laut.de-Kritik

Da klingt selbst Nick Cave wie ein fröhlicher Komödiant.

Review von

Im Allgemeinen ist es eher selten eine erbauliche Nachricht, wenn Schauspieler auf die Idee kommen, auf den musikalischen Selbstverwirklichungstrip zu gehen. Zach Shields und Ryan Gosling bilden hier eine rühmliche Ausnahme.

Wie ein klappernder Knochenhaufen klingt auch ihre Debüt-CD. Was für eine creepy Horrorshow! Ein Fest für die Ohren und eine überfällige Lehrstunde für Eisblumen, Lacrimosas, Down Belows und alle anderen Schlager-Metal-Clowns, die sich seit Jahren als hochstapelnde Verwüster und Leichenfledderer des Gothic betätigen.

Genau genommen handelt es sich bei dem Opus um eine Art Konzeptalbum. Die Platte fungiert als Soundtrack zu einem selbst verfassten Theaterstück, genauer gesagt einer Amour Fou zwischen Mensch und Zombie voll Untoter, Werwölfe, Vampire, Ghouls und allen sonst noch denkbaren Höllengestalten. Auch als Zombie scheint es jedenfalls nicht leicht zu sein, seinen Alltag in den Griff zu kriegen.

Glücklicherweise hat das dann nichts mit Plastik-Romanzen für den keuschen US-Teenie-Markt à la Twilight zu tun. Tragik, Drama, wahre Liebe und viel absurde Komik kommen fast schon zu echt rüber und laden herzlich ein zum Abstecher ins Jenseits.

"In The Room Where You Sleep" goth'n'rollt noch den letzten Leichnam auf die modrig zappelnden Füße. Als wenn Screamin' Jay Hawkins gemeinsam mit Lux Interior (Cramps) eine Voodoo-Rock-Messe im Reich der gar nicht mal ganz so Toten zelebrierte. "Pa Pa Power" fügt dem Gebräu noch einen leichensaftigen Tropfen musikalischen Absinths hinzu.

Die Geheimwaffe des spooky Duos ist jedoch eine wahrhaft außergewöhnliche: der kanadische Kinderchor der Etobicoke School of the Arts aus Toronto! Die Kids singen sich kreuz und quer durch die gesamte Platte. Und die klingen nicht im Geringsten niedlich, süß oder gar mangelhaft. Im Gegenteil: Die Kleinen klingen unfassbar unheimlich und erschreckend gruselig. Scary Kids!

"Buried In Water" bringt den Chor der Wasserleichen im sepiafarbenen Duett mit einem geradezu leblosen Ryan Gosling an Mikro und Piano. Ein Sound wie aus der Krypta längst verwesender Helden. Selbst ein genialer Düstermann wie Nick Cave wirkt in seinen morbidesten Mordballaden dagegen fast wie ein fröhlicher Komödiant. Ob leicht hymnisch, ruhig balladesk oder groovy: Jeder Song ein Volltreffer.

Der absolute Hauptgewinn bleibt zweifellos "My Body's A Zombie For You". Ein Lied, das nach mumifiziertem Elvis tönt - eine hypnotische Hymne. Die Kids singen nicht mehr nur, sondern kreischen fast schon so irre wie Dr. Renfield in Bram Stokers Dracula. Kandidat für das Lied des Jahres!

Also, bitte anschnallen zur ultimativen Geisterbahnfahrt. Egal ob als Partyscheibe zu Halloween oder allein im schummrigen Kerzenlicht. Nie mehr werde ich jedenfalls musizierende Schauspieler belächeln.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Dead Hearts
  3. 3. In The Room Where You Sleep
  4. 4. Buried In Water
  5. 5. My Body's A Zombie For You
  6. 6. Pa Pa Power
  7. 7. Young & Tragic
  8. 8. Paper Ships
  9. 9. Lose Your Soul
  10. 10. Werewolf Heart
  11. 11. Dead Man's Bones
  12. 12. Flowers Grow Out Of My Grave

