laut.de-Kritik
Mauswanderung gen Techhouse und Electro.
Review von Karim ChughtaiAuch wenn im chinesischen Kalender 2009 als Jahr des Büffels gilt, so könnte nach kanadischem Belieben hierfür auch das Tierzeichen der toten Maus gelten. Joel Zimmerman aus Ontario mag mehr Kreativität in sein Album statt in dessen Namensgebung setzen, an Ideen mangelt es dem Rookie allerdings nicht.
Seine wohl beste Idee, sein Icon, stammt trotz alldem von den unübersehbaren Vorbildern Daft Punk (und natürlich Walt Disney). Aufmerksamkeit ist alles, also muss die mindere Ästhetik ordentlich gepimpt werden, damit das was hermacht. Ein speziell angefertigter, überdimensionaler Mäusekopf-Helm bildet die Antwort.
"For Lack Of A Better Name" hat dieses Kino gar nicht nötig. Funktioniert akustisch isoliert wie in seiner audiovisuellen Synthese und setzt weiter auf Spannung. Ein kommendes (richtiges) Album steckt nämlich noch in den mau5 labs, diese Zusammenstellung aus eigenen Tracks soll eigentlich bloß zeigen, wie eine Deadmau5-Show klingt.
Bevor hier des Nagers Überhit zum kollektiven Ausrasten loshämmert, führt "FML" mit dramatischer Drum-Orgie ins elektronische Mauseloch. Eine harte, dumpfe Kick kriecht dabei neben wummernden Bässen durch die Gehörgänge bis in die für Techhouse und Rave zuständigen Gehirnregionen vor.
Entgegen der altbekannten "Ghost'N'Stuff" Instrumentalversion legt darauf das editierte "Moar Ghost'N'Stuff" mit bewährten Sounds und Breaks allerdings neuen Synthie-Schmuck vor, um im Folgetrack Pendulums Rob Swire Landeerlaubnis auf gewohnter Piste zu gewähren. Streicher dazu. Jetzt geht der Flug via Justice. Ohne diesen kitschigen R'n'B-Gesang auch als Direktverbindung erhältlich.
MC Flipside begrüßt den Ankömmling mit "Hi Friend!", mehr Elan im Rap, weniger Effekt auf der Stimme: "All systems go down on the floor, this is what you came here for ... hi friend, hi friend ...". Bleeps und Squeaks bauen sich während des Boots bis in den Tilt-Modus auf.
Nachdem "For Lack Of A Better Name" electroclashig beginnt, zieht es den Mauswanderer nun gen Techhouse, flirtet hier mit Techno, dort mit minimalistischen Elementen. Mit gezügeltem Aufbau und langatmiger Dramaturgie nimmt die zweite Hälfte des Compilers zwei Drittel der Gesamtspielzeit ein, wird kälter, monoton.
"Bot" zieht den perfekten Pfad in den technoiden, dunkleren Landstrich. Zwar lockern Percussions und Klavierflächen in "Soma" das Dickicht etwas auf, die Gangart verweilt jedoch in kühler Electronica. Als letzte Abwechslung kommt "The 16th Hour" mit Felix Da Housecat-Touch gelungen daher. Achtziger, House und Techno in frivoler Dreiecksbeziehung.
Alles in allem legt Deadmau5 ein lebhaftes, gut produziertes Dance-Album vor, das sowohl manche Charts wie auch den ein oder anderen Clubs bedient. Die Songs leiden etwas unter leicht vorausschaubarem Arrangement. Dennoch: wenn eine Live-Show so gut beginnt, dann einfach auf gar keinen Fall zu spät kommen.
3 Kommentare
echt gespannt
Ganz OK. Einige sehr gute Partyknaller wechseln sich mit ein paar Belanglosigkeiten ab. Spaß macht´s trotzdem. 3 Sterne hätte ich auch gegeben.
sehr sehr starkes album!
letzte lied strobe für alle einfach mal anhören! 10 minuten knaller! wieviele geräusche farben und emotionen da durchkommen! schön! (no drugs) ^^