laut.de-Kritik

Die junge Dame muss noch etwas an sich arbeiten ...

Review von

"Do you remember when you where seven? And the only thing that you wanted to do was show your mum that you could play the piano ..."

Ihr Faible für Tastenklänge hat sie sich bis heute bewahrt. Tja, "that's the way it is", wie dereinst schon Bruce Hornsby meinte, der in den Achtzigern eine siamesische Zwillingsehe mit seinem Flügel eingegangen war. Und wie der amerikanische Musiker schafft auch sie es nur äußerst dezent, sich vom Schema des einleitenden Geklimpers zu lösen, was sich gleich beim ersten, flüchtigen Hördurchgang störend bemerkbar macht. Ihre sanften Popsongs verharren in balladesken Gefilden, in denen sie über ganz normale Teenager-Probleme, -Ängste oder -Hoffnungen berichtet. Die thematische Durchschnittlichkeit setzt sich in der Musik fort, die hochwertige Mainstream-Produktion führt diese Vorgaben auf den Höhepunkt.

Gesanglich kann sie sich durchaus hören lassen. Die Ausdruckskraft ihres Organs braucht jedoch noch etwas Zeit, um eine breitere Palette an Gefühlen ausdrücken zu können. So bleibt Goodrem auf ihrem Debüt nur die Rolle des schmachtend singenden kleinen Mädchens. Den Job erledigt sie ganz ordentlich, aber mehr auch nicht. Deshalb ist das Ausflippen der Australier ob Deltas Klängen nicht so recht nachzuvollziehen. Bei (bislang) vierzehnfacher Platinauszeichnung des Albums und insgesamt neun der bisherigen fünf Singles, war meine Aufmerksamkeit geweckt, was denn da Großes aus Down Under zu uns kommen mag. Die Ernüchterung breitet sich jedoch schnell aus bei dieser tonalen Eintönigkeit.

Die Grundstimmung von "Innocent Eyes" ist melancholisch und will nicht so recht zu den vorwiegend fröhlichen Bildern des Booklets passen. Es scheint vielmehr, als ob hier eine ambitionierte und talentierte Künstlerin auf der Suche nach ihrem eigenen Stil ist, der sich jedoch (noch) im Verborgenen hält. Den einen oder anderen hübschen Melodiebogen hat Delta trotzdem parat, um ihn mitten ins Herz des Hörers abzufeuern. "Butterfly" und "Not Me, Not I" glänzen mit fast schon an Nik Kershaw erinnerndem Harmoniesport.

Die junge Dame muss noch etwas an sich arbeiten, um die vorhandenen guten Ansätze ausbauen zu können. Also, immer schön fleißig weiter am Piano sitzen und klimpern.

Trackliste

  1. 1. Born To Try
  2. 2. Innocent Eyes
  3. 3. Not Me, Not I
  4. 4. Throw It Away
  5. 5. Lost Without You
  6. 6. Predictable
  7. 7. Butterfly
  8. 8. In My Own Time
  9. 9. My Big Mistake
  10. 10. This Is Not Me
  11. 11. Running Away
  12. 12. A Year Ago Today
  13. 13. Longer
  14. 14. Will You Fall For Me

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