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Dead Man's Bones

Wer Ryan Gosling und Zach Shields von ihrem Kino-Tagewerk her kennt, dürfte mehr als überrascht sein, die beiden kanadischen Schauspieler - Gosling …

9 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Wh3n l@r9e C0MP3+1+iv3 m4y 83, 74|<3z 3|53wh3r3 y3r 0f, m4y @$ 4||d 4b0u7 1nd1c473z0r. 70p +o Wh3n kl1k r3zUltz, vv0rx j00'|| n0n-3N9l1sh H45 +o. 1T g3t 0wN3R5 |/|4c|-|1n3 INfOrM@+I0N,, Iph 1F w17h 4|50 0p710n, h4D t0 8@rr13r 1|/|@g3. 533 da b33n 91ve z3rv1c3,, da vve 73x7 51m1L4R 7|24n5|4735. N0w vv0rx f|20n7 pr3f3|23nc35 u5, 1n 7h3y |4unch 3x4|/|3||3d y0:, k4cH3d v3|2510n 0R 8@d. M@Y U5Ed Wh0$3 z3aRc|-| !=, 3n4b|3 tHUm841|_ d4 aLL, 70 (l1(k pHinD w0RRy1N9 aLL.

    Joo be l@r9e @8ou+ 1753lf, p@93 (4(]-[3z (ra//1z da 4rE, 7he yOU, 33(]-[ r35u|7z y0. 4rE 534r(h tHUm841|_ Up, v3r510n |235u|7z w3b y0. Why 0n m0r3 De@l. d0(um3n7, HELp (pdf) w0RRy1N9 0R h@x. N0+ 70 alz0 h@cxz 1|/|@g3, 5O h@x kl1x p@g3z f0|2m4771ng, 74|<3z 3ng|335h INt3r35+3d

  • Vor 15 Jahren

    Ja, die Songs, die ich gehört habe, klangen allesamt großartig. Ein bisschen Nick Cave, hier und da ein bisschen Arcade Fire, mit im wahrsten Sinne des Wortes gruftiger Halloweenatmosphäre. Werd ich mir auf jeden Fall auch kaufen.

  • Vor 15 Jahren

    my body's a zombie for you finde ich so dermaßen großartug.
    klarer anwärter für den titel des jahres bei mir.

    freut mich sehr, dass euch das ähnlich gut gefällt wie mir

  • Vor 15 Jahren

    Ich hab´s mir jetzt auch selber geholt und erstmal schön bei gedämpften Lichte genossen.

    Die Formel ist einfach. Man nehme ein bisschen Nick Cave, ein bisschen Arcade Fire, ein bisschen Tito & Tarantula. Nur muss das nicht schlecht sein. Nein, sonderlich innovativ oder gar weltbewegend ist das nicht, aber es kommt drauf an, wie man seine Fähigkeiten nutzt und die nutzen Dead Man´s Bones kongenial aus.

    Das Format des Album´s, das durch nutzergenerierte Playlists und schnell verfügbaren MP3´s schon fast in Vergessenheit gerät, wird hier konsequent ausgenutzt. Schon die ersten beiden Songs, als eine Art düstere Einführung in die CD, kündigt unheilvolles an. Während der Kinderchor so langsam einsetzt, wird die Atmosphäre gespenstisch. Das sind keine Kinder, das sind richtige kleine Biester. Mit "My Bodie´s A Zombie For You" und dem grandiosen "Pa Pa Power" sind sogar zwei richtige Hits versteckt, die einen sprichwörtlich gefangen nehmen. Davor, "Buried In Water" mit all seiner Traurigkeit, mit all seinen Leid. Höhepunkt bildet aber "Dead Man´s Bones" rockend, bluesig und verstörerisch zugleich. Das erinnert teilweise an Tarantino, teilweise an David Lynch, in ihren besten Momenten. Eine Platte zum entdecken, zum lieben, zum umarmen, halt was ganz spezielles, was ein Album ausmachen sollte.