laut.de-Kritik

Ein alter Truck mit Keuchhusten und ein perfekter Indiepop-Ohrwurm.

Review von

Der groß gewachsene Mann aus Schweden bietet einen außergewöhnlichen Anblick, wenn er Schlagzeug, Gitarre und Mikrophon gleichzeitig bedient. Was sich auf dem Papier nach schlechter Fußgängerzonennummer anhört, entpuppt sich klanglich als Blues mit rockigen Passagen und allerlei elektronischem Gefrickel.

Live wie auch auf seinem vorliegenden dritten Album lässt sich Daniel Norgren von Pelle Nyhage (Orgel) und Anders Grahn (Kontrabass) begleiten. Wobei er viele Stücke mehr oder weniger im Alleingang aufgenommen hat. So beginnt das Album mit dem erfolglosen eineinhalbminütigen Versuch, einen alten Lastwagen zu starten. Im Anschluss jammt Norgren mit sich selbst zehn Minuten lang mit Gitarre, Orgel, Loops, elektronischen Geräuschen und einer kurzen vokalen Passage. "Longest night I ever saw" singt er in der ersten Zeile, und beschreibt gut die Stimmung des Stücks.

Das Highlight des Albums ist ein indiepoppiger Ohrwurm, der sich festsetzt und nicht mehr so schnell loslässt. In zwei Minuten bietet "Whatever Turns You On" alles, was ein Bluesrock-Klassiker ausmacht: ein mitreißendes Riff, eine Stimme mit Nachgröleffekt und einen Text, den man noch vor Ende des Stücks auswendig gelernt hat.

Davor bietet "Once A Queen" entspannt-bekifften Surfsound à la High Llamas, während Norgren in "Driving Ghosts Out Of A Black Buck With A Weld" mit einem Schweißgerät hantiert. "Putting My Tomorrows Behind" lädt zum Stehblues ein. Mit Frauenstimme im Hintergrund im Refrain geht es gar in Richtung Country.

"Black Vultures" klingt dank einer Ziehharmonika wie ein Shanty mit besoffenen Matrosen, "Music Tape" kommt mit einer leicht verstimmten Gitarre melancholisch daher. Die Orgel im verträumten "My Hobo Rambling" könnte aus einer großen Kirche stammen, ganz zum Schluss hustet der Truck vom Opener noch einmal kurz, bevor ein schweres Tor zufällt.

"Buck" ist ein abwechslungsreiches, aber nicht zerstückeltes Album, das den Spannungsbogen aufrecht hält. Die einzige Enttäuschung ist die noble Verpackung mit Hochglanzbildern, die verschwommene Landschaften und Makro-Details abbilden, ohne aber im unmittelbaren Zusammenhang mit der Musik zu stehen. Ansonsten ist Daniel Norgren ein Künstler, der erhöhte Aufmerksamkeit verdient hat. Die Gelegenheiten ist da, denn mit seiner Band tourt er 2013 ausgiebig durch den deutschsprachigen Raum.

Trackliste

  1. 1. Go Play With Him
  2. 2. Howling Around My Happy Home
  3. 3. Once A Queen
  4. 4. Driving Ghosts Out Of Black Buck With A Weld
  5. 5. Putting My Tomorrows Behind
  6. 6. Whatever Turns You On
  7. 7. Black Vultures
  8. 8. Music Tape
  9. 9. I'm A Welder
  10. 10. Tar
  11. 11. Moonshine Got Me
  12. 12. My Hobo Is Rambling
  13. 13. Don't Touch It!

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