laut.de-Kritik
Mit Mathew Jonson auf zu neuen Dub-Ufern.
Review von Daniel StraubDer aus Montreal stammende Produzent Scott Monteith feiert im kommenden Jahr den 15. Geburtstag seines Elektronik-Projekts Deadbeat. Seit den späten 90er Jahren hat der Kanadier mit einer Vielzahl von meist dub-infizierten Releases an seiner Reputation gearbeitet und im Laufe der Zeit unter anderem auf Mathew Jonsons Wagon Repair Label und auf Echocord, dem Outlet des Dänen Kenneth Christiansen releast. Doch die Hochzeiten von Dub-Techno scheinen für Deadbeat vorbei zu sein. Auf "Eight" verzichtet er auf allzu plakative Hall-Effekte und entwickelt seinen Sound in Richtung Minimal weiter.
Scott Monteith macht damit genau das, wovor viele Dub-Techno-Produzenten noch zurückschrecken: Er unterwirft seinen Sound einer Evolution. Und die ist auch dringend notwendig. Nicht so sehr, was die Releases von Deadbeat angeht. Die haben in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt, dass sie Monteiths Studio nicht ohne eingehende Qualitätskontrolle verlassen. Vielmehr weist das gesamte Genre Dub-Techno gewisse Verkrustungen auf, begräbt sich langsam unter einer Flut immer gleicher klingenden Releases, deren Hauptbestandteil meist ein dick aufgetragener Reverb ist.
Mit "Eight" macht es sich Deadbeat zur Aufgabe, Dub-Techno und damit jedes Genre, mit dem er am meisten assoziiert wird, eine neue Richtung zu geben. Die Ergebnisse, dieser Neuausrichtung sind durchaus unterschiedlich. Sie können extrem perkussiv wie bei "Yard" ausfallen oder im Fall von "Lazy Jane" den Bogen hin zu experimentelleren Bass-Sounds schlagen. Bei seinem Vorhaben, sich aus lieb gewonnenen Gewohnheiten und Sicherheit verleihenden künstlerischen Strukturen auszubrechen, kann Deadbeat auf prominente Unterstützung rechnen.
Drei der insgesamt acht Tracks sind in Kollaboration mit anderen Produzenten entstanden. Zwei davon, Danuel Tate und Mathew Jonson, kommen vom kanadischen Techno-Label Wagon Repair. Die beiden haben mit ihrem gemeinsamen Projekt Cobblestone Jazz in der Vergangenheit gezeigt, dass sie herkömmliche Track-Strukturen nur bedingt für relevant halten und an deren Stelle einen sich über Improvisationen fortentwickelnden Sound gestellt.
Eine Arbeitsweise, die sowohl bei "Lazy Jane" als auch bei "Wolves And Angels" anklingt. Mit Dandy Jack gibt sich zudem ein Kooperationspartner die Ehre, der sich in den vergangenen Jahren rar gemacht hat.
Maßgeblich Anteil an den Veröffentlichungen von Deadbeat hat das Berliner Label ~scape. Als es 2010 seinen Betrieb einstellt, hinterlässt das eine Lücke, die Scott Monteith gerne schließen möchte. Kurzerhand gründet er im Jahr darauf mit BLKRTZ sein eigenes Label, mit dem er etwas vom der Philosophie hinter ~scape weiterführt. Noch im selben Jahr erscheint dort mit "Drawn And Quartered" ein erstes Deadbeat-Album mit insgesamt fünf Stücken, von denen es jeder einzelne auf eine Spielzeit jenseits der zehn Minuten Marke bringt.
Jetzt veröffentlicht er dort mit "Eight" bereits seinen zweiten Longplayer. Ein verheißungsvoller Start für ein Label, das sich nicht über Verkaufszahlen definiert.
1 Kommentar
ich habe laut.de schon oft unterstellt, dass sie keine redakteure einstellen, die wirklich ahnung von elektronischer musik haben. aber Straub trifft mit seiner beschreibung von dub techno im jahre 2012 genau ins schwarze. ich höre mir als fan selbst die relativ gleichklingenden releases an, ohne ermüdungserscheinungen zu bekommen. aber es ist schön zu sehen, dass manche künstler versuchen im genre etwas neues zu erschaffen.
erwähnt sei hier noch das letzte deadbeat album 'drawn and quartered', was sich nach stark primalem dub techno angehört hat, sehr viel mehr fokus auf den dub anteil und jazz samples. und zu guter letzt andy stott's 'passed me by', was ebenfalls eine sehr viel rohere form von dub techno war.