laut.de-Kritik
Mit dem Blick zurück zwei Schritte nach vorne.
Review von Kai ButterweckDanko Jones ist ein Gewohnheitstier. Album, Tour, Album, Tour, Album, Tour: Seit mittlerweile 25 Jahren kennt die kanadische Rampensau mit dem Testosteron-Überschuss keinen anderen Rhythmus. Nun keucht die Welt seit über einem Jahr unter einer miefigen Pandemiedecke. Das nahezu komplette Tourleben liegt seit vielen Monaten auf Eis: "Wir waren bis Februar 2020 auf Tour, hatten schon Teile der neuen Songs geschrieben und dann war plötzlich Schluss. Statt im Proberaum zu jammen, wie wir das immer machen, mussten neue Wege her. Das war zu Beginn nicht einfach", erinnert sich Danko.
Glücklicherweise finden der Sänger und seine beiden Mitstreiter John Calabrese (Bass) und Rich Knox (Drums) einen Weg hinaus aus der Dunkelheit. Den angestauten Virus-Frust wandeln sie um in Energie. Diese verewigen sie in Form von elf neuen Songs.
Unter dem aussagekräftigen Titel "Power Trio" vereinen sich alle Band-Trademarks zu einem großen Ganzen, das nach dem nicht ganz so feurigen Vorgänger wieder ordentlich Dampf unterm Kessel hat. "Der Opener "I Want Out" trifft den Nagel nicht nur lyrisch auf den Kopf. Wie immer satt und druckvoll produziert rammen die Powerchords des Maestros alles weg, was sich ihnen in den Weg stellt.
Das bluesig metallische Balzfeuerwerk "Good Lookin'" erinnert mit seinen rotzigen Sprechgesangspassagen und spannenden Riffpassagen an die Anfangstage der Band. Am dollsten gefeiert wird traditionell am "Saturday". Und wer den guten Danko gerne mal wieder mit neuem Output im Radio hören möchte, der darf sich nach knapp zwölf Minuten die Hände reiben.
Rhythmisch wie einst im Jahr des Löwen unterwegs, steuert Danko Jones das "Ship Of Lies" hinaus aufs offene Meer. Für den Showman mit der langen Zunge, der es in den vergangenen Jahren in punkto Nachhaltigkeit etwas schleifen ließ, markiert der Song ein längst überfälliges Ausrufezeichen. "Seht her, ihr Kritiker! Ich habs immer noch drauf!", schallt es zwischen den eigentlichen Zeilen immer wieder mit Nachdruck in die weite Welt hinaus.
Neben den gewohnten Mädchengeschichten lässt Danko Jones diesmal auch etwas tiefer blicken. So bezieht sich das eingängige "Raise From Hell" beispielsweise auf den Mord an George Floyd und die folgenden "Black Lives Matter"-Proteste in Nordamerika. Mit dem wummernden Powerchord-Rocker "Get To You" grenzt sich Danko Jones ab von gängigen Normen und Erwartungshaltungen.
Lässt man den einen oder anderen Filler außen vor ("Blue Jean Denim Jumpsuit", "Let's Rock Together"), kann es "Power Trio" am Ende durchaus mit früheren Highlights wie "Born A Lion", "Rock And Roll Is Black And Blue" oder "Wild Cat" aufnehmen.
Was dem kanadischen Rock-Dreier dieser Tage besonders gut zu Gesicht steht, ist der songwriterische Sprung zurück in die Vergangenheit. Statt nur monoton drauflos zu rocken, spielen Danko Jones wieder gekonnt mit Stilwechseln und unterschiedlichen Dynamiken. Das sorgte bereits auf der Uralt-Compilation "I'm Alive And On Fire" für viel Aufsehen. Zwanzig Jahre später hinterlässt "Power Trio" beinahe genauso große Spuren.
3 Kommentare
Schön geworden. "Raise Some Hell" macht richtig Laune!
Nach dem langweiligen Vorgänger kann die Platte in der Tat wieder an Wild Cat anschließen
Ship of Lies schon ein echtes Brett! Insgesammt aber starkes Album was durchweg gut rockt....
Alles bis zur "Never too loud"-Scheibe war super, damals dachte ich die Band würden sich in meine Liste der "All-Time-Helden" für immer einfinden, doch leider haben Sie mit dem aufgesetzt wirkenden Gesinge von Danko und dem Schlagzeugerwechseln i-wie Ihren Drive verloren für mich.