laut.de-Kritik
Konsequentere Nutzung des Potentials erwünscht!
Review von David HilzendegenFeaturegast auf "Here Comes The Fuzz" und "Version", Platz zwei in den UK-Singlecharts mit "Stop Me", Kollaborationen mit Wiley und Rhymefest. Und trotzdem ruft der Name Daniel Merriweather meist nur fragende Gesichter hervor. Zu eng war die Verkoppelung mit Mentor Mark Ronson, als dass er dessen Hype hätte überstrahlen können.
"Love & War" schafft diesbezüglich Abhilfe, indem es Merriweather aus Ronsons Schatten hievt, ohne dessen Ausnahmetalent in Frage zu stellen. Es ist eine typische Produktion des New Yorkers, perfekt abgestimmt auf den Sänger, teilweise orchestral mit groovendem Soul. 44 Minuten nimmt sich Merriweather vor diesem Hintergrund Zeit, um zu beweisen, dass es ein Fehler war, seinen Namen nicht wenigstens im Hinterkopf abgespeichert zu haben. Zumindest teilweise hat er damit Erfolg.
Der Höhepunkt der Platte ist eines von zwei Stücken, die nicht auf Ronson zurückgehen. Eg White zeichnet verantwortlich für große Gefühle in stimmungsvoller Atmosphäre ohne in Kitsch zu verfallen: Wie sich Merriweather und Adele in "Water And A Flame" ergänzen, fördern und fordern, erinnert an die ganz großen Duette der Musikgeschichte à la Tochter und Vater Sinatra oder Nick Cave und Kylie Minogue. Es bedarf nicht immer einer ausufernden Produktion, manchmal genügt die Kombination zweier außergewöhnlicher Soulstimmen, um Gänsehaut zu schaffen.
So ganz folgt die Platte diesem Credo leider nicht. "Red" wirkt mit seinen pompösen Streichern arg überproduziert und auf Herzschmerz gebürstet. "Could You" kommt mit Textzeilen wie "Could you be my sunshine on a cloudy day?" nicht über den Status eines seichten Popliedchens hinaus. Beides gilt gleichzeitig für "Giving Everything Away For Free".
Dass Streicher auch besser, weil sparsamer, eingesetzt werden können, beweist "Impossible", das mit funky Basslinie und prägnanten Drums den Weg für die Single bereitet. Mit Wale featured "Change" einen weiteren Ronson-Sprößling in einem astreinen Hip Hop-Titel. Beachtlich ist nicht nur die stimmliche Varianz Merriweathers, sondern auch seine Anpassungsfähigkeit. Schließlich macht er neben modernen Soul- und Hip Hop-Stücken auch beim Country eine gute Figur ("Cigarettes").
Einen festen Platz im Hinterkopf hat Merriweather mit dem Debüt jetzt sicher, für die erste Reihe im Popzirkus reicht das allerdings nicht. Dazu wandert "Love & War" streckenweise zu hart an der Schwelle zwischen süßlich-seichtem Pop und abwechslungsreicher Unterhaltung. Immerhin: Potenzial ist vorhanden. Es müsste nur noch konsequenter genutzt werden.
3 Kommentare
finde dieses album besser als die ganze version scheibe von mark ronson selbst.
"water and a flame" habe ich schon öffters paar mal nach einander gehört.
"change" hat mir der örtliche radiosender versaut, davor wars für mich der song des jahres
die leute, denen "version" gefallen hat, werdens auf jeden fall mögen.
5/5
hm klingt ja gar nicht mal so uninteressant. mal reinhören später. das ronson album fand ich mal abgesehn von "Stop Me" auch nicht so prickelnd.
Gutes Album, bestes Lied ist "Water and a flame" dicht gefolgt von "Impossible"... da hat laut.de mal recht gehabt