laut.de-Kritik

In trübe Farben getauchte Indie-Songwriterkunst.

Review von

"But there is beauty in the darkest things/and there is hope in the insane" singt der gebürtige Ire im mit atonalen Streicherklängen unterlegten "Red Forests" und bringt mit dieser Zeile sein musikalisches Schaffen auf den Punkt.

Ein dunkler Grundton zieht sich durch den Zweitling des selbsternannten guerilla troubadour. Gleichzeitig versteht er es musikalisch wie lyrisch immer wieder, seiner trüben Weltanschauung hoffnungsfrohe und ungemein zärtliche Momente abzuringen. Der Kreis des Lebens und der Liebe schließt sich bei De Barra erst mit dem Leiden, wobei der Schmerz hörbar überwiegt.

Until The Morning Comes" eröffnet das Album derart ruhig mit der gezupften Gitarre, dass die Griffwechsel zu hören sind. Das ist das perfekte Setting für diese melodramatische Melodielinie und den schaurig-schönen Gesang, der mit seiner Klangfarbe nahe an den Jeff Buckleys heranreicht. Im zweiten Teil komplettieren weiche Drums und Streicher das Arrangement.

Diesem äußerst intensiven Einstieg schließen sich ähnlich geartete Songs wie "On And On" mit rhythmisierenden Handclaps oder das nur von der Akustischen klassisch begleitete "Ghetto 101" nahtlos an. Ob er sich wie im keltisch anmutenden und aufwühlenden "Brightest Star" von der dynamisch geschlagenen Gitarre und dumpfen Percussions begleiten lässt oder wie in "Johanna" dunkle Celloklänge und Glockenschläge die Songs einrahmen; an Eindringlichkeit mangelt es keinem seiner Lieder.

Das liegt zuallererst an der Stimme dieses Singer/Songwriters, die äußerst variationsreich unterschiedlichen emotionalen Zuständen Ausdruck zu verleihen versteht, die Eingängigkeit vermeidet und dem Pathos immer wieder gekonnt den Boden entzieht.

Die bedrohlichen Beats und der verzweifelte, schnell vorgetragene Sprechgesang in "57 Years" spiegelt die Situation eines sich am sozialen Rand befindenden Arbeiters trefflich wieder; dem Abschied von einem geliebten Menschen intoniert er in "Scraps To Feed" dagegen mit überraschend tiefer Stimme.

Mit "The Fire To Scare The Sun" liefert Declan De Barra wahrlich keine leichte Kost ab. Aber er findet zu großartiger Instrumentierung das ideale Maß zwischen melodischer Zugänglichkeit, Theatralik, Verstörung und eben dem Hoffnungsschimmer.

"Das Leben als Künstler gleicht manchmal einem Boxkampf über zwölf Runde; man steigt angeschlagen und erschöpft aus dem Ring, aber auch erleichtert und lebendig", resümiert De Barra. So in etwa klingt diese Platte, die Freunden der zur Schwermut neigenden Indie-Songwriterkunst die Andeutung eines Lächelns ins Gesicht zaubern sollte.

Trackliste

  1. 1. Until The Morning Comes
  2. 2. Brightest Start
  3. 3. On And On
  4. 4. Diamonds
  5. 5. Johanna
  6. 6. Beautiful One
  7. 7. Ghetto 101
  8. 8. 57 Years
  9. 9. Scraps To Feed Bones
  10. 10. Red Forest

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