laut.de-Kritik
Treibende Indie Pop-Beats mit Synthiestreichern.
Review von Mathias MöllerVor zwei Jahren erschien das Delays-Debütalbum "Faded Seaside Glamour", eine Sammlung von Indie-Popperlen. Das Cover prägte damals ein naives Gemälde, das eine Hafenszene darstellte. Einen radikalen Schwenk bietet das Artwork zur zweiten Platte der Band aus Southampton. Auf dickem Hochglanzkarton vor schwarzem Hintergrund ein buntes Kabelgewirr. Sehr Eighties, irgendwie. Doch lässt sich das auch auf den Sound der Delays übertragen?
Der hat sich in der Tat auch gewandelt, wenn auch nicht so sehr wie das bildlich-künstlerische Konzept. Der Opener "You And Me" gaukelt dem Hörer in den ersten Momenten sogar vor, es wäre alles beim Alten. Sänger Greg Gilbert singt mit seiner leicht rauhen Falsettstimme vom bitteren Ende. Doch dann merkt man schnell, wie sehr sich die Delays entwickelt haben: Synthiestreicher gesellen sich zur Stimme, bald darauf nach vorne gehende Drums. Habe ich bei der ersten Platte was von einer rosa Nickelbrille geschrieben? Her damit. Sie passt immer noch.
Dennoch haben die Delays in den letzten zwei Jahren die nächste Ebene erklommen. Deutlich wird das bei "Valentine", einer Up-Tempo-Nummer mit mehr Synthie-Spielereien und zurückhaltend rockenden Gitarren. Pop für Tage in der Sonne, hier und da mit Anleihen von U2, was das Gitarrenspiel angeht. Auch "This Town's Religion" bezeugt das Wachstum der Gruppe, hier passt irgendwie alles, die musikalische Harmonie innerhalb der Band ist deutlich hörbar. Das Rhythmuskonstrukt trägt die Songs sicher, die akzentsetzenden Instrumente Gitarre und Synthesizer beißen sich nicht mit Gilberts Stimme.
"Sink Like A Stone" ist sowas wie ein heimlicher Favorit auf "You See Colours", quasi ein Folksong im Poppelz. Faszinierend ist vor allem, wie selbstverständlich Knöpfchendreher Aaron Gilbert sich mit seinen Tasteninstrumenten austobt. Obwohl in fast jedem Song irgendwelche Streichinstrumente zu hören sind, kommen die Delays nicht auf die Idee, Streicher ins Boot zu holen. Diese Synthetisierung des Sounds unterstreicht die Eigenständigkeit des Delays-Sounds, ebenso wie der Gesang und die treibenden Pop-Beats ein Markenzeichen der Band darstellen.
Auf jeden Fall gelingt es den vier Jungs von der Südküste Englands mit "You See Colours", ihrem frischen Indiepop-Sound einen schönen Twist zu geben, der auch die zweite Langrille zu einer kurzweiligen Angelegenheit macht. Es bedarf sicher keiner Sorge, dass dieser Band die guten Ideen schnell ausgehen werden.
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