagen ohne Verdeck, legt die Acapulco-Charts auf und brettert die Küstenstraße runter, während der Wind seinen Zauselbart zerfönt. Dabei fallen ihm Zeilen ein, die er selbst für witzig hält: "I'm gonna stand by my girl / don't think I won't / I'm gonna stand by my girl / because she'll kill me if I don't". Putzig.
"Waiting On A Song" ist ein geschmeidiges Album geworden, das sicher die eine oder andere laue Sommernacht verschönern wird. Auerbach präsentiert sich nett bis harmlos und beschert uns ein paar schöne Lieder. Allerdings nimmt er dabei in Kauf, dass seine Musik auf Albumlänge ungefähr so viel Substanz besitzt wie ein Becher Bubble-Tea. Wohl bekommt's, die heiße Jahreszeit steht mit dieser Platte in den Startlöchern.
3 Kommentare
Bin gespannt, die Black Keys haben mir immer gut gefallen.
Auerbach ist schon ein Guter, aber mir haben seine Pop-Ausflüge schon auf dem letzten Back Keys Album nicht sonderlich gefallen.
Mir haben die Black Keys nie gefallen